Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien
Geschäfte?«
»Ich bin zufrieden.«
Weshalb rief er an? Und woher hatte er ihre Durchwahlnummer?
»Ich habe eben erfahren, dass Sie Ihre Teilnahme an der Auszeichnung verdienter Mitbürger unserer Stadt abgesagt haben«, sagte Kostidis, »und ich wollte mich nach dem Grund Ihrer Absage erkundigen.«
Vor ein paar Wochen hatte Alex einen Brief vom Büro des Bürgermeisters erhalten, in dem man ihr mitgeteilt hatte, dass sie für ihre mutige Rettung von Madeleine im vergangenen Jahr von der Stadt New York eine Auszeichnung erhalten sollte. Gemeinsam mit anderen Menschen, die sich auf irgendeine Art undWeise um ihre Mitbürger oder die Sicherheit der Stadt verdient gemacht hatten, sollte sie während einer Feierstunde in der City Hall geehrt werden. Alex hatte nicht vor, daran teilzunehmen, deshalb hatte ihre Sekretärin ihre Teilnahme abgesagt.
»Sagen Sie bloß, Sie rufen jeden persönlich an, der absagt«, antwortete sie spöttisch. Sie hatte häufig an Kostidis gedacht, und das ärgerte sie.
»Nein«, er lachte, »sicher nicht. Aber es sagen auch nur sehr wenige Leute ab.«
»Das glaube ich«, ihre Stimme klang sarkastisch, »die meisten sind scharf darauf, ihren Namen in der Zeitung zu lesen.«
»Das mag sein«, entgegnete der Bürgermeister, »aber sie haben auch ein Recht darauf. Die Menschen, die ausgezeichnet werden, haben alle etwas Außergewöhnliches geleistet.«
»Hören Sie, Nick«, Alex merkte, dass sie sich wieder in ein Gespräch verstricken ließ, das ihr nicht behagte, »ich wäre sehr gerne gekommen, aber ich muss an diesem Tag nach Houston fliegen. Tut mir leid.«
»Daran kann man nichts ändern«, erwiderte Kostidis, »schade. Aber weshalb ich anrufe ...«
Alex ging unwillkürlich in eine innere Abwehrhaltung.
»Ich wollte Sie für den 15. Juli zu einem Dinner in Gracie Mansion einladen«, sagte er zu ihrer Überraschung, »selbstverständlich erhalten Sie noch eine schriftliche Einladung. Meine Frau und ich würden uns sehr freuen, wenn Sie kommen.«
»Oh, vielen Dank. Wie komme ich zu der Ehre?«
Kostidis ließ sich nicht von ihrem Sarkasmus beirren.
»Es ist ein Empfang für den kanadischen Botschafter«, sagte er ruhig, »zu solchen Anlässen laden wir immer gerne interessante Leute ein. Die Downeys werden auch da sein, und meine Frau kam auf die Idee, Sie ebenfalls einzuladen. Mary war sehr beeindruckt von Ihnen.«
Alex glaubte fast das Lächeln in seiner Stimme zu hören. Machte er sich über sie lustig? Er hatte ganz andere Beweggründe sie einzuladen und die Behauptung, seine Frau sei auf diese Idee gekommen, war mehr als fadenscheinig.
»Ich gehe davon aus, dass diese Einladung nur für mich gilt«, sagte sie spitz.
»Selbstverständlich dürfen Sie in Begleitung kommen«, erwiderte Kostidis glatt. Alex konnte nichts daran ändern, aber dieser Mann provozierte sie einfach dazu, zynisch zu reagieren.
»Ich werde in meinem Terminkalender nachsehen, ob ich an diesem Tag Zeit habe«, antwortete sie kühl.
»Schön. Haben Sie übrigens noch einmal über unser Gespräch nachgedacht?«
Aha. Endlich kam er zu dem Thema, auf das er sicherlich von Anfang hinausgewollt hatte. Das war auch ganz sicher der Grund für die Einladung zu dieser Ehrungsfeier und nun zu dem Empfang in Gracie Mansion.
»Nein«, sagte sie, »dazu hatte ich in den letzten Monaten keine Zeit.«
Es war gelogen. In Wirklichkeit dachte sie unablässig darüber nach.
»Schade.«
»Nick«, Alex senkte die Stimme, obwohl sie lieber geschrien hätte, »ich mag es nicht, wenn man versucht, mich zu benutzen. Es tut mir aufrichtig leid, wenn Sie Probleme haben. Wenden Sie sich an das FBI oder die CIA. Ich kann Ihnen nicht helfen.«
»Mir tut es leid, wenn Sie das Gefühl haben, ich wollte Sie benutzen. Das war nicht meine Absicht.« Er machte eine kurze Pause. »Haben Sie schon von dieser Rauschgiftsache am Brooklyner Hafen gehört?«
»Ja«, Alex war verwundert über den plötzlichen Themenwechsel, »es gibt ja kein anderes Thema mehr. Was hat das mit mir zu tun?«
»Experten vom FBI vermuten«, sagte Kostidis, »dass es in Kürze zu einem Krieg zwischen dem kolumbianischen Drogenkartell und der New Yorker Unterwelt kommen wird.«
»Warum sagen Sie mir das?«
Er schwieg einen Moment.
»Weil ich befürchte, dass Mr Vitali in die Sache verwickelt ist.«
Alex rann ein Schauer über den Rücken.
»Ich möchte verhindern, dass Ihnen etwas geschieht, Alex.«
»Sie versuchen es wirklich mit allen Mitteln«,
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