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Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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war zu Nick ins Büro in die City Hall gekommen, um wenigstens für eine Weile der Spannung in seinem eigenen Büro zu entgehen.
    »Vitali wird uns wieder durch die Lappen gehen«, murmelte Nick mit dumpfer Stimme, »wie so oft. Ich habe es geahnt.«
    Lloyd Connors seufzte. In den letzten Stunden hatte er über nichts anderes nachgedacht, als darüber, wie man Vitali die Bestechung doch noch nachweisen konnte. Aber ohne Alex Sontheim gab es kaum eine Möglichkeit. Selbst die Videoaussage von van Mieren würde vor Gericht kaum als Beweismittel zugelassen werden, wenn es keine weiteren Zeugen gab, die diese Aussagen bestätigen konnten. Und Jenkins hatte verboten, nach eben solchen Zeugen zu suchen. ›Konzentrieren Sie sich auf dieAufklärung der Bestechung und die Anklage‹, hatte er gesagt. Connors wusste, dass Vitalis clevere Anwälte ihn in der Luft zerreißen würden, wenn er ihn ohne stichfeste Beweise anklagte. Wahrscheinlich würde es das vorzeitige Ende seiner Karriere bedeuten, denn man würde ihn mit Verleumdungs-und Schadensersatzanklagen überziehen, bis er aufgab. Nein, wenn Alex verschwunden blieb, war es Vitali wieder gelungen, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
    »Ich habe nur eine Chance ihn vor Gericht zu bringen«, sagte Connors müde. »Da gibt es diesen Mordfall aus dem Jahre 1963, dieser Stefano Barelli, von dem van Mieren behauptet, Vitali habe ihn erschossen. Mord verjährt nicht und vielleicht gelingt es uns noch, den Zeugen aufzutreiben, den van Mieren erwähnt hat.«
    Nick machte eine resignierte Handbewegung.
    »Ich habe nur noch acht Stunden Zeit, Nick«, Connors beugte sich vor, »morgen früh soll ich vor die Presse gehen und die Sache publik machen.«
    »Ja«, der Bürgermeister nickte, »ich verstehe.«
    »Wenn wir wenigstens eine Spur von Alex hätten«, Connors ließ seine Faust auf die Tischplatte sausen, »wenigstens einen winzig kleinen Anhaltspunkt, aber wir haben – nichts. Sie ist einfach wie vom Erdboden verschluckt.«
    Nick schwieg. Er hatte keine Hoffnung mehr, Alex lebend wiederzusehen. Es war drei Tage her, seitdem sie Vitali in die Hände gefallen war, und sicherlich hatte er sie getötet, weil er wusste, wie wichtig sie für die Staatsanwaltschaft war. Sie war eine Bedrohung und musste als solche beseitigt werden. Wahrscheinlich war sie längst tot.
    »Wir haben einen großen Fehler gemacht, als wir die Feds eingeschaltet haben«, sagte Connors düster. »Sie haben kein Interesse an einer restlosen Aufklärung.«
    »Klar«, erwiderte Nick bitter, »vertuschen, Schaden begrenzen, bloß keine Skandale. So war es schon immer und so wird es immer sein. Niemand hat ein Interesse daran, eine Bestechungsaffäre dieses Ausmaßes aufzudecken, denn jeder hat Angst, mit in den Strudel gerissen zu werden. Gerade jetzt, wo der Präsident außenpolitische Probleme hat, kann er sich keinen innenpolitischenÄrger leisten. Wenn herauskommt, dass sich die Korruption bis in die Ministerien und den Senat zieht, dann kracht es richtig.«
    »Aber man kann doch nicht einfach so tun, als wäre nichts geschehen!«, empörte sich Lloyd Connors.
    »Doch«, Nick nickte müde, »sie können es. Und sie tun es. Was glaubst du, wie oft ich das Gefühl hatte, gegen Mauern anzurennen? Es ist nicht einfach, unpopuläre Dinge zu tun, und es gibt wohl nicht Unpopuläreres als eine Bestechungsaffäre. Ich habe schon oft im Trüben gefischt und immer wieder musste ich einsehen, dass das, was im Allgemeinen als gut und ehrlich gilt, in Wirklichkeit von den großen Bossen nicht so gesehen wird. Politik ist ein schmutziges Geschäft. Jeder gibt und nimmt, davon leben Politiker und ihre Seilschaften.«
    »Das kann ich nicht akzeptieren!«, begehrte der Staatsanwalt auf.
    »Ich war auch einmal so idealistisch und euphorisch wie du, Lloyd«, Nick zuckte die Schultern, »aber wenn du Karriere machen willst, musst du leider lernen, gegen deine Überzeugungen zu handeln.«
    »Dass ausgerechnet du so etwas sagst, kann ich nicht glauben!«
    »Warum nicht? Ich habe jahrelang für meine Überzeugungen gekämpft und mir damit sehr viele Feinde gemacht. Ich hatte nur Glück, dass ich oft mit Angelegenheiten zu tun hatte, die auch die Politiker in Washington und Albany störten. Das organisierte Verbrechen, die Insider-Skandale an der Wall Street, die Bekämpfung der Kriminalität in New York City – das alles waren Sachen die die volle Unterstützung der Regierung hatten. Es ging gegen Minderheiten ohne große Lobby:

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