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Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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weiß genau, wozu du fähig bist! Du bist eiskalt!«

»Mama!«, sagte Domenico verzweifelt. »Sei ruhig, bitte! Lass uns nach oben gehen. Papa ist gerade aus dem Krankenhaus gekommen, er ist auch traurig.«
    »Das ist er nicht«, Constanzia machte sich los, »dieser Mann ist niemals traurig. Er kennt keine Gefühle, denn er hat kein Herz.«
    Damit drehte sie sich um und verließ den Salon, gefolgt von Victoria, Rosa, Maria und dem Arzt. Sergio wartete, bis sie den Raum verlassen hatte, dann setzte er sich schwerfällig in einen Sessel.
    »Gib mir einen Whisky, Massimo«, sagte er. Sein Sohn gehorchte, während die anderen schweigend und unbehaglich dastanden. Der unbeherrschte Zornausbruch Constanzias, die sonst immer ruhig und freundlich war, hatte sie alle tief erschüttert.
    »Was starrst du mich so an, Isabelle?«, fragte Sergio die Frau seines Sohnes Massimo. »Denkst du etwa auch, ich hätte Cesare umbringen lassen?«
    »Nein«, die junge Frau schüttelte eilig den Kopf, »natürlich nicht. Es ist nur schrecklich, Mama so leiden zu sehen. Sie hat sehr an Cesare gehangen.«
    »Ja, ich weiß«, erwiderte Sergio, »es ist schlimm für sie. Sie kann den Tod nicht akzeptieren. Genauso hat sie mir damals die Schuld am Tod ihres Vaters, der an Krebs gestorben ist, gegeben. Sie wird sich wieder beruhigen.«
    ***
    Alex saß an ihrem Schreibtisch und las einen Artikel über den Selbstmord Cesare Vitalis in der New York Times . Mit einem Schaudern erinnerte sie sich an die erste und einzige Begegnung mit Sergios jüngstem Sohn, die sehr verhängnisvoll für sie hätte enden können. Sie war nicht sehr betroffen über den Tod des jungen Mannes, der ihr ausgesprochen unsympathisch gewesen war. Marcia blickte zur Tür herein.
    »Mr Vitali ist am Telefon«, flüsterte sie dramatisch, »und Mr St. John bittet um Rückruf. Dringend.«
    »Danke«, Alex nahm den Hörer. Seit drei Tagen hatte sie auf eine Nachricht von Sergio gewartet. Die Ereignisse schienen sich zu überschlagen. Erst das Attentat auf Sergio, dann der Tod seines Sohnes und nun, nachdem man angeblich den Attentäter gefunden hatte, beherrschte eine Erpressung die Schlagzeilen der Zeitungen. Alex wusste genau, dass die Männer in dem Auto keine ehemaligen Leibwächter gewesen waren, aber vielleicht war es besser, wenn niemand davon erfuhr. Sie zumindest verbot sich jeden Gedanken an die fürchterliche Nacht.
    »Sergio?«, sagte sie.
    »Nein. Hier ist Massimo Vitali.«
    »Oh. Wie geht es Ihrem Vater?«
    »Besser. Er möchte Sie sehen, Alex. Wenn es Ihnen möglich ist, sofort.«
    »Ich habe sehr viel zu tun«, sagte Alex ausweichend. Sie wollte Sergio nicht sehen.
    »Es ist wichtig. Mein Vater bittet Sie, zu ihm in die Park Avenue zu kommen. Wenn Sie möchten, schicke ich Ihnen einen Wagen.«
    »Nein, das ist nicht nötig. Ich nehme ein Taxi«, antwortete Alex, »und Massimo – das mit Ihrem Bruder tut mir sehr leid. Ich habe es heute in der Zeitung gelesen.«
    »Danke«, sagte Sergios Sohn mit derselben kalten Stimme, wie sein Vater sie manchmal hatte, »wann werden Sie hier sein?«
    »In einer Stunde.«
    Alex stand kurz entschlossen auf. Besser, sie brachte den Besuch bei Sergio sofort hinter sich, anstatt ihn vor sich herzuschieben. Mark Ashtons Platz im Handelsraum war leer, aber Alex traf ihn unten in der Halle. Er kam gerade vom Lunch.
    »Haben Sie Oliver erreicht?«
    »Ich treffe mich am Wochenende mit ihm«, erwiderte Mark, »er hat gesagt, er würde mir helfen, wenn er kann.«
    Da fiel Alex noch etwas ein.
    »Hat St. John Sie heute zufällig nach Syncrotron gefragt?«
    »Ja«, Mark blickte seine Chefin überrascht an, »das hat er tatsächlich. Ist das ein neuer Kunde?«
    »Nein«, Alex grinste und zwinkerte ihm zu, »es ist ein Teil meines Plans. Wir werden Mr St. John in eine hübsche Sackgasse locken, um zu sehen, was passiert.«
    ***
    Sergio lag auf der Couch in seinem Appartement in der Park Avenue. Stundenlang hatte er ein Telefongespräch nach dem anderen geführt, um sich der Loyalität seiner ›Freunde‹ zu versichern, doch das Ergebnis war in fast allen Fällen niederschmetternd. Die meisten hatten sich mit fadenscheinigen Ausreden verleugnen lassen und die Männer, mit denen er sprechen konnte, gaben sich zurückhaltend, wenn nicht gar abweisend. Den ganzen Morgen waren Luca, Massimo und Nelson damit beschäftigt, alle möglichen Leute anzurufen.
    »Fred Schumer ist nicht im Büro«, Nelson legte den Telefonhörer auf, »seine Sekretärin

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