Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien
sich darauf stürzen und wenn erst Kostidis davon erfährt, kann dir niemand mehr helfen. Du bist wirklich ein Vollidiot, Cesare!«
Für einen Moment herrschte Stille in dem kleinen Büro. Cesare grinste dümmlich und verlegen, was Sergio noch wütender machte. Kostidis war seit Jahren hinter ihm her und wartete nur auf eine Schwachstelle, einen kleinen Fehler oder eine unüberlegte Dummheit wie diese, um zuzuschlagen. Sergio wusste nur zu gut, dass Cesares hirnloses Benehmen eines Tages sein ganzes Machtgefüge erschüttern könnte. Bei Körperverletzung drückten die Cops noch ein Auge zu, aber Drogenhandel war ein Verbrechen, bei dem sie empfindlich reagierten. Durch die harte Politik dieses fanatischen Bürgermeisters galt Drogenhandel in NewYork fast schlimmer als Mord und schon die kleinen Crackdealer aus der Bronx oder East Harlem wurden drastisch bestraft.
»Silvio wird dir einen Anwalt besorgen«, sagte Sergio zu seinem Sohn, »einen, der nichts mit uns zu tun hat. Und dann werden wir sehen, was der für dich tun kann. Wenn sich die Cops stur stellen, kann ich auch leider nichts mehr machen.«
»Was soll das heißen?«, Cesare hörte auf zu grinsen.
»Dass du eine Weile in den Knast wanderst«, Sergio erhob sich. Es hatte keinen Sinn, länger mit dem Jungen zu reden. Er wandte sich ab.
»He!« Cesare ergriff seinen Vater an der Schulter, worauf dieser wie elektrisiert herumfuhr und seinen Sohn wegstieß. Die Abscheu und die Eiseskälte in Sergios Augen ließen Cesare zurückweichen. Nie zuvor hatte er den Vater so wütend gesehen.
»Papa, du kannst mich doch nicht …«, begann er.
»Ich habe dir jede erdenkliche Chance gegeben, Cesare«, sagte Sergio mit mühsam beherrschter Stimme. »Ich habe gehofft, dass du eines Tages erwachsen werden und kapieren würdest, worum es im Leben geht. Aber stattdessen prügelst du dich wie ein Kind, kokst und säufst dir das Gehirn weg und wirst immer dümmer. Ich verachte Dummheit. Sie ist das Schlimmste, was es auf Erden gibt.«
Cesare lief rot an und ballte die Fäuste. Sein Vater war der einzige Mensch auf der Welt, den er fürchtete. Aber genauso sehr hasste er ihn auch.
»Tu doch nicht so moralisch!«, schrie er ihn an. »Glaubst du, ich weiß nicht, dass du eine Menge Kohle mit dem Zeug verdienst? Es ist dir doch scheißegal!«
»Stimmt«, Sergio sah ihn kalt an, »ich habe es allerdings selber nie genommen, und ganz sicher habe ich mich niemals mit Drogen von der Polizei erwischen lassen. Das ist der Unterschied.«
»Was soll ich jetzt tun? Ich bin doch dein Sohn! Du musst mir helfen!« In Cesares Augen stand die nackte Panik. Er war todsicher gewesen, dass sein Vater nur ein paar Anrufe tätigen musste, um die Angelegenheit aus der Welt zu schaffen.
»Mir ist schmerzlich bewusst geworden, dass alle meine Bemühungen, aus dir einen vernünftigen Menschen zu machen,verschwendete Zeit sind«, Sergios Stimme troff vor Verachtung. »Du denkst nicht eine Sekunde darüber nach, dass du uns alle in Gefahr bringst. Ich habe keine Lust mehr, für dich die Kohlen aus dem Feuer zu holen. Alles, was ich jemals von dir dafür bekommen habe, ist Undank. Wenn du dich nicht an meine Regeln halten willst, dann kannst du auch nicht erwarten, dass ich dir helfe.«
Cesares Mundwinkel zuckte nervös, der Schweiß rann ihm über das Gesicht. Er fror und schwitzte gleichzeitig.
»Wenn ich in den Knast komme«, sein Blick war lauernd, »und wenn sie mich über dich ausfragen, dann sag ich, was ich über dich weiß.«
Sergios Gesichtszüge gefroren zu Eis. Silvio und Luca wechselten einen bekümmerten Blick. Etwas Schlimmeres hätte er kaum sagen können. Nun bemerkte auch Cesare, dass er einen Fehler gemacht hatte. Der letzte Rest von Selbstsicherheit fiel von ihm ab und ihm sprangen die Tränen in die Augen.
»Papa!«, rief er flehend. »Das wollte ich nicht sagen.«
»Das hast du aber getan.«
»Ich würde nie etwas tun, was dir schaden könnte!«
»Wie solltest du das auch können«, Sergio verzog das Gesicht zu einem verächtlichen Lächeln, »du hast dich doch nie für etwas anderes interessiert, als für Weiber, Drogen und Schlägereien. Mach nur so weiter.«
»Papa!« Cesares Stimme war weinerlich, er streckte die Hände aus. »Ich werde nie wieder Drogen nehmen, das schwöre ich dir! Bitte, geh nicht! Ich bin doch dein Sohn!«
»Bedauerlicherweise bist du das. Ich muss gehen. Ich habe noch Termine«, Sergio sah auf die Uhr. »Luca, du fährst mit mir in die
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