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Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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überhaupt nicht bemerkte.
    »Hallo, Jerome«, Tate Jenkins lächelte schmal, »weshalb regen Sie sich denn so auf? Die Kooperation zwischen den Behörden funktioniert doch tadellos.«
    Der Polizeichef flog herum und starrte den stellvertretenden Leiter des FBI überrascht an.
    »Jenkins«, sagte er, »das scheint ja eine größere Sache zu sein. Was tun Sie hier?«
    »Es ist allerdings eine größere Sache«, Jenkins deutete auf einen freien Stuhl ihm gegenüber, »setzen Sie sich doch, Jerome.«
    Plötzlich wirkte der sonst so selbstbewusste Polizeipräsident von New York verunsichert.
    »Gibt es da etwas, was ich noch nicht weiß?«, fragte er. »Weshalb ist das FBI hinter dieser Frau her? Wird sie verdächtigt, den Präsidenten ermordet zu haben?«
    »Setzen Sie sich, Jerome«, wiederholte Tate Jenkins. Lloyd Connors warf Nick einen raschen Blick zu, doch der Bürgermeister von New York City starrte nur mit leerem Blick vor sich hin. Seitdem sie das Zimmer in dem Hotel betreten hatten, schien er unter Schock zu stehen.
    »Connors«, sagte Jenkins, »klären Sie Mr Harding bitte über die Situation auf.«
    »Was geht hier vor?« Ein feiner Schweißfilm hatte sich auf Hardings Stirn gebildet, seine Augen flogen nervös zwischen den anwesenden Männern hin und her. Lloyd Connors räusperte sich und wappnete sich gegen einen der heftigen und beinahe legendären Wutanfälle des Polizeichefs.
    »Wir suchen Alex Sontheim in erster Linie nicht wegen des Mordes an Mr St. John«, begann er mit ruhiger Stimme, »sondern weil wir uns von ihr eine sehr wichtige Aussage in einem groß angelegten Korruptionsskandal versprechen.«
    »Ein Korruptionsskandal?« Harding mochte auf jeden anderen ehrlich erstaunt wirken, aber Connors erkannte ein erschrockenes Flackern in den Augen des Polizeichefs.
    »Wir haben Beweise«, fuhr er fort, »dass hochrangige Politiker und Beamte dieser Stadt in den vergangenen Jahren für gewisse Gefälligkeiten regelmäßig Geld erhalten haben. Uns wurde umfangreiches Material übergeben, aus dem wir Namen, Zahlen und Kontonummern auf den Cayman Islands, den Bahamas und in der Schweiz erfahren haben. Wenn auch nur ein Bruchteil dessen wahr ist – wovon wir mittlerweile ausgehen – dann handelt es sich zweifellos um einen der größten Bestechungsfälle in der Geschichte von New York City, wenn nicht sogar der Vereinigten Staaten.«
    Jerome Harding wurde abwechselnd rot und blass, aber er brach nicht zusammen wie jeder der anderen Männer, dem Connors in den letzten Tagen diese Rede gehalten hatte. Nick hatte Recht gehabt, als er gesagt hatte, dass Harding ein harter Brocken sein würde. Der Polizeichef ließ sich nicht so leicht einschüchtern, und die Tatsache, dass er niemals etwas von dem Konto, das auf seinen Namen bei Levy & Villiers existierte, abgehoben hatte, ließ es fraglich erscheinen, ob bei ihm überhaupt der Straftatbestand der Bestechlichkeit im Amt gegeben war.
    »Unglaublich!« Harding gelang es, entrüstet zu wirken. »Wieso erfahre ich erst jetzt davon?«
    Jenkins beugte sich vor. Seine hellen Augen waren fischkalt.
    »Weil Ihr Name auch in unseren Unterlagen auftaucht, Jerome.«
    »Wie bitte?« Der Polizeipräsident fuhr herum und der ungläubige Ausdruck auf seinem Gesicht hätte echt gewirkt, wenn nicht die blanke Angst in seinen Augen gestanden hätte.
    »Ja. Allerdings.«
    »Das ist eine infame Unterstellung!«, empörte Harding sich. »Und von wem, wenn ich fragen darf, soll ich Geld angenommen haben?«
    »Das wüssten wir auch gerne«, erwiderte Jenkins mit einem freundlichen Lächeln. Er schlug die Beine übereinander und verschränkte die Arme vor der Brust. Für einen Moment herrschte völlige Stille. Gedämpft drang das Klingeln der Telefone und Stimmengewirr von draußen herein. Dann schob Harding seinen Stuhl mit einem Ruck zurück und erhob sich.
    »Das ...«, sagte er mit gefährlich leiser Stimme, »ist eine wahrhaftig unglaubliche Unterstellung, die ich schärfstens zurückweise! Ich habe niemals und zu keiner Zeit von irgendjemandem Geld angenommen! Ich bin seit fast elf Jahren Polizeipräsident dieser Stadt und ich kann behaupten, dass es mir in dieser Zeit gelungen ist, New York sauberer und sicherer zu machen. Kriminelle Subjekte jeder Art sind mir ein Gräuel, ob sie einen weißen Kragen tragen oder mit Crack in der U-Bahn dealen! Ich habe einen tadellosen Ruf, weit über die Grenzen dieser Stadt hinaus, und ich lasse es mir nicht bieten, von euch als jemand

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