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Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Tod des Mannes verantwortlich war.«
    Alex hielt den Atem an.
    »Dann kam der Tag, an dem Sergio niedergeschossen wurde. Als Massimo mich anrief, um mir mitzuteilen, dass sein Vater verletzt worden sei, war ich nicht schockiert. Ich wurde nicht hysterisch, nein. Ich habe gelacht . Der Herrgott möge mir verzeihen, aber ich hatte für eine Sekunde gehofft, er sei tot.«
    Sie lächelte verlegen, aber dann verdüsterte sich ihr Gesicht.
    »In derselben Nacht wurde Cesare verhaftet. Als ich erfuhr, dass er ... tot ... war, drehte ich fast durch. Ich war mir sicher, dass Sergio mit seinem Tod zu tun hatte, und das warf ich ihm auch vor, als er ein paar Tage später nach Hause kam. Ich schrie ihn an, sagte lauter hässliche Sachen. All das, was sich in den Jahren in mir aufgestaut hatte, platzte aus mir heraus, und ich begriff, dass es die Wahrheit war, die ich nie hatte sehen wollen.«
    Alex sah die Tränen in Constanzias Augen und sie wusste, was die Frau empfand. Ging es ihr selbst nicht ähnlich?
    »An diesem Tag wurde mir bewusst, dass ich Sergio hasste. Ich wünschte ihm den Tod. Ja, damals habe ich schon den Entschluss gefasst, ihn zu verlassen, aber mir fehlte der Mut. Dann hörte ich vom Attentat auf den Bürgermeister, bei dem seine arme Frau und sein Junge getötet wurden. Ich weiß, wie sehr Sergio Mr Kostidis hasst, und auch wenn er mir niemals etwas von seinen Geschäften erzählt hat, habe ich doch in 30 Jahren genug mitbekommen, um eins und eins zusammenzählen zu können.« Constanzia zuckte die Schultern. »Sergio lässt Leute töten, die ihm im Weg stehen. Ich bin von klein auf daran gewöhnt, dass Menschen sterben, und zwar meistens nicht mit 85 im Bett. Mein Vater war ein Mafioso, meine Brüder und Onkel waren es, aber mein Mann ist der größte von allen, brutaler und rücksichtsloser, als es selbst Lucky Luciano oder Al Capone waren. Er ist ein Verbrecher und ich weiß es. All die Jahre habe ich meiner Jungs wegen alles ertragen, aber seitdem Cesare tot ist, kann ich das nicht mehr. Das ganze Blut, die Gewalt und der Tod – das ist zu viel für mein Gewissen.«
    Alex spürte, wie ihr die Angst wie eine eisige Faust in den Nacken griff. Alle Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen und sie war totenblass.
    »Sergio hat seinen eigenen Sohn umgebracht?«, flüsterte sie entsetzt.
    »Ja«, Constanzia nickte, »natürlich nicht mit eigenen Händen. So etwas tut er nicht, dafür hat er seine Leute, aber ich weiß, dass er es getan hat. Er hat befürchtet, Cesare könnte im Gefängnis unter Druck reden. Mein Junge musste aus demselben Grund sterben wie David Zuckerman oder der Mann von LMI, der angeblich überfahren wurde.«
    Alex schluckte krampfhaft.
    »Gilbert Shanahan?«
    »Ja, so hieß er, glaube ich. Seine Frau hat laut die Wahrheit gesagt. Hätte sie besser den Mund gehalten, die Arme. Sie haben sie in eine psychiatrische Anstalt geschafft und jetzt sitzt sie in der Gummizelle.«
    Alex’ Lippen waren trocken wie Papier, das Entsetzen, das dem Begreifen folgte, war unermesslich. Oliver hatte Recht. Gilbert Shanahan war ermordet worden, weil er das Spiel nicht länger hatte mitspielen und aussteigen wollen. Alex fror plötzlich.
    »Wieso erzählen Sie mir das alles, Mrs Vitali?«, flüsterte sie.
    Constanzia sah sie an.
    »Ich bin gekommen, weil ich Sie warnen und um etwas bitten möchte«, sagte sie. »Ich habe am vergangenen Sonntagabend ein Gespräch mitangehört. Natale Torrinio, einer der Killer, die für Sergio arbeiten, hat ihm erzählt, dass er Sie morgens zusammen mit Mr Kostidis auf dem Friedhof gesehen hat.«
    Alex Finger krampften sich um die Armlehnen des Sessels. Angestrengt versuchte sie, die aufsteigende Panik zu beherrschen. Natale Torrinio. Der Mann mit den gelben Augen.
    »Alex«, sagte Constanzia eindringlich, »Sergio hat genug Leid und Kummer verursacht. Ich wünschte, ich hätte genug Mut gehabt, ihm ein Küchenmesser in sein kaltes Herz zu stoßen, aber dazu war ich zu feige. Ich will, dass ihm jemand sein Handwerk legt. Ich will Rache für meinen toten Sohn und für all das, was dieser Unmensch mir und meiner Familie angetan hat.«
    Sie beugte sich vor und ergriff Alex’ Hand.
    »Ich habe einen Verbündeten«, sie senkte ihre Stimme, »aber er und ich werden es alleine nicht schaffen, wenngleich wir mit unserem Wissen Sergio vernichten könnten. Ich brauche Kontakt zu jemandem, der mächtig und furchtlos genug ist, mich bei dem zu unterstützen, was ich tun muss. Ich kann nicht

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