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Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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unersättlich.« »Das System ist nahezu perfekt«, bemerkte Mark, »eigentlich sollte man denjenigen, der sich so etwas ausdenkt, bewundern.«
    »Das ist wahr«, Oliver schüttelte den Kopf, »und es ist absolut sicher für die Hintermänner. Wenn eine Firma auffliegt, kann man kaum zurückverfolgen, wer dahintersteckt. Die Behörden haben genug zu tun und wenn eine Spur in ein Offshore-Finanzzentrum führt, strecken sie die Waffen und halten sich an die kleinen Fische, die sie im eigenen Land erwischen können.«
    »Trotzdem«, Alex versuchte, äußerlich kühl zu bleiben, wenngleich es in ihrem Inneren brodelte, »Justins Frage ist berechtigt. Ich würde auch gerne herausfinden, was sie mit dem Geld machen. Vitali hat doch schon alles, was man mit Geld nur kaufen kann. Es muss noch einen anderen Grund geben, weshalb er so etwas tut.«
    »Was meinst du?« Oliver warf ihr einen prüfenden Blick zu, aber Alex antwortete nicht. Sie erinnerte sich an ein Gespräch, das sie zufällig während der Wohltätigkeitsveranstaltung im City Plaza Hotel mitangehört hatte. Die Frau des Bausenators von New York City hatte der Gattin von Vincent Levy erzählt, dass sie auf Sergios Kosten Urlaub auf den Caymans gemacht hatten. Hatte sich Sergio auf diese Art und Weise bei McIntyre für eine Gefälligkeit bedankt?
    »Justin«, sagte Alex, »könntest du in den Rechner von Levy & Villiers in Georgetown auf Grand Cayman gelangen?«
    »Ich kann’s versuchen«, er nickte.
    »Was versprichst du dir davon?«, fragte Oliver erstaunt.
    »Vielleicht nichts«, Alex blickte ihn an, »aber vielleicht Material, das dir den Pulitzer-Preis sichert.«
    Oliver grinste. Justins Gesicht verfinsterte sich jedoch nach ein paar Minuten.
    »Ich brauche ein spezielles Passwort, um in den Rechner auf den Caymans zu gelangen«, sagte er.
    »Wieso das? Benutzen Sie ein anderes Betriebssystem?«, fragte Mark.
    »Eine zusätzliche Sicherung«, Justin zuckte die Schultern, »der Rechner ist nicht mit dem in New York vernetzt.«
    Er machte sich an einem anderen Computer zu schaffen.
    »So«, sagte er schließlich, »jetzt können wir schnell was essen gehen. Wenn wir Glück haben, schafft es CryptCrack in der Zwischenzeit, das Passwort zu hacken.«
    »Was ist denn das schon wieder?«, wollte Mark wissen.
    » CryptCrack «, sagte Justin, als sie sein Büro verließen, »ist ein von mir ganz neu entwickeltes Password-Hacking-Programm. Passt mir ganz gut, dass ich es mal wirklich ausprobieren kann.«
    Sie ließen den Rechner mit seiner Sisyphus-Aufgabe alleine und begaben sich in die Mensa des MIT, die in einem anderen Gebäude auf dem Campus untergebracht war. Nach sieben Stunden im Keller unter höchster Anspannung waren sie alle hungrig.
    ***
    Mary Kostidis seufzte. Auch wenn er ihr nichts sagte, merkte sie ihrem Mann in der letzten Zeit immer deutlicher die ungeheure Anspannung an, unter der er stand. Der Tod des jungen Vitali, die Anfeindungen in der Presse, diese seltsame Erpressung, das alles zerrte an seinen Nerven. Gestern Abend, beim Dinner für den kanadischen Botschafter, war Nick für eine Weile wieder ganz der Alte gewesen: unterhaltsam, charmant und gelöst. Doch als Mary später ins Arbeitszimmer gekommen war, in das er mit Ray Howard verschwunden war, hatte sie an seinem Gesichtsausdruck gesehen, dass wieder etwas vorgefallen war. Sie hatte
    ihn später danach gefragt, aber er hatte nur abgewinkt. »Mach dir keine Gedanken«, das waren seine Worte gewesen. Mary machte sich aber Gedanken, denn sie sah, dass er Sorgen hatte. Früher hatte Nick sie an seinem Leben teilhaben lassen. Er hatte Probleme mit ihr besprochen und sie nach ihrer Meinung gefragt, aber in den letzten Wochen und Monaten hatte sich etwas zwischen ihnen verändert. Er sprach nicht mehr mit ihr. Das erste Mal in ihrer langen Ehe wusste Mary Kostidis nicht, was ihren Mann beschäftigte. Aus welchem Grund verschwieg er ihr etwas Wichtiges? Gestern Abend, als sie auf die Terrasse hinausgegangen war, hatte sie für einen kurzen, verrückten Moment den Gedanken gehabt, es gäbe vielleicht eine andere Frau in seinem Leben, von der sie nichts ahnte. Mary hatte den Blick gesehen, mit der ihr Mann Alex Sontheim, diese schöne, hochintelligente Frau, angesehen hatte. Der Ausdruck in seinem Gesicht hatte ihr einen schmerzhaften Stich versetzt. Niemals, solange sie ihn kannte, hatte er sie so hingerissen und fasziniert angesehen. Hatte Nick sich in die junge Frau verliebt? Ohne Zweifel war Alex

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