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Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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schon gegangen«, sagte er.
    »Ich habe noch einmal die Presseerklärung zur geplanten Sozialhilfereform überarbeitet«, erwiderte Frank, »und ich habe Ihnen ein paar Argumente aufgeschrieben, die Sie morgen bei dem Gespräch mit Paul Inishan vom Obdachlosenbündnis gebrauchen könnten.«
    »Ach ja«, Nick setzte seine Lesebrille ab und rieb sich die müden Augen, »ich lese es mir morgen früh durch, okay?«
    »Ja, klar.«
    »Was habe ich morgen für Termine?«
    »Um neun Paul Inishan. Das Obdachlosenbündnis hat sich wegen des geplanten Arbeitsdienstes beschwert. Danach die Delegation aus dem Oman. Von zehn bis ungefähr eins. Dann haben Sie einen Termin mit Lucie McMillan von WNBC. Da geht es um die Mülldeponie auf Staten Island. WNBC will einen Bericht darüber senden. Um drei haben Sie einen Termin in Queens, Besichtigung eines neuen Waisenhauses, und um fünf steht die Ehrung der Feuerwehrleute an, die im August in Morningside Heights die Kinder aus dem brennenden Haus gerettet haben.«
    Frank blickte seinen Chef an. Nick sah erschöpft aus, aber das war kein Wunder. Seit der Beerdigung seiner Familie hatte er sich in die Arbeit gestürzt, als wolle er sich umbringen. Von morgens bis nachts jagte ein Termin den anderen. Von Polizisten und Sicherheitsbeamten eskortiert, eilte Nick durch die Stadt, und einige Mitarbeiter begannen schon zu murren, denn der Bürgermeister schien zu vergessen, dass andere Menschen noch etwas anderes vorhatten, als zu arbeiten. Frank fragte sich, wie lange er dieses Tempo noch durchhalten konnte. Er stopfte seinen Terminkalender so voll, dass es schon unmenschlich war, aber es gab niemanden mehr, der ihn bremste. Frank ahnte, dass Nick das tat, um dem Alleinsein und seinen Gedanken zu entkommen. In der Öffentlichkeit ließ er sich seine Gefühle nicht anmerken, er war äußerlich fast so wie früher, doch sobald er sich unbeobachtet wähnte, fiel er regelrecht in sich zusammen. Frank hatte ihn schon mehrmals dabei überrascht,wie er blicklos ins Leere oder das Foto seiner Frau anstarrte.
    »Haben Sie noch einmal darüber nachgedacht, was Alex Sontheim uns erzählt hat?«, fragte Frank nun vorsichtig.
    »Ich denke über nichts anderes nach«, gab Nick nach einer Weile zu, »jeden Tag, wenn ich mit diesen Leuten spreche, denke ich daran und stelle fest, wie falsch und hinterhältig sie sind. Es mag sein, dass Korruption in New York schon immer an der Tagesordnung war, aber ich kann nicht glauben, dass sich selbst der Polizeichef und der Bezirksstaatsanwalt von einem Verbrecher wie Vitali haben kaufen lassen.«
    »Vielleicht kann man tatsächlich etwas tun«, sagte Frank, »für wie realistisch halten Sie die Story?«
    »Für ziemlich realistisch. Weshalb sollte sie sich so etwas ausdenken?«
    »Dann sollten wir nicht länger zögern. Man könnte die Informationen an die Staatsanwaltschaft weitergeben.« Frank setzte sich Nick gegenüber an den Schreibtisch. »Sie hätten endlich die Möglichkeit, Vitali für alles, was er angerichtet hat, zur Rechenschaft zu ziehen!«
    »Frank, ich habe es Ihnen doch schon einmal gesagt«, antwortete Nick ungewöhnlich geduldig. »Meine Familie musste sterben, weil ich wie ein Wahnsinniger hinter Vitali hergejagt bin. Mit dem Schuss auf mich hat er deutlich gemacht, dass er noch immer die Absicht hat, mich zu töten. Es ist ihm bitterernst. Ich werde nicht das Leben dieser Frau, die mir geholfen hat, aufs Spiel setzen.«
    »Mrs Sontheim weiß genau, was sie tut. Sie hat Ihnen die Informationen gegeben, damit Sie etwas unternehmen.«
    »Verdammt!« Nicks Stimme wurde scharf. »Ich nehme jeden Abend Schlaftabletten, damit ich wenigstens ein paar Stunden schlafen kann! Ich stürze mich in die Arbeit, um mich von diesen grässlichen Bildern abzulenken. Mein Herz ist voller Zorn und Rachegelüste, aber wie kann ich noch mehr Schuld auf mein Gewissen laden? Glauben Sie nicht, dass Vitali zögern würde, Alex umzubringen, wenn er erfährt, was sie weiß?«
    »Sie war oder ist immer noch seine Geliebte«, erwiderte Frank. »Wissen Sie überhaupt, ob sie ehrlich zu uns war?«Nick holte tief Luft.
    »Darüber habe ich schon nachgedacht. Aber irgendwie glaube ich, dass sie ehrlich ist. Weshalb hätte sie sonst zu mir auf den Friedhof kommen sollen? Warum hätte sie ihr Leben riskieren sollen, um meines zu retten? Der Schuss hätte sie ohne Weiteres treffen können!«
    »Vielleicht war es ein abgekartetes Spiel, damit Sie genau das glauben.«
    »Sie sind ganz

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