Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien
Kostidis etwas unternimmt.«
»Wenn wir bis um neun nichts von den beiden gehört haben, fliege ich vom Flughafen aus gleich nach New York und gehe zu Kostidis«, bot Justin an. »Ich werde ihn davon überzeugen, dass alles, was du ihm gesagt hast, der Wahrheit entspricht. Dann muss er handeln.«
»Hoffentlich ist es bis dahin nicht zu spät«, Alex konnte sich gegen die düsteren Vorahnungen nicht wehren. Sie hatte das Gefühl, dass das Schlimmste noch längst nicht vorbei war.
***
Es war halb elf, als Lloyd Connors, der stellvertretende Bundesstaatsanwalt von Manhattan und des südlichen Distrikts des Staates New York, das Büro des Bürgermeisters betrat.
»Was ist das für eine abenteuerliche Geschichte, Nick?«, fragte er. »Ich hoffe, es ist wirklich so wichtig, wie du sagst, denn meine Frau war ziemlich sauer, als ich ihr sagte, dass ich noch mal weg muss.«
»Danke, dass du gleich gekommen bist«, Nick reichte dem jüngeren Mann die Hand und setzte sich ihm gegenüber an den Konferenztisch in seinem Büro. Connors hatte als frischgebackener Jurist damals im Büro des Bundesstaatsanwalts angefangen, als Nick diese Behörde geleitet hatte. Er besaß Durchsetzungsvermögen, war clever und ehrgeizig. Es wunderte Nick nicht im Geringsten, dass er so schnell die Erfolgsleiter erklommen hatte. Lloyd Connors war zweifellos einer der fähigsten Männer, die es in der New Yorker Staatsanwaltschaft gab.
»Du sagtest am Telefon, dass de Lancie nichts von unserem Treffen erfahren soll. Das hat mich neugierig gemacht. Um was geht es also?«, Connors schlug die Beine übereinander und betrachtete Nick aufmerksam. Er hatte volles blondes Haar und ein angenehmes Lächeln. Früher hatten ihn seine Gegner im Gerichtssaal oft unterschätzt, weil er so harmlos aussah, aber hinter seinem jungenhaften Gesicht steckten ein scharfer Verstand und eine wache Intelligenz.
»Es ist eine äußerst brisante und komplizierte Angelegenheit«, begann Nick, »ich habe endlich etwas gegen Vitali in die Hand bekommen.«
»Schon wieder Vitali?«, sagte Connors mild. »Hast du das immer noch nicht aufgegeben?«
»Ich hatte immer Recht, und das weißt du. Ich konnte nur nie etwas beweisen.«
»Und jetzt kannst du es?« Connors hob die Augenbrauen.
»Ja«, Nick nickte langsam, »ich denke schon. Allerdings ist es eine wirklich große Sache, die weite Kreise ziehen und viele mächtige Männer in dieser Stadt betreffen wird.«
»Du machst mich neugierig.«
»Was würdest du dazu sagen, wenn ich eine Namensliste von Personen hätte, die seit Jahren von Vitali bestochen werden?«
»Interessant. Wie glaubhaft ist diese ... Liste?«
»Es handelt sich um Kontoauszüge von Nummernkonten bei einer Bank auf Grand Cayman«, sagte Nick. »Wie es aussieht, handelt es sich um ein sehr ausgeklügeltes Bestechungssystem.«
»Schriftliche Beweise für gezahlte Bestechungsgelder?«
»Ich halte sie für eine Repressalie gegen die Bestochenen, von der diese aber nichts wissen.«
»Jetzt bin ich wirklich neugierig«, Connors lehnte sich zurück und betrachtete Nick scharf.
»Vor ein paar Wochen kam jemand zu mir. Diese Person arbeitet bei einer großen Investmentfirma an der Wall Street und teilte mir mit, dass sie auf ein groß angelegtes Betrugssystem in ihrer Firma gestoßen wäre, in das sie ohne ihr Wissen verwickelt worden sei. Ich wurde aufmerksam, als der Name Vitali fiel. So wie es aussieht, hat Vitali eine Strohfirma gegründet, über die er mit Informationen, die er von Insidern erhält, große Aktienkäufe tätigt. Die Gewinne dieser Geschäfte wurden bar auf diese geheimen Konten eingezahlt. Diese Firma diente offenbar nur einem einzigen Zweck, nämlich zur Geldbeschaffung für die Bestechung von hochrangigen Politikern und Beamten. Anhand der Einzahlungen auf die Konten kann man klar verfolgen, aus welchem Geschäft die Gelder stammten. Außerdem vermute ich, dass Vitali über diese Strohfirma Drogengeld gewaschen hat.«
»Um welche Summen handelt es sich?«
»Bis zu 50.000 Dollar monatlich, und das über einen Zeitraum von mindestens drei Jahren.«
»Wie verlässlich sind die Informationen?«
»Ich habe die Kontoauszüge.«
»Ist die Person, die sie dir besorgt hat, bereit, vor Gericht auszusagen?«
»Tja«, Nick zuckte die Schultern, »ehrlich gesagt, weiß ich das nicht.«
»Sagst du mir, welche Namen auf der Liste stehen?«
»Lloyd«, Nick erhob sich und sah den Staatsanwalt an, »es ist eine lebensgefährliche Sache für
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