Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien
Tür hinter ihm ins Schloss fiel, presste Alex ihr Gesicht ins Kopfkissen und begann zu weinen.
***
»Da ist er«, sagte Luca, als der Mann mit Lederjacke und Baseballkappe aus der Eingangstür des Hotels trat. Er war erleichtert, dass er Kostidis gefunden hatte und hoffte, dass der Bürgermeister tatsächlich bei Alex gewesen war. Möglicherweise war es ein Irrtum und er hatte die Nacht bei einer anderen Frau verbracht. Sergio Vitali saß schweigend auf dem Rücksitz des Wagens. Er hatte in den zwei Stunden, in denen sie bereits im Auto schräg gegenüber dem Hotel saßen, kein einziges Wort gesagt. Seine Miene war ausdruckslos, doch in seinem Inneren brodelte der Zorn so heiß wie ein Vulkan. Wenn es sich herausstellen sollte, dass es Alex war, bei der Kostidis gewesen war, dann würde er sie umbringen.
»Okay«, sagte Luca, »gehen wir rein.«
Sergio nickte und stieg aus. In ein paar Minuten würde er es wissen.
***
Alex zuckte zusammen, als es an der Tür klopfte. Sie hatte sich geduscht und angezogen und wollte gerade ihren Koffer packen.
»Wer ist da?«, rief sie.
»Ich bin’s. Nick.«
Alex spürte, wie ihr Herz vor Freude klopfte. Nick war noch einmal zurückgekommen! Sie wischte sich die Tränen vom Gesicht. Lächelnd öffnete sie die Tür und wollte Nick schon um den Hals fallen. Aber es war nicht Nick, der vor ihr auf dem Flur stand. Alex durchfuhr ein eisiger Schreck und das Lächeln erstarb auf ihrem Gesicht. Vor ihr stand Sergio Vitali und in seinen Augen glomm eine mörderische Wut.
***
In Gracie Mansion herrschte helle Aufregung, als Nick um zehn vor sieben eintraf. Sicherheitsbeamte und Personal standen in der Eingangshalle, und in Nicks Arbeitszimmer diskutierten Lloyd Connors, Frank Cohen und Michael Page erregt miteinander. Nick betrat das Haus durch den Dienstboteneingang und war erstaunt, als er die Menschen an einem Sonntagmorgen um die frühe Uhrzeit erblickte.
»Hallo«, sagte er, worauf die drei Männer herumflogen und ihn anstarrten, als sei er ein Geist.
»Nick! Um Gottes willen!« Frank war blass und sichtlich besorgt.
»Was ist denn los?«, fragte Nick arglos. »Ist etwas passiert?«
»Du bist gut!« Connors stand die Erleichterung deutlich ins Gesicht geschrieben. »Wir sind aus Sorge um dich halb verrückt und du spazierst hier kühl wie eine Hundeschnauze herein und fragst, was los ist!«
Nick blickte von Connors zu Frank und seinem Stabschef Michael Page.
»Wo sind Sie gewesen, Nick?«, fragte Frank vorwurfsvoll. »Um ein Uhr rief mich der Sicherheitsdienst an und sagte, Sie seien nicht zuhause. Niemand wusste, wo Sie waren.«
»Wir wollten die Polizei informieren«, sagte Michael Page.
»Ich hatte gestern Nacht das Bedürfnis, etwas durch die Stadt zu fahren«, erwiderte Nick. »Ich wollte allein sein. Ich bin schließlich kein kleines Kind.«
»Das hat auch niemand gesagt«, sagte Lloyd Connors versöhnlich, »aber seit den Attentaten auf dich gelten für dich ähnlichstrenge Sicherheitsvorkehrungen wie für den Präsidenten. Wir haben uns Sorgen gemacht.«
»Ich dachte schon, man hätte Sie entführt.« Frank ließ sich auf einen Stuhl sinken und nahm seine Brille ab.
»Die Sicherheitsleute waren ganz außer sich«, Michael Page schüttelte den Kopf, »und ich auch! Was glauben Sie, wie man mir die Hölle heiß gemacht hätte, wenn Ihnen etwas zugestoßen wäre!«
»Ich war mein Leben lang alleine in der Stadt unterwegs«, entgegnete Nick, »ich hatte keine Lust, mit fünf Bodyguards durch die Gegend zu laufen.«
»Wenn du das nächste Mal nachts das Bedürfnis hast, durch die Stadt zu schlendern, dann sei doch bitte so freundlich, und sage wenigstens jemandem Bescheid«, Lloyd Connors ergriff seinen Mantel und gähnte, »ich werde nach Hause fahren und ein paar Stunden schlafen.«
Nick seufzte. Er verspürte ein schlechtes Gewissen, weil die Männer sich wegen ihm die Nacht um die Ohren geschlagen hatten, aber nach Alex’ Anruf gestern Nacht hatte er einfach nicht daran gedacht, dass überhaupt jemandem seine Abwesenheit auffallen würde.
»Es tut mir sehr leid, dass ihr diese Aufregungen hattet«, sagte er. »Das passiert nicht wieder.«
»Hoffen wir’s«, Lloyd Connors grinste müde.
»Alex Sontheim ist wieder in der Stadt«, sagte Nick und der Staatsanwalt fuhr herum.
»Seit wann?«
»Seit gestern Abend. Sie ist bereit, heute mit Jenkins und dir zu sprechen.«
»Na, das ist doch wenigstens mal eine gute Nachricht«, Connors’ Müdigkeit war
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