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Unter Korsaren verschollen

Unter Korsaren verschollen

Titel: Unter Korsaren verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Legere
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,A1-Dschezair’ zur Strecke gebracht habe, dann jagen wir – du, die alten Freunde und ich – die Türken!« Omar war unbemerkt von Benedetto in der Tür stehengeblieben. Hart, unerbittlich ist seine Stimme jetzt, doch von einem Feuer durchdrungen, das Mezzo wie von der Tarantel gestochen aufspringen läßt. Er stürzt auf den Freund zu, reißt ihn in die Arme, wirbelt ihn durch den Raum und stammelt wieder und wieder: »Livio, Livio!«
    Ali, Achmed, Mahmud und viele andere sind inzwischen zu vollwertigen Gliedern der Mannschaft geworden. Sie allein, das weiß Omar, würden keine Fragen stellen, keinen Augenblick zögern, wenn es plötzlich gegen algerische Korsaren ginge. Sie vertrauen dem Freund blindlings.
    Frankreich nimmt die Schläge, die der tyrannische Dey seinem Konsul versetzt hat, nicht so einfach hin. Es gibt Krieg. Hussein Pascha läßt La Calle zerstören. Riesige Verluste entstehen der Compagnie d’Afrique. Französische Kriegsschiffe blockieren die algerischen Küsten.
    Omar ist es mit dem »Al-Dschezair« gelungen, bei Nacht und Nebel den Hafen Algier zu verlassen und die Blockade zu durchbrechen. Eine Rückkehr in die Dey-stadt wird, wenn Frankreich nicht doch noch klein bei-gibt, unmöglich.
    Schon jetzt ist dem Seeräubertreiben der Türken ein starker Riegel vorgeschoben.
    Der »Al-Dschezair« ist nun eines der wenigen Schiffe der Deyflotte, das noch im Mittelmeer jagt.
    Benedetto Mezzo wartet. Noch immer ist der Bruch mit dem Dey nicht vollzogen.
    Omar gelingt es erneut, den Blockadeschiffen Frankreichs ein Schnippchen zu schlagen und Algier anzulau-fen. Im Hafen befinden sich mehrere große Fregatten, Korvetten und Briggs, die den Tag herbeisehnen, an dem die Franzosen des Spiels müde sind und ihre Segler zu-rückrufen werden.
    Monsieur Deval, der Generalkonsul Frankreichs, hatte seine Aufgabe dem sardinischen Gesandten Graf d’Attili anvertraut und war auf eins der französischen Blockadeschiffe gegangen.
    Eines Tages ruft der Dey die Kapitäne der im Hafen liegenden Schiffe zusammen und befiehlt ihnen, im Schut-ze der Nacht Segel zu setzen und auf Kaperfahrt zu gehen.
    Eine Fregatte zu 44 Kanonen, die die Großadmiralsflagge führt, der »Al-Dschezair« mit ebenfalls über 40
    Kanonen, vier Korvetten, bestückt mit je 20 bis 24 Geschützen, und sechs Briggs zu 16 bis 18 Kanonen mit einer Gesamtbesatzung von fast viertausend Köpfen wagen es, in der Nacht des 4. Oktobers 1827 den Befehl Hussein Paschas auszuführen.
    Benedetto wurde mit Aufträgen voraus an Bord geschickt. Omar geht noch zu dem alten Juden Simon, mit dem er eine lange geschäftliche Unterredung führt, und folgt später dem Italiener zum »Al-Dschezair«.
    Als er den Anker hieven läßt, sind die anderen Schiffe bereits in voller Fahrt. Der Segelauftrag lautet, nach Westen zu gehen und gegebenenfalls sogar im Atlantischen Ozean zu kapern.
    Die algerische Flotte bewegt sich unweit der Küste nach Westen. Es gelingt ihr allerdings nicht unbemerkt.
    Von der Fregatte »L’Amphidrite«, dem Schiff Collets, des Kommandeurs des französischen Blockade-geschwaders, steigen Lichtsignale hoch und befehlen der Fregatte »La Galathee«, den Briggs »Le Faune« und »La Cigogne« und der »La Champenoise«, sich mit dem Kommandeurschiff zu vereinigen.
    Die Augen Omars und seiner Getreuen versuchen die Finsternis zu durchdringen, einmal, um Feinde rechtzei-tig zu erkennen, zum anderen, um nicht mit dem Gros der Flotte, das einen einstündigen Vorsprung vor dem
    »Al-Dschezair« hat, zu havarieren.
    Mahmud stößt den Kapitän an. »Schau dorthin, Omar!«
    Der Reis besitzt nicht die Geieraugen des Berbers, aber einen nebelhaften nach Westen ziehenden Streifen auf dem Wasser erkennt er doch, der nur von einem Schiff stammen kann.
    Auch andere Korsaren haben die gleiche Wahrnehmung gemacht. Lautlose Stille herrscht auf dem Schiff. Alle Mann sind auf Posten. Ein einziges Wort Omars würde im gleichen Augenblick die Geschütze aufheulen lassen.
    »Segel einholen!« befiehlt Omar. Und zum Steuermann gewendet: »Leg um auf Ost!«
    Die Anweisungen werden schnell und sauber ausgeführt. Wenig später schaukelt die Fregatte ohne Fahrt auf den Wellen. Der Bug des Schiffes ist nach Osten gerichtet.
    Der Korsar Omar hat mit dem Kurswechsel und der Nichtbeteiligung an dem beginnenden Kampf zwischen Franzosen und Algeriern den Bruch mit dem Dey Hussein Pascha vollzogen. Die kampfstärkste algerische Fregatte mit der mutigsten, bestgeschulten

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