Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien
hingestellt zu werden, der sich bestechen lässt!«
Die letzten Worte hatte er herausgeschrien, sein aggressives Gesicht war gerötet. Jenkins hatte der emotionsgeladenen Rede mit unbewegter Miene gelauscht.
»Also?« Harding stemmte die Arme in die Seiten und blickte die Männer herausfordernd an. »Von wem soll ich Geld angenommen haben?«
Connors konnte nicht umhin, Hardings Mumm zu bewundern, und für eine Sekunde kamen ihm Zweifel an dessen Verstrickung in diese Affäre. Er zögerte.
»Von Sergio Vitali«, nahm ihm jemand die Worte aus dem Mund.
Harding drehte sich ruckartig um.
»Ach, wieder einmal Vitali«, sagte er spöttisch und warf Nick einen feindseligen Blick zu, »das Gespenst, das seit 20 Jahren in Ihrem kranken Gehirn herumspukt, Kostidis.«
»Nein«, Nick schüttelte den Kopf, »kein Gespenst. Absolut nicht. Und Sie wissen das so gut wie ich, Jerome.«
»Ich weiß gar nichts.«
»Tatsächlich?« Nick stand auf und ging um den Tisch herum. Sein Gesicht war sehr blass.
»Dann haben Sie aber ein sehr kurzes Gedächtnis. Ich erinnere mich noch lebhaft an unser Gespräch in meinem Büro, an dem Morgen, nach dem Cesare Vitali verhaftet und ermordet wurde.«
»Er hat sich aufgehängt«, unterbrach Harding ihn grob.
»Das hat er nicht«, erwiderte Nick, »sein eigener Vater hat einen Mann zum 41. Revier geschickt, der einem Polizeibeamten 3.000 Dollar gab, damit dieser dafür sorgte, dass Cesare Vitali umgebracht wurde. Es sollte wie ein Selbstmord aussehen.«
»Das ist doch wohl ...«, begann Harding, aber Nick redete unbeirrt weiter.
»Sie waren sehr wütend, weil ich vor laufender Kamera einen Zusammenhang zwischen den Schüssen auf Vitali und dem kolumbianischen Drogenkartell hergestellt habe. Ich konnte mir damals Ihren Zorn nicht erklären, aber dann dämmerte es mir: Vitali hatte nicht nur de Lancie, sondern auch Sie, den unerschrockenen, gradlinigen Kämpfer gegen das Verbrechen auf seine Seite gezogen. Ich habe es Ihnen auf den Kopf zugesagt, erinnern Sie sich jetzt, Jerome, und Sie reagierten darauf äußerst ungehalten.«
Der Polizeipräsident starrte ihn wütend an, aber er schwieg.
»Sie haben jahrelang beide Augen zugedrückt, wenn es um Vitali und seine Handlanger ging. Als Gegenleistung dafür hat Vitali Ihr Konto auf den Caymans aufgefüllt. Sie waren viel zu schlau, um das Geld anzurühren, aber Sie haben genau gewusst, wie viel darauf ist. Ein nettes Zubrot zur Rente, nicht wahr?«
»Ich konnte Sie noch nie leiden, Kostidis«, flüsterte Harding, blass vor Zorn und Angst, »Sie sind ein selbstgerechter Fanatiker, ein ... ein ... verdammt, starren Sie mich nicht so an!«
Nick sah ihn ungerührt und beinahe traurig an.
»Sie waren die größte Enttäuschung von allen«, sagte er leise. »Ich konnte es nicht fassen, denn ich hätte für Sie beide Hände ins Feuer gelegt, Jerome.«
Harding biss sich auf die Lippen und senkte den Kopf.
»Was sagen Sie zu diesen Vorwürfen?«, ließ sich Jenkins vernehmen.
»Ich sage überhaupt nichts mehr ohne meinen Anwalt!«, schnappte der Polizeichef. »Und jetzt entschuldigen Sie mich. Ich habe zu tun.«
»Sie werden nicht gehen«, sagte Lloyd Connors.
»So?« Harding funkelte den jüngeren Mann wütend an. »Und wer will mich daran hindern?«
»Ich«, entgegnete Connors und nahm ein Blatt aus seiner Aktentasche, die offen auf dem Tisch stand, »ich habe einen Haftbefehl, Mr Harding. Ich verhafte Sie wegen des Verdachts der Bestechlichkeit im Amt, der Vorteilsnahme, der Strafvereitelung im Amt, der Nichtanzeige geplanter Straftaten, der Begünstigung und der Nötigung in mehreren Fällen.«
»Sie können mich mal am Arsch lecken, Sie Grünschnabel«, Harding lachte abfällig, »mit Ihrem Haftbefehl wische ich mir den Hintern ab!«
»Wenn Sie meinen«, Connors blieb gelassen, »dann kommen noch der Straftatbestand der Beleidigung und Widerstand gegen die Staatsgewalt dazu.«
Er durchquerte den Raum und öffnete die Tür, um den davor wartenden US-Marshals ein Zeichen zu geben.
»Mr Harding?«, sagte einer der Deputies und zog die Handschellen. »Kommen Sie bitte mit. Sie haben das Recht zu schweigen ...«
»Ich kenne meine Rechte!«, blaffte Harding den Mann an und wandte sich an Jenkins, Connors und Engels. »Das wird euch noch bitter leid tun! Mein Anwalt wird euch in der Luft zerreißen, euch und euren lächerlichen Haftbefehl! Das gibt eine saftige Schadensersatzklage!«
»Hoffentlich können Sie sich einen guten Anwalt
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