Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien
ein Streit zwischen dem kolumbianischenDrogenkartell und der hiesigen Unterwelt anbahnt. Dann werden drei Männer am Hafen erschossen, Italiener, die, wenn man es genau untersuchen würde, garantiert Vitalis Leute waren.«
Er schaltete den Fernseher ab.
»Vitali ist verschwunden. Sicherlich ist er verletzt, deshalb hört und sieht man nichts von ihm. Verdammt, das gehört alles zusammen. Aber außer uns will das wohl niemand wahrhaben.«
»Wie will dieser Typ gleichzeitig das Auto gesteuert und mit einer Kalaschnikow aus dem offenen Fenster geschossen haben?« Frank schüttelte den Kopf.
»Mir scheint, es gibt Leute, denen es ganz gut in den Kram passt, wenn sich alles so einfach auflöst«, sagte Nick, »diese ganze Sache ist ...«
Das Telefon summte und er drückte auf den Knopf der Gegensprechanlage.
»Es ist Eugene Varelli«, sagte Allie, »er sagt, es wäre dringend.«
»Okay, stellen Sie durch.«
Eugene Varelli war der Leiter der Gesundheitsbehörde.
»Hallo, Nick«, sagte er, »es tut mir leid, dass ich Sie belästigen muss, aber es sieht so aus, als hätten wir ein ernsthaftes Problem.«
»Na, wunderbar.« Nick verdrehte die Augen und stellte das Telefon laut, damit Frank mithören konnte. »Um was für ein Problem handelt es sich diesmal?«
»Wir hatten heute einen Erpresserbrief in der Post, anonym, deshalb haben meine Leute ihn nicht ernst genommen«, sagte Varelli, »aber vor einer Stunde erhielt ich einen Anruf. Ein Mann droht damit, Lebensmittel mit Milzbranderregern zu infizieren. Er nannte mir Adressen von zwei Läden in Queens und Morningside Heights. Es soll sich um tiefgefrorene Hamburger der Marke Freezo handeln. Ich habe Leute hingeschickt, die alle in Frage kommenden Produkte zur Überprüfung mitnehmen.«
»Na wunderbar.«
»Wir nehmen diese Sache ziemlich ernst, Nick. Der Mann klang nicht wie ein Verrückter, außerdem hat er ganz konkrete Forderungen und kündigte an, die Sache an die Öffentlichkeit zu bringen.«
»Und was fordert er?«
»Drei Millionen Dollar auf ein Nummernkonto im Ausland. Und ...«
»Und was?«
»Ihren Rücktritt.«
»Aha. Aber das Geld will er nicht von mir persönlich haben, oder?«
»Ich halte Zynismus in dieser Situation nicht für angebracht«, erwiderte Varelli steif. »Wie sollen wir weiter vorgehen?«
Nick warf Frank einen Blick zu, dann seufzte er.
»Informieren Sie die Polizei und das Bundesgesundheitsministerium. Und das FBI.«
»Okay.«
»Ach, Eugene«, sagte Nick, »halten Sie mich auf dem Laufenden.«
Er hängte ein. Einen Moment herrschte Ruhe, dann sprang Nick unvermittelt auf.
»Vitali lässt die Artillerie aufmarschieren«, sagte er. »Ich verwette meine rechte Hand dafür, dass diese Erpressung nur ein Ablenkungsmanöver ist, um den Tod von Cesare und das Attentat aus den Schlagzeilen zu verdrängen.«
Frank machte ein besorgtes Gesicht.
»Und wenn es sich um einen echten Erpresser handelt?«
»Dann«, Nick grinste müde, »trete ich zurück und werde den Rest meines Lebens mit Golfspielen und Fliegenfischen verbringen. Und ich werde mich nicht nach Sodom und Gomorrha umdrehen, das schwöre ich Ihnen, Frank.«
***
Natürlich war die Geschichte von der Erpressung und den vergifteten Lebensmitteln trotz höchster Geheimhaltungsstufe bis zur Presse durchgesickert. Die Reaktion der Bevölkerung grenzte an Hysterie und die Medien trugen noch dazu bei, die Panik zu schüren. Die Presse konzentrierte sich auf den anonymen Erpresser und seine seltsamen Forderungen. Aus den verstaubten Archiven der Fernsehsender wurden Dokumentationen hervorgekramt, die Menschen zeigten, die an Milzbrand erkrankt waren. Es gab Berichte über die Gefährlichkeit von Milzbranderregern, Interviews mit irgendwelchen obskuren Spezialisten, die bestätigten, dass die Krankheit in zwei bis drei Tagen zum sicheren Tod führte. Die Gesundheitsbehörde hatte alle Produkte der Firma Freezo überall in der Stadt beschlagnahmt, was zu heftigen Protesten der Geschäftsführung des Unternehmens führte. Das FBI überprüfte Labors im ganzen Land, um herauszufinden, woher die Erreger stammen könnten, mit denen die Lebensmittel verseucht werden sollten. Der Bürgermeister hatte einen Krisenstab eingerichtet und eine Hotline schalten lassen, bei der sich besorgte Bürger informieren konnten. Die Telefone klingelten unablässig und zahlreiche Familien beschlossen, dass es an der Zeit war, entfernte Verwandte auf dem Land zu besuchen. Die Freeways, die aus der Stadt
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