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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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Es gab nie Anlass, schlecht von den Männern zu denken. Cole ist ein guter Seemann.«
    »Ich danke Ihnen, Mr Wickham.«
    »Keine Ursache, Sir.« Der Midshipman wandte sich zum Gehen, hielt dann aber inne. »Es sind auch gute Männer in der Mannschaft, Sir.«
    Hayden horchte auf und lehnte mit der Hand an der Tür der Offiziersmesse. »Daran zweifle ich nicht. Aber warum sagen Sie so etwas?«
    Wickham wirkte plötzlich nachdenklich. »Ich weiß nicht, Sir. Ich glaube, das liegt am Ruf dieses Schiffes ...«
    »Und was für ein Ruf wäre das?«
    »Nun, Sie wissen schon, Mr Hayden. Dass die Besatzung scheu ist und ihr Handwerk nicht versteht.«
    »So sieht man uns also? Nun, dann müssen wir das ändern, oder nicht?«
    Wickham nickte und blühte sichtlich auf. »Nichts wäre mir lieber, Sir.« Der junge Mann tippte an seinen Hut, war schon halb in der Unterkunft der Midshipmen verschwunden, drehte sich dann aber noch einmal zu Hayden um. »Oh, Stuckey hat mich gefragt, was er tun kann, um wieder in Ihrer Gunst zu steigen, Mr Hayden.«
    »Wenn ich ihm beim nächsten Mal einen Befehl erteile, dann soll er mit ›Aye, Sir‹ antworten und sich an die Arbeit machen. Und wenn er nicht weiß, wie die Arbeit gemacht wird, dann soll er sich melden, damit ich jemanden zu ihm schicken kann, der es ihm erklärt. Sagen Sie ihm, er soll nach dem Essen zu mir kommen. Dann fangen wir an, einen Seemann aus ihm zu machen.«
    Als Hayden wieder an Deck stieg, kam der Neuling Stuckey auf ihn zu, deutete eine Verbeugung an und stand mit gesenktem Kopf da.
    »Ich habe gehört, dass Sie ein Matrose werden wollen. Ist das richtig, Stuckey?«
    »Wenn es Ihnen gefällt, Sir.«
    »Das gefällt mir durchaus. Ich werde Sie Aldrich zuteilen. Aber wenn ich sehe, dass Sie Ihren Pflichten nicht nachkommen oder sich nicht richtig anstrengen, Stuckey, dann werden Sie sich wünschen, diese Gelegenheit nicht verpasst zu haben.«
    »Ich werde sie nicht verpassen, Sir«, versprach der große Mann.
    »Dann machen Sie sich ans Werk.«
    Der Mann eilte davon, aber Hayden fürchtete, dass es an Bord noch schlimmere Fälle von Arbeitsverweigerung gab. Außerdem traute er Stuckeys Sinneswandel nicht recht. Der Kerl würde ihm noch weitere Scherereien machen, es sei denn, Haydens Urteilsvermögen hatte gelitten.
    Griffiths kam blass aus dem Lazarett und stieg aus den Tiefen des Schiffs an Deck.
    »Und wie geht es Tawney?«, fragte Hayden den Schiffsarzt, der offenbar nur gekommen war, um ein wenig frische Luft zu schnappen und die blässliche Haut dem Sonnenlicht auszusetzen.
    Griffiths schien die Frage ein wenig zu verwirren, da er mit den Gedanken woanders war, doch dann reagierte er. »Sein Zustand ist seltsam. Er ist bei Bewusstsein, fühlt aber nichts, wenn Sie verstehen, was ich meine. Kein Wort hat er bisher gesagt, aber argwöhnisch verfolgt er jede Bewegung meines Assistenten und von mir, als würden wir ihn jeden Augenblick angreifen. Und dennoch hat sich sein Zustand im Vergleich zu letzter Nacht verbessert. Ich denke, dass er es schafft.«
    Der Tag verflog, ebenso der folgende. Hayden bestellte beim Victualing Yard Proviant und bat das Waffenamt um frisches Schießpulver. Der Leutnant schrieb auch seinen ersten Brief an Philip Stephens - oder besser gesagt an Mr Thomas Banks Esq. - an die Adresse, die der Erste Sekretär ihm genannt hatte. Diese Aufgabe fürchtete er, und jedes Wort, das er mit Tinte aufs Papier brachte, war mit Widerwillen geschrieben. Hayden hatte sich bereit erklärt, Stephens die Berichte zukommen zu lassen, und fühlte sich nun bei einer unehrenhaften Aufgabe der Ehre verpflichtet. Wie er aber wahrheitsgemäß über die Zustände an Bord berichten sollte, ohne Kapitän Hart zu kompromittieren, war ihm ein Rätsel, zumal Hart nicht einmal an Bord war. Doch Stephens hätte ohnehin nichts dagegen, wenn Hart in schlechtem Licht erschien.
 
Verehrter Mr Banks,
 
ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass ich am 23. Juli sicher in Plymouth angekommen bin und mich seither an Bord meines neuen Schiffes, der HMS Themis, befinde, der Fregatte, von der wir bei unserer letzten Begegnung sprachen. Kapitän Hart ist nicht an Bord und wird auch nicht vor unserer Abfahrt zurück erwartet. Während seiner Abwesenheit befand sich das Schiff, wie ich zu meinem Schrecken feststellen musste, in einem Zustand völliger Unordnung. Zwei Masten waren aus den Verankerungen gehoben worden, doch die neuen Masten lagen einfach an Deck, und niemand machte

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