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Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Justin, seine Finger schwebten über der Tastatur.
    »Zachary St. John«, erwiderte Alex und rieb nervös ihre feuchten Handflächen aneinander. Justin tippte den Namen ein und Sekunden später erschien sein Depotauszug.
    »Deckname: Goldfinger«, Justin grinste.
    »Typisch«, sagte Alex verächtlich und betrachtete staunend, was Zack im Laufe der Jahre angehäuft hatte. Auch bei ihm gab es nur Bareinzahlungen, deren Umfänge Alex den Atem stocken ließ. Zack hatte nicht gekleckert! Das Guthaben seines Kontos belief sich auf stattliche 22 Millionen Dollar.
    »Nicht zu fassen«, sie schüttelte den Kopf. Während der nächsten zwei Stunden arbeiteten sie sich durch sämtliche 54 Geheimkonten des Bankhauses Levy & Villiers in Georgetown auf Grand Cayman. Und das, was sie fanden, schien auf einen der größten Korruptionsfälle aller Zeiten hinzuweisen. Sie stießen auf die Namen von Gouverneur Robert Landford Rhodes, von John de Lancie, dem Bundesstaatsanwalt von New York, von David Norman, einem Vorstandsmitglied der NYSE, und Jerome Harding, dem Chef der New Yorker Polizeibehörde. Greg Tarrance war ein hoher Beamter bei der Strafverfolgungsbehörde der SEC, sein Name war Alex bekannt, denn er tauchte immer wieder im Zusammenhang mit Untersuchungen auf. SenatorHofmann war nur einer von zahlreichen Politikern, die sich einen steuerfreien Nebenverdienst gönnten. Die Einzahlungen auf alle Konten waren immer an denselben Tagen erfolgt und es hatte sich stets um Bargeld gehandelt. Allmählich verstand Alex, was hier vor sich ging, und sie konnte nicht umhin, denjenigen, der sich dieses eigentlich recht einfache, aber dennoch geniale System ersonnen hatte, widerwillig zu bewundern. Wenn Alex St. John von einem bevorstehenden Geschäft unterrichtete, wies dieser Jack Lang, den Broker der eigens für diesen Zweck gegründeten Firma MPM an, Papiere des Unternehmens zu kaufen, das Ziel einer Fusion oder Übernahme werden sollte. Wenn der Kurs der Papiere in die Höhe schoss, weil die Bekanntmachung der bevorstehenden Übernahme erfolgt war, verkaufte Lang und der Ertrag aus diesen Verkäufen wurde bar nach Grand Cayman transportiert, wahrscheinlich von St. John persönlich. Mit einer der Privatmaschinen Vitalis konnte er problemlos den Zoll umgehen und ging ein minimales Risiko ein, entdeckt zu werden. Selbstverständlich war diese Methode der Geldbeschaffung im höchsten Maße illegal, aber man hatte sich abgesichert, denn auf der Schmiergeldliste standen nicht nur hochrangige Richter und Staatsanwälte, sondern ebenso Mitglieder der Börsenaufsichtsbehörde und Vorstände der New Yorker Börse. Falls es tatsächlich einmal Probleme geben sollte, hatte niemand Interesse daran, dem nachzugehen. Alex erinnerte sich lebhaft an PBA Steel. Kein Wunder, dass Sergio sich keine Sorgen gemacht hatte und die Untersuchung bereits nach zwei Tagen ergebnislos im Sande verlaufen war! Sergio bestach die einflussreichsten Männer der Stadt und des Staates, ja, seine Verbindungen reichten bis nach Washington. Ob Kongress, Senat, Justiz-, Finanzund Verteidigungsministerium, überall hatte er seine ›Freunde‹ sitzen, gegen die er mit diesen Kontoauszügen wunderbare Druckmittel in der Hand hatte. Allein der Tatbestand der Bestechlichkeit war für Politiker und Beamte ruinös, aber die Tatsache, dass sie das Geld nicht versteuerten, war als Steuerbetrug und -hinterziehung im höchsten Maße strafbar.
    »Manche kassieren bis zu zehn Riesen im Monat«, staunte Justin. »Dieser hier scheint nicht ganz so wichtig zu sein. Er kriegt nur drei.«
    Alex’ Blick fiel auf den Namen und sie erstarrte. Raymond Howard. Alex dachte an den Mann mit dem schütteren blonden Haar, den sie das erste Mal im City Plaza und dann gestern Abend in Gracie Mansion gesehen hatte. Das war der Mann, nach dem Nick Kostidis suchte! Er ahnte, dass sich ein Spitzel Vitalis in seinem Stab befand, aber er wusste nicht, dass es sich um einen seiner engsten Mitarbeiter handelte. Und dann fiel ihr ein, wo sie ihn zuletzt gesehen hatte. Er und Zack waren zusammen im Luna Luna gewesen, an dem Abend, an dem sie den Maxxam-Deal mit ihren Mitarbeitern gefeiert hatte. Raymond Howard kannte Zack. Jetzt, wo sie es wusste, musste sie es Nick mitteilen. Sie konnte ihn unmöglich weiter im Dunkeln tappen lassen.
    ***
    »Was wirst du jetzt tun?«, fragte Justin, als sie müde und wie gerädert gut 16 Stunden nach ihrer Ankunft das Gebäude des Media Lab verließen. Draußen dämmerte der

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