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Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Füßen vor Nässe quatschte. Auf dem Weg würde sie schneller rennen können. Sie warf keinen Blick mehr zurück, sondernkonzentrierte sich darauf, nicht auszurutschen oder hinzufallen, denn dann war sie geliefert. Alex hetzte am Gebäude des Criminal Court vorbei Richtung Foley Square. Sie achtete nicht auf die erstaunten Blicke der wenigen Passanten, als sie am Jacob K. Javits Federal Building und dem Gebäude des US Court of International Trade vorbei stürmte. Ein rascher Blick über die Schulter zeigte ihr, dass ihr die beiden Verfolger dichter auf den Fersen waren, als sie geglaubt hatte. Vor dem Municipal and City Court Building stand eine Gruppe japanischer Touristen mit Regenmänteln und Fotoapparaten unerschrocken im strömenden Regen. Ohne ihr Tempo zu verlangsamen, rannte sie durch die Gruppe hindurch, rempelte einen Mann an, der das Gleichgewicht verlor und hinfiel. Aufgebracht fuchtelten die Japaner mit Schirmen und Fäusten und zwangen so Alex’ Verfolger zum Ausweichen. Das kostete sie ein paar wertvolle Sekunden, in denen Alex die Centre Street überquerte. Autos bremsten mit quietschenden Reifen, als sie, ohne nach rechts oder links zu schauen, über die Fahrbahn lief und am New York State Office Building in die White Street einbog. Allmählich ließen ihre Kräfte nach, sie war völlig außer Atem, aber direkt vor ihr lag der Columbus Park an der Ecke Baxter und Bayard Street. Plötzlich stoppte ein dunkler Wagen direkt neben ihr und drei Männer sprangen heraus. Gehetzt blickte Alex sich um. Vor ihr befanden sich drei Männer, die ihr mit grimmig entschlossenen Gesichtern den Weg versperrten, hinter ihr kamen ihre beiden Verfolger keuchend die White Street entlang gerannt.
    »Bleiben Sie stehen!«, rief einer der Männer aus dem dunklen Auto und breitete die Arme aus, als könne er sie so aufhalten. In dem Augenblick, als ein silberner Dodge aus der White auf die Baxter Street abbog, kam ein Fahrradkurier die Straße hinunter. Er wollte dem Dodge ausweichen, doch das Fahrrad kam auf der nassen Straße zum Rutschen. Der Junge stürzte auf den Asphalt und sein Fahrrad schleuderte Alex vor die Füße. Sie zögerte keine Sekunde, ergriff das Rad und schwang sich in den Sattel. Einer der Männer versuchte noch, sie am Arm zu packen. Mit einer Kraft, die ihr die Angst verlieh, versetzte sie ihm mit aller Wucht einen Tritt in seine empfindlichste Stelle, worauf er ihren Arm mit einem Schmerzensschrei losließ. Alexfuhr in den Columbus Park, sie trat in die Pedale, wie sie es noch nie getan hatte, und sie meinte, ihre Lunge müsse jeden Moment platzen. Nach wenigen Minuten befand sie sich mitten in Chinatown, in dessen Straßen ungeachtet des Regens ein reges Treiben herrschte. An einer Straßenecke ließ sie das Fahrrad stehen und verschwand im Gewirr der Gassen zwischen den Verkaufsständen und fernöstlichen Garküchen.
    ***
    »Sie hat uns abgeschüttelt«, meldete Silvio Bacchiocchi seinem Boss und lehnte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an den Kotflügel des Dodge. Die anderen Männer standen verdrossen und bis auf die Knochen durchnässt um ihn herum. Niemand lachte über das Missgeschick, das Silvio widerfahren war. Diese Frau war ein wirklich rabiates Ding. Es hatte keinen Sinn, die Verfolgung fortzusetzen, denn es war unmöglich, jemanden, der nicht gefunden werden wollte, in Chinatown zu finden. Die Chinesen mochten es überhaupt nicht, wenn man in ihrem Viertel Leute verfolgte. Die Schlitzaugen waren mit jedem solidarisch, der auf der Flucht war, und einer Frau würden sie sicherlich Schutz und Unterschlupf gewähren.
    »Seid ihr zu blöd, eine Frau zu fangen?«, schrie Sergio wütend. »Das gibt’s doch nicht!«
    »Meine Leute haben sie vor der City Hall gesehen. Aber sie ist gerannt wie der Teufel, dann hat sie sich ein Fahrrad von einem Kurierboten geschnappt und ist in Chinatown untergetaucht«, Silvio verschwieg die Tatsache, dass Alex ihm in die Eier getreten hatte.
    »Wenn sie nicht bis spätestens heute Nachmittag vor mir steht«, erwiderte Sergio, »dann mache ich dich persönlich dafür verantwortlich, capito ?«
    »Klar«, Silvio nickte und beendete das Gespräch mit einem resignierten Schulterzucken.
    Sergio schloss für einen Moment die Augen. Alex war wirklich ein schlaues Aas. Unter anderen Umständen hätte er sie für ihren Mut und ihre Cleverness bewundert, aber diesmal stand einfach zu viel auf dem Spiel. Sergio hasste sie, aber gleichzeitig
    sehnte sich irgendetwas in

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