Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien
gelassen.
»Ich habe das Recht, einen Anruf zu tätigen.«
»Einen Scheißdreck hast du.«
Finnegan hasste diese schmierigen Itakertypen. Er hasste die reichen Söhnchen mit ihren teuren Lederjacken und Gel in den Haaren, die mit ihren protzigen Schlitten nur in diese Gegend kamen, um Zoff zu machen. Er hasste Kokainsüchtige.
»He, Bulle, ich will meinen Anwalt anrufen«, sagte Cesare Vitali und lehnte sich lässig zurück. Finnegan hasste es auch, ›Bulle‹ genannt zu werden.
»Steh auf, wenn ich mit dir rede, du kleiner Spaghetti-Wichser.«
Cesare sah ungläubig zu den beiden anderen Polizisten hinüber, dann grinste er.
»Leck mich am Arsch, Bulle.«
Darauf hatte Finnegan nur gewartet. Mit einem Schritt war er bei dem Jungen und packte ihn an der Jacke. Die Tatsache, dass dieses kleine arrogante Schwein schuld daran war, dass Tommy schwer verletzt worden war, machte ihn zornig. Finnegan ohrfeigte den Jungen so hart, dass er zu Boden ging.
»Was hast du eben gesagt?«, fragte er liebenswürdig. In aller Seelenruhe zog er seinen Gummiknüppel und ließ ihn in seine Handfläche sausen.
»Wenn mein Vater erfährt, wie Sie mich hier behandelt haben, dann sind Sie die längste Zeit Ihres Lebens ein Cop gewesen«, sagte Cesare und in seinen Augen stand die nackte Angst.
›Weichei‹, dachte Finnegan verächtlich.
»Oh, jetzt zittern mir die Knie«, sagte er laut und riss die Augen in gespielter Angst auf. »Ich will wissen, was du heute Nacht in meinem Viertel zu suchen hattest, du kleine Itakerratte!«
»Ich sage kein Wort ohne meinen Anwalt«, Cesare kreuzte die Arme vor der Brust und setzte ein trotziges Gesicht auf. Mit einer lässigen Armbewegung ließ Finnegan den Gummiknüppel auf die Schulter des Jungen sausen. Cesare schrie auf und krümmte sich zusammen. Finnegan schlug auf ihn ein, bis er winselnd um Gnade bettelte.
»So, du kleine Ratte«, sagte er ruhig, »und jetzt leg mal los. Sonst werde ich nämlich richtig unangenehm.«
Cesare liefen die Tränen über die Wangen. Seine Selbstsicherheit war wie weggefegt.
»He, du heulst ja!«, stellte Finnegan fest. »Bist du ein Mädchen oder ein kleines, schwules Bürschchen?«
In Cesares Augen blitzte für einen Moment Zorn auf, aber seine Angst war größer.
»Ich sage gar nichts. Und Sie werden mächtig Ärger kriegen.«
»Und weshalb, wenn ich fragen darf?« Finnegans Stimme war seidenweich.
»Sie haben mich geschlagen!«
»Was?« Finnegan wandte sich erstaunt zu seinen Kollegen um, die nur grinsten. »Er behauptet, ich hätte ihn geschlagen! Jimmy, Freddie, was sagt ihr dazu?«
»Weißt du, wie Typen aussehen, die Marv geschlagen hat?« Mendoza grinste. Fassungslos blickte Cesare ihn an, aber dann begriff er. Diese Cops waren keine Zeugen, die auf seiner Seite waren. Mit einem Schlag war das Hochgefühl, das der Genuss des Kokains in ihm ausgelöst hatte, verschwunden. Niemand würde ihm glauben, wenn er behauptete, dass ein Polizist ihn misshandelt hatte. Als gestellter Verbrecher hatte er vor einer Jury keine besonders hohe Glaubwürdigkeit. Auch die Drohung mit seinem Vater war unsinnig gewesen. Cesare wusste, dass der vor Wut explodieren würde, wenn er von der Verhaftung erfuhr. Wieder einmal hatte er alles falsch gemacht. Er hatte sich erwischen lassen, nur diesmal saß er richtig in der Tinte. Er würde im Knast landen und sein Vater würde keine Anstalten machen, ihm zu helfen, nicht nach dem, was vorgefallen war.
»Ihr verdammten Itaker habt meinen Partner niedergeschossen«, sagte Finnegan nun mit kalter Stimme, »und wir stehen hier überhaupt nicht auf Typen, die auf einen von uns schießen.«
Er krempelte sich die Ärmel hoch und Cesare blickte sich panisch um. Es gab keinen Fluchtweg. Die beiden Cops an der Tür wandten ihm den Rücken zu.
»Machst du jetzt endlich dein beschissenes Maul auf«, zischte Finnegan, »oder bist du so ein Mafiaschwein, das lieber krepiert, als dass es etwas sagt?«
Sein Gummiknüppel sauste herab und Cesare spürte, wie sein Nasenbein brach und die Lippe aufplatzte. Er war in den schlimmsten Alptraum seines Lebens geraten und hatte solchpanische, entsetzliche Angst vor den Schmerzen, dass er sich in
die Hose machte.
»Ich weiß nichts!«, heulte er. »Bitte! Ich weiß echt nichts!«
»Komisch, ich hab das Gefühl, dass du mich anlügst. Und ich mag es nicht, wenn man mich anlügt.«
Wieder setzte es Schläge. Sie trafen ihn überall und Cesare schmeckte sein Blut. Er konnte kaum noch
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