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Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Regen vor den Fensterscheiben verwandelte sich in Schnee, der bereits in einer dünnen Schicht auf dem nassen Rasen liegen blieb. Seine Gedanken eilten zurück zu den Tagenseiner Jugend. Wäre sein Leben genauso verlaufen, wenn er damals gewusst hätte, was er heute wusste? Er zuckte die Schultern. Seine Entscheidung stand fest. Langsam lud er die Pistole durch, dann schloss er die Augen, presste die Mündung der Waffe an seine Schläfe und drückte ab.
    ***
    Es war der Tag, an dem der große Christbaum vor dem Rockefeller Center aufgestellt und feierlich eingeweiht werden sollte. Die ganze Stadt war erfüllt von vorweihnachtlicher Hektik und erstrahlte im Glanz Tausender Lämpchen. Es war kälter geworden, der Regen der vergangenen Tage wurde zu dicken, nassen Schneeflocken. Nick Kostidis stand mit einer Tasse Kaffee in der Hand am Fenster seines Büros und starrte ins Leere. Die ganze Nacht über hatten sie gearbeitet, denn Lloyd Connors hatte Nicks Büro vorübergehend als improvisierte Kommandozentrale für die geplante Operation ausgewählt. Die Vorbereitungen für den ersten Schlag im Vernichtungsfeldzug gegen Sergio Vitali waren in vollem Gange. Noch in der Nacht hatte Connors vertrauenswürdige Mitarbeiter in die City Hall beordert, sie hatten damit begonnen, die Unterlagen, die Alex ihnen beschafft hatte, auszuwerten. Einige Namen auf den Kontoauszügen waren ihnen unbekannt, aber es war klar, dass auch diese Leute wichtige Ämter bekleiden mussten. Nick und Connors waren sich einig, dass sie so schnell wie möglich handeln mussten, um Vitali keinen weiteren Vorsprung zu geben. Noch in der Nacht hatten sie mit Gordon Engels, dem stellvertretenden Generalstaatsanwalt der Vereinigten Staaten in Washington, der die Leitung der USMarshals innehatte, telefoniert und ihm den brisanten Fall in kurzen Worten dargelegt. Nick kannte Engels, dessen Job er vor einigen Jahren selbst einmal gemacht hatte, persönlich gut und zweifelte nicht an seiner Integrität. Engels wollte am nächsten Morgen sofort mit seinen besten Leuten persönlich nach New York kommen. Da Nick und Connors klar war, dass sie durch die Verstrickung Jerome Hardings in die Affäre das New Yorker Policedepartment vorerst nicht in die geheimen Ermittlungen miteinbeziehen konnten, hatten sie sich an das FBI mit der Bitteum Hilfe gewandt. Der stellvertretende Direktor des FBI persönlich, Tate Jenkins, würde am frühen Vormittag in der Stadt eintreffen, gemeinsam mit zwei Agenten von ABSCAM, der Einrichtung des FBI, die verdeckte Operationen gegen Staatsbeamte durchführte. Nick trank den letzten Schluck Kaffee und verzog das Gesicht. Früher hatte er Tage wie den heutigen geliebt. Die feierliche Illumination der 50 Meter hohen Tanne vor dem Rockefeller-Center war eine angenehme Verpflichtung, die ihm Spaß gemacht hatte, aber heute war es ihm gleichgültig. Zu den diversen Veranstaltungen in den verschiedenen Stadtteilen hatte er seine Vertreter geschickt und würde selbst nur am späten Vormittag zum Rockefeller-Center fahren. Einmal hatte er sich in der vergangenen Nacht bei dem Gedanken ertappt, dass er Mary anrufen wollte, um ihr mitzuteilen, dass er wahrscheinlich nicht nach Hause kommen würde. Das hatte er früher, während seiner Zeit als Staatsanwalt, öfter tun müssen, aber diesmal war ihm schmerzlich bewusst geworden, dass Mary nicht mehr auf ihn wartete. Niemand wartete mehr auf ihn und es gab auch kein Zuhause mehr. Nick stieß einen gequälten Seufzer aus. Zu seinem Schmerz und der Einsamkeit gesellte sich ein durchdringendes Gefühl der Unzulänglichkeit. Er wusste selbst, wie albern es war, wenn er sich einbildete, dass Alex mehr für ihn empfand als bloße Sympathie. Sie war mit 38 Jahren 16 Jahre jünger als er. Er hatte in ihr Mitgefühl, das sie ihm entgegengebracht hatte, mehr hineininterpretiert als tatsächlich vorhanden war. Wahrscheinlich empfand er mehr für die junge Frau als sie für ihn, und das beunruhigte ihn, denn er befürchtete, dass seine Zuneigung seinen Sinn für die Realität trüben könnte.
    »Ich kann es immer noch nicht fassen«, sagte Lloyd Connors in diesem Augenblick. Er hatte seine Füße auf die Tischplatte gelegt und die Ärmel seines Hemdes hochgekrempelt. Wie alle Anwesenden hatte er rotgeränderte Augen und nippte an einer der unzähligen Tassen Kaffee, die er im Verlauf der Nacht getrunken hatte.
    »Das kann das größte Ding seit Watergate werden.«
    »Es sieht fast so aus«, Nick wandte sich vom

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