Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien
vielen bewundernden und neugierigen Blicke der Leute, die ihr gegolten hatten, weil Sergio Vitali den ganzen Abend lang nur Augen für sie gehabt hatte, musste sie grinsen. Sicherlich spekulierte halb New York heute darüber, wer sie war und in welcher Beziehung sie zu Sergio stand. Es war einfach schier unglaublich, wie weit sie es gebracht hatte! Sie fühlte sich wie im siebten Himmel. Das Summen ihres Handys riss sie aus ihren Gedanken.
»Einen wunderschönen guten Tag«, es war Zack und er klang spöttisch, »wie hat dir dein Ausflug in die Welt der Schönen und Reichen gefallen?«
»Was meinst du damit?« Alex stellte sich dumm. Woher konnte Zack schon wissen, wo sie gestern Abend gewesen war?
»Vince hat mir erzählt, dass er dich in Begleitung von Vitali im City Plaza getroffen hat. Er war etwas … überrascht.«
»Ich bin erwachsen. Ich kann mich treffen, mit wem ich will«, erwiderte Alex kühler, als sie es eigentlich beabsichtigt hatte.
»Aber sicher doch, Süße«, Zack lachte auf eine anzügliche Weise, »bist du scharf auf Vitali oder nur auf seine Beziehungen?«
»Das geht dich gar nichts an, Zack«, erwiderte Alex ärgerlich.
»Tut es auch nicht«, gab er zu, »aber ich verstehe jetzt, weshalb du mich immer abwimmelst. Warum solltest du dich auch mit mir abgeben, wenn du den Lottogewinn haben kannst?«
»Spinnst du?«
»Bilde dir nur nichts darauf ein«, sagte Zack und seine Stimme hatte einen gehässigen Beiklang, »Vitali vögelt jede Frau, die ihm gefällt.«
»Bist du etwa sauer, weil du bei mir nicht landen kannst?«
»Unsinn«, Zack lachte, »du bist gar nicht mein Typ.«
Alex lachte auch, wenn auch etwas gezwungen. Zack war gekränkt und zwar nicht, weil sie seine Annäherungsversuche konsequent zurückwies, sondern weil sie dabei war, ihm in gesellschaftlicher Hinsicht den Rang abzulaufen. Sie hatte einen ganzen Abend im City Plaza am Tisch von Vince Levy gesessen und er nicht. Möglicherweise war er auch eifersüchtig auf ihren Erfolg und ihr Ansehen beim Vorstand von LMI. In Zukunft musstesie ihn mit Vorsicht behandeln. Zack war schwer zu durchschauen und es war nicht gut, ihn zum Feind zu haben.
»Hör mal«, sagte er nun, »eigentlich wollte ich mit dir über Micromax reden. Ich habe aus sicherer Quelle erfahren, dass sie gravierende Probleme im Management haben und die Quartalszahlen erheblich geschönt waren. Es gibt ein paar größere Filmgesellschaften, die mehr als scharf auf Micromax sind. Das könnte eine gute Sache werden.«
Alex stutzte. Wollte Zack ihr in ihren Job hereinreden oder wollte er sie mit Informationen ködern?
»Hört sich ganz interessant an«, antwortete sie, »lass uns am Montag darüber reden. Okay?«
»Okay«, Zacks Stimme klang nicht mehr spöttisch oder kränkend, sondern ganz normal, »und Alex, darf ich dir einen Rat geben?«
»Was für einen Rat?«, sie ging innerlich in die Defensive. Er zögerte kurz.
»Lass die Finger von Vitali.«
Schon wieder eine Warnung! Erst Kostidis und nun Zack. Welchen Grund sollte er haben, sie vor Sergio zu warnen? War er einfach eifersüchtig, oder tat sie ihm vielleicht Unrecht?
»Danke, Zack«, sagte sie, »du musst dir keine Sorgen um mich machen. Ich weiß schon, was ich tue.«
»Hoffentlich. Bis Montag dann.«
***
Nelson van Mieren saß schwitzend unter einem Sonnenschirm auf einer der Terrassen von Sergios luxuriöser Villa auf dessen Privatinsel Cinnamon Island, die zum Archipel der British Virgin Islands gehörte. Missmutig beobachtete er, wie sein Boss und diese Alex Sontheim Hand in Hand vom Anlegesteg in der Bucht hinauf zur Villa kamen. Den ganzen Tag waren sie mit Sergios schneeweißer 30-Meter-Yacht Stella Maris , mit der sie vor sechs Tagen hierhergekommen waren, durch die Gewässer um Cinnamon Island gekreuzt, während Nelson sinnlos herumsaß. Sergio hatte ihn gestern Morgen in New York angerufen und ihn herbeordert, obwohl er genau wusste, dass Nelson dasKlima und die ganze Insel hasste. Er war unverzüglich nach Tertola geflogen und von dort aus mit dem Helikopter auf die Insel, nur um den ganzen Abend lang das fünfte Rad am Wagen zu sein. Mit wachsender Besorgnis hatte er beobachtet, welche Veränderung mit Sergio vorgegangen war. Sogar für einen Blinden war zu erkennen, wie vernarrt er in dieses blonde Weibsstück war. Nelson hatte gehofft, am gleichen Abend die grässliche Insel wieder verlassen zu können, aber Sergio schien es nicht eilig zu haben, ihm zu sagen, weshalb er so
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