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Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Belustigung, »dann wurde Sergio am gleichen Tag von seiner Ehefrau und seiner Geliebten verlassen. Das wird seiner Eitelkeit und seinem Stolz einen schweren Schlag versetzen.«
    »Sie haben ihn ... verlassen ?«, fragte Alex ungläubig.
    »Ja«, Constanzia nickte und blickte sie prüfend an.
    »Kommen Sie mit«, Alex dachte an versteckte Wanzen. »Gehen wir auf die Terasse.« Constanzia nahm auf einem der Rattansessel Platz und musterte Alex, die ihr äußerlich nicht unähnlicher sein konnte. Sie schwieg eine Weile, schien zu überlegen, wie sie ihr Anliegen in Worte fassen konnte.
    »Ich kenne Sergio, seitdem wir Kinder waren«, begann sie schließlich. »Wir wuchsen in Little Italy auf, und dort kannte jeder jeden. Ignazio Vitali schickte Sergio auf ein Internat als er sieben war, kurz nachdem sein Bruder Aldo von einer rivalisierenden Bande ermordet worden war.«
    Alex war erstaunt, hatte Sergio ihr doch erzählt, sein Bruder sei an den Folgen einer Krankheit gestorben. Aber eigentlich wunderte es sie nicht, dass er ihr die Wahrheit verschwiegen hatte.
    »Sergio kam erst nach dem Tod seines Vaters zurück in die Stadt«, fuhr Constanzia fort. »Man hatte Ignazio, der als der erste Mann der Genovese-Familie anderen im Weg stand, regelrecht hingerichtet. Mein Vater trat nach seinem Tod dessen Nachfolge an. Ich begriff damals die Feinheiten des Machtgefüges innerhalb der großen Familien in der Stadt nicht. Ich verliebte mich Hals über Kopf in Sergio, als ich ihn auf der Hochzeit einer Freundin wiedersah, und ich konnte es kaum fassen, dass er mich kurze Zeit später heiratete. Ich war taub und blind vor Liebe und hörte nicht auf die Warnungen meines Vaters. Allerdings wurde mir schon nach kurzer Zeit klar, dass er mich nicht liebte.«
    Constanzias Miene verhärtete sich bei der Erinnerung an die Demütigungen, die Sergio ihr zugefügt hatte.
    »Ich war schwanger und mein Mann betrog mich mit jedem billigen Flittchen in der Mulberry Street. Wie es gute italienische Ehefrauen damals taten, sagte ich nichts. Sergio war auch viel zu sehr damit beschäftigt, reich und mächtig zu werden, als dass es ihn interessiert hätte, was ich tat. Er hatte mich einzig aus dem Grund geheiratet, weil ich die Tochter von Carlo Gambino war.«
    Constanzia warf Alex einen forschenden Blick zu.
    »Es wird Sie nicht erstaunen, dass Sergio aus einer der mächtigsten Mafia-Familien der Stadt stammt, oder?«
    »Er hat mir davon erzählt, dass sein Vater ein bekannter Killer war«, erwiderte Alex zurückhaltend.
    »Pah!«, machte Constanzia. »Ignazio Vitali war nicht nur ein einfacher Killer. Er war der gefürchteste Vollstrecker von Lucky Luciano und Dutch Schultz, den er später übrigens selbererschoss. Aber das sind alte Kamellen. Sie sind heute alle lange tot. Sergio kaufte das Haus in Mount Kisco, als er seine ersten Millionen verdient hatte. Es war schrecklich für mich, so weit entfernt von meiner Familie und meinen Freundinnen zu leben, aber Sergio fand, es sei unter seiner Würde, noch länger in der Mulberry Street zu wohnen. Er kaufte die Wohnung in der Park Avenue und kam nur ab und zu hinaus zu mir. Er war schon immer ein rücksichtsloser Egoist und unsere Ehe war nie viel mehr wert als das Papier, auf dem sie besiegelt worden war. Sergio tat immer, was er wollte, und ich wusste vom ersten Tag meiner Ehe an, dass er keiner schönen jungen Frau widerstehen konnte.«
    Alex errötete, aber das schien Constanzia nicht zu bemerken.
    »Die Jahre vergingen, unsere Söhne wurden groß und gingen aus dem Haus. Alle, bis auf Cesare.« Constanzia seufzte schwer. »Sergio hat Cesare immer verachtet. Er war anders als seine Brüder, schwächer und nicht so intelligent. Er war oft in Schwierigkeiten und ich lebte in dauernder Angst vor Sergios Wutanfällen, wenn Cesare wieder einmal etwas angestellt hatte.«
    Sie lächelte traurig, und in ihren großen Augen glänzten die Tränen.
    »Es war an dem Tag von Sergios Geburtstagsfeier, im vergangenen Jahr, Sie erinnern sich sicherlich. Sergio warf Cesare aus dem Haus und Cesare kam nie wieder. Ab und zu rief er mich an, aber ich wusste nicht, wo er lebte und was er tat und machte mir schreckliche Sorgen. Wenn ich versuchte, mit Sergio über den Jungen zu reden, wurde er wütend. Ein paar Tage nach der Feier erfuhr ich, dass man David Zuckerman erschossen hatte. Er und seine Frau waren gute Freunde meines ältesten Sohnes und oft bei uns zu Besuch. Es war mir sofort klar, dass Sergio für den

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