Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien
sein Name steht auch auf der Liste, war acht Jahre lang mein engster Mitarbeiter. Ich hatte mich häufig darüber gewundert, warum viele meiner geheimen Pläne schon bekannt waren, bevor eine Silbe offiziell bekannt gegeben wurde. Howard war Vitalis Maulwurf in meinem Büro.«
Er machte eine kurze Pause und dachte an Raymond Howards Entsetzen, als Mary und Christopher in die Limousine gestiegen waren. Er hatte gewusst, dass in dem Auto eine Bombe war, eine Bombe, die ihm, Nick Kostidis gegolten hatte.
»Howard war es, der Vitali das Versteck von Zuckerman verraten hat. Er war es auch, der ihm die Sanierungspläne für bestimmte Viertel in der South Bronx mitgeteilt hat, worauf Vitali ganze Häuserblocks aufkaufte und seine Leute hinschickte, umdie Bewohner zu vertreiben. Bei einer dieser Entmietungsaktionen wurde Vitalis Sohn verhaftet.«
Lloyd Connors starrte Nick mit offenem Mund an.
»Mrs Sontheim hat mit eigenen Ohren gehört, wie derselbe Mann, der auf dem Friedhof in Brooklyn auf mich geschossen hat, Vitali von dem erledigten Mordauftrag an Zuckerman berichtet hat. Vitali hat Zuckerman töten lassen, weil er befürchten musste, dass bei der Anhörung vor der Grand Jury herauskommen würde, mit welchen Mitteln er die Aufträge für den Bau des World Financial Center bekommen hat. Dazu könnt ihr übrigens auch Paul McIntyre verhören. Er steht auch auf der Liste.«
»Aber de Lancie ...«
»Erinnerst du dich an die Vorfälle auf dem 42. Polizeirevier in der Bronx, in der Nacht als Cesare Vitali verhaftet wurde? Hast du dich nie gewundert, weshalb de Lancie selbst dorthin gefahren ist?«
»Doch.«
»Na bitte. Er musste hinfahren, weil er Vitali verpflichtet ist. Ich war auch da, und das passte ihm gar nicht. Er hat sich damals äußerst seltsam für einen Staatsanwalt benommen und ich sagte ihm auf den Kopf zu, dass ich an seiner Loyalität zweifele.«
Lloyd Connors nickte langsam.
»Es war auch sehr eigenartig, dass man innerhalb weniger Stunden den Mann gefunden hat, der auf Vitali geschossen haben soll. Dazu kam diese obskure Erpressung, mit der Vitali meiner Meinung nach nur von sich und dem Tod seines Sohnes ablenken wollte.«
»Und wer soll wirklich auf ihn geschossen haben?«
»Ich vermute, es waren die Leute vom kolumbianischen Drogenkartell, mit denen Vitali zu dieser Zeit im Clinch lag. Er hatte der Zollfahndung einen Tipp gegeben, worauf eine Ladung Kokain gefunden wurde. Die Schüsse auf Vitali waren die Rache der Kolumbianer. Ich habe es durchschaut, aber ich machte den Fehler, es in aller Öffentlichkeit zu verkünden. Der Beweis, wie gefährlich nahe ich der Wahrheit gekommen war, war das Attentat auf mich.«
»Großer Gott. Nick, weißt du, was das alles bedeutet?«
»Ja«, Nick verzog das Gesicht, »das weiß ich sehr gut. Und ich kenne die Folgen.«
»Aber welche Rolle spielt die Sontheim? Weshalb ist sie verschwunden?«
»Sie hat verständlicherweise Angst nach allem, was geschehen ist.«
Lloyd Connors stand auf und begann, nachdenklich hin- und herzugehen. Er zog die Stirn in Falten und kaute auf seiner Unterlippe.
»Verstehst du, Lloyd«, sagte Nick, »ich bin mir sicher, Vitali hat das Gerücht in die Welt gesetzt, Alex habe diesen St. John erschossen, um von sich abzulenken. Eine Person, die wegen Mordes gesucht wird, ist vor Gericht als Zeugin ziemlich unglaubwürdig.«
Der Staatsanwalt blieb stehen.
»So betrachtet, klingt es wirklich gar nicht mehr so absurd«, er atmete tief ein und wieder aus, »aber ich kann nichts übers Knie brechen. So etwas muss sorgfältig vorbereitet werden.«
»Viel Zeit haben wir aber nicht mehr. Mit jeder Stunde kann Vitali Beweise vernichten.«
Und er kann Alex finden. Und töten ... Nein, daran durfte er jetzt nicht denken. Er durfte vor allen Dingen niemanden merken lassen, wie groß seine Sympathie für die Frau war, die die wichtigste Zeugin in einer der gigantischsten Korruptionsaffären, die es in New York City jemals gegeben hatte, zu sein schien. Connors stand am Tisch, die Hände auf die Tischplatte gestemmt, und starrte auf die vor ihm ausgebreiteten Papiere. Die Minuten verstrichen, bis er sich aufrichtete und Nick ansah.
»Ich weiß nicht, was für eine Lawine wir da lostreten«, sagte er zu Nicks Erleichterung, »aber wir werden dieser Sache auf den Grund gehen.«
***
»Wir haben eine Spur«, verkündete Luca, »sie hat heute Mittag in einem Kaufhaus in Boston eingekauft und mit ihrer Kreditkarte bezahlt.«
Sergio, der
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