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Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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wohin sie fuhr. Obwohl es ihm heute überhaupt nicht in den Terminplan passte, beorderte er seine Söhne nach Mount Kisco und flog mit dem Hubschrauber ins Westchester County, um festzustellen, was vorgefallen war. Sergio war mörderisch schlechter Laune, nachdem Natale, sein bester Mann, gestern seinen Job verpatzt hatte. Wochenlang hatte es keine Möglichkeit gegeben, an Kostidis heranzukommen, weil er ständig von einem Kordon von Leibwächtern umringt war. Selbst bei der großen Parade auf der 5th Avenue war es unmöglich gewesen, ihn zu erledigen. Natale selbst hatte die Idee gehabt, ihn auf dem Friedhof umzulegen, denn er hatte herausgefunden, dass Kostidis seine Leibwächter nicht mit an das Grab seiner Familie nahm. Es schien eine völlig problemlose Sache zu sein und trotzdem hatte Natale, auf den sonst immer tausendprozentig Verlass war, nicht nur seinen Auftrag vermasselt, sondern war auch noch gesehen worden! Auch das hätte Sergio verschmerzen können, aber Natale hatte behauptet, er habe Alex auf dem Friedhof zusammen mit Kostidis gesehen. Sergio hatte ein Dutzend Mal vergeblich bei ihr zuhause und auf dem Handy angerufen, um schließlichseine Leute zu ihrer Wohnung zu schicken. Und die hatten ihm bestätigt, dass sie nicht da war. Erst um sechs Uhr abends war sie aufgetaucht. Ein Mann mit einem blauen Honda hatte sie nach Hause gebracht. Sergio war einem Tobsuchtsanfall nahe gewesen, als er das erfahren hatte.
    Auf seinem Schreibtisch in seinem Haus im Westchester County fand er einen an ihn adressierten Briefumschlag. Er riss ihn ungeduldig auf und las die wenigen Zeilen, die Constanzia mit ihrer schwungvollen Handschrift an ihn gerichtet hatte. Sergio , hatte sie geschrieben, ich verlasse dich heute. Ich habe mir diese Entscheidung nicht leicht gemacht, aber nach dem Tod von Cesare sehe ich keine Möglichkeit mehr, mein Leben so weiterzuführen, wie ich es bisher getan habe. Meine Söhne brauchen mich nicht mehr, und du, wenn du mich je gebraucht haben solltest, tust es auch nicht mehr. Ich kann das Haus und die Einsamkeit nicht mehr ertragen, deshalb gehe ich. Constanzia.
    Stumm starrte er auf den Brief in seinen Händen. Ein wilder Zorn wallte in ihm auf. Was fiel Constanzia ein? Sie hatte bei Nacht und Nebel die Koffer gepackt, ein Taxi gerufen und war verschwunden, ohne ein Wort darüber zu verlieren. Wütend zerknüllte er das Papier und warf es in den Papierkorb. Seine Söhne und Silvio standen mit betretenen Gesichtern vor dem Schreibtisch. Sergio begann mit grimmigem Gesicht in dem großen Raum auf und ab zu gehen.
    »Wie kann sie das nur tun?«, brüllte er und drehte sich um. »Was fällt ihr ein? Hat sie von mir nicht alles bekommen, was eine Frau sich nur wünschen kann? Habe ich ihr nicht alles gekauft, was sie haben wollte? Sie hat zig Bedienstete und allein drei Autos!«
    »Mama war in den letzten Jahren sehr unglücklich«, bemerkte Domenico vorsichtig. »Und nach Cesares Tod …«
    »Unglücklich, ha!«, fiel Sergio ihm ins Wort. »Sie hat ihn doch zu dem gemacht, was er war! Ein nichtsnutziger, verwöhnter, undankbarer Balg! Und feige und dumm obendrein!«
    Er war in der Stimmung, jemanden mit eigenen Händen umzubringen, deshalb schwiegen die drei Männer, die ihn gut kannten, wohlweislich.
    »Domenico«, befahl Sergio nun, »hol alle Hausangestellten hierher, sofort. Ich will wissen, wo sie hingefahren ist. Das Letzte, was ich mir jetzt noch leisten kann, ist die Schlagzeile, dass meine Frau ...«
    Er verstummte. ... mich verlassen hat. Er brachte es nicht über sich, diesen Satz auszusprechen. Wie konnte Constanzia ihn derart kränken? Wenn er sich von ihr scheiden lassen wollte, dann war das seine Sache, aber dass sie ihm davonlief, war mehr, als seine Eitelkeit ertragen konnte.
    »Du sollst die Leute holen!«, brüllte er seinen jüngeren Sohn an. »Und zwar pronto! «
    Dieser warf ihm einen gekränkten Blick zu und verschwand.
    »Wie konnte sie mir das antun?«, wiederholte Sergio und setzte seinen ruhelosen Gang fort, wie ein Raubtier im Käfig. »Wie kann sie mich so bloßstellen!«
    »Aber Papa«, versuchte Massimo einzuwenden, »sie hat dich doch nicht bloßgestellt. Es weiß doch niemand, außer uns.«
    »Es wird bald aber jeder wissen!«, schrie Sergio. »Jeder wird sich über mich lustig machen!«
    »Ach, das glaube ich nicht.«
    »Halt den Mund!«, fuhr Sergio seinen Sohn unbeherrscht an, sein Gesicht war blass vor Zorn. »Sie macht mich vor meinen Leuten zum Idioten,

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