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Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Bestechungsmasche aufgeflogen ist, wird er seine Spuren verwischen. Wir brauchen die Sontheim als Hauptbelastungszeugin gegen ihn.«
    »Und wenn sie sich abgesetzt hat und nicht mehr auftaucht?«, fragte Jenkins. »Wie lange wollen Sie warten, Connors? Bis sich der ganze Fall in Luft aufgelöst hat?«
    Für einen Moment herrschte betretenes Schweigen.
    »Aber ich ...«, begann Connors.
    »Ich will Ihnen etwas sagen«, unterbrach Tate Jenkins ihn, »wir warten noch 24 Stunden. Wenn die Frau dann nicht wieder da ist, werden wir an die Öffentlichkeit gehen. Ich bekomme Druck von oben. Der Präsident erwartet, dass etwas geschieht, verstehen Sie?«
    »Ja, natürlich«, der Staatsanwalt hob hilflos die Schultern, »aber wenn wir nicht an die Wurzel des Übels gelangen, wird es nach einiger Zeit wieder genau so weitergehen.«
    »Sie haben noch genau 24 Stunden, um die Frau zu finden«, schnitt Jenkins ihm das Wort ab, »einen ganzen Tag, und keine Minute länger. Dann gehen wir vor die Presse.«
    Jenkins trank seinen Kaffee aus und stand auf. Lloyd Connors seufzte und wandte sich wieder seinen Akten zu. Er war todmüde und nicht mehr besonders optimistisch, was die Aufklärung der Affäre anbetraf. Wenn Alex nicht bald auftauchte, würde Vitali wieder einmal ungeschoren davonkommen. Er dachte an Nick und allmählich verstand er dessen Frustration. Vitali war einfach nicht zu fassen.
    ***
    Alex’ Blick wanderte durch das kleine Zimmer, in dem sie sich befand. Hinter den schmutzigen Vorhängen war es hell. Vorsichtig bewegte sie sich und ein scharfer Schmerz durchzuckte ihren Körper. Sie blickte auf ihre Handgelenke und sah die blutverkrusteten Schürfstellen, an denen die Fesseln tief in ihr Fleisch eingeschnitten hatten. Und plötzlich war die Erinnerung wieder da und der Schrecken kehrte in einer üblen, gallebitteren Welle zurück. Sie erinnerte sich an all die grauenvollen Dinge, die sie erlebt hatte. Alex verspürte wieder das Gefühl der Todesangst und die entsetzliche Panik, als sie begriffen hatte, dass man sie nackt in den Fluss werfen würde. Eine Träne rann über ihr entstelltes Gesicht. Ihr war das Schlimmste widerfahren, das einem Menschen zustoßen konnte, und in den fürchterlichen Stunden, in denen sie geglaubt hatte, vor Angst den Verstand zu verlieren, war etwas in ihrem Inneren für immer zerbrochen. Schlimmer als die Schmerzen, ja, selbst schlimmer als die Tatsache, dass man versucht hatte, sie zu töten, war das Gefühl des Ausgeliefertseins, der Hilflosigkeit und das Bewusstsein, sich nicht wehren zu können. Die Wunden und Blutergüsse würden eines Tages verheilen, wie aber würde es mit den Verletzungen sein, die ihre Seele davongetragen hatte? Noch vor ein paar Tagen war sie eine der bestbezahlten Investmentbankerinnen der Wall Street gewesen, die mit Millionen und Milliarden jonglierte und die wichtigsten Menschen der Stadt und des ganzen Landes kannte. Vor ein paar Tagen hatte sie noch eine glänzende Zukunft gehabt. Aber jetzt besaß sie nicht viel mehr außer ihrem nackten Leben, und das war nicht mehr viel wert, wenn Sergio erfahren sollte, dass sie noch am Leben war. Er würde alles dransetzen,sie endgültig zu töten. Alex krümmte sich unter der Bettdecke zusammen und schluchzte. Nie mehr würde das Leben so sein, wie es einmal gewesen war. Nie mehr würde sie ohne Angst leben können. Die Geister, die sie selber gerufen hatte, würden sie verfolgen, bis sie sie eines Tages zur Strecke gebracht hatten. Es gab kein Zurück mehr, aber auch keine Zukunft, und es gab niemanden mehr, dem sie vertrauen konnte. Plötzlich hielt Alex inne und hörte auf zu schluchzen. Doch! Es gab einen Menschen, dem sie etwas bedeutete, einen Menschen, der ihr vielleicht helfen konnte. Sie lag regungslos in dem durchgelegenen Bett, dessen gebrochene Sprungfedern sich durch die dünne Matratze in ihren Rücken bohrten und starrte an die schmutzige Decke, die vom Nikotin von Tausenden Zigaretten gelb verfärbt war. Sie musste Nick anrufen. Sofort.
    ***
    »Nick, ich kann nicht länger warten«, sagte Lloyd Connors mit beschwörender Stimme. »Ich weiß auch, was es bedeutet, wenn wir heute die Verstrickung dieser Männer in eine Korruptionsaffäre publik machen, aber, was zum Teufel, soll ich denn tun?«
    Der Staatsanwalt sah nur noch wie ein Schatten seiner selbst aus.
    »Jenkins setzt mir das Messer auf die Brust. Verdammt! Die Zeit läuft mir weg!« Er fuhr sich mit der Hand über das erschöpfte Gesicht. Er

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