Unter Menschen
regelrecht sehen, wie es in Sams Kopf ratterte.
„Atmen!“, sagte er zu ihm und der Junge holte Luft. George setzte sich neben Sam auf einen Küchenstuhl.
„Jetzt hör gut zu, Sam. Ich möchte nicht, dass du wegen meinem Geburtstag vor Aufregung dumme Dinge tust oder nichts mehr isst. Ich erwarte keine besondere Aktion von dir und werde nicht enttäuscht sein, egal, was du tust. Glaubst du mir das?“
Sam nickte mit hochrotem Kopf, was George seine Sorgen nicht nahm. Sein Praktikant befand sich nun im Geburtstagsfieber und man musste ihn im Auge behalten. Vivian seufzte.
„Und lass dir mal eine gute Ausrede einfallen, wie wir Mrs. Mason ausladen können.“
Sam bewegte seine Flosse durchs Wasser. Es war ihm unmöglich, ganz still zu liegen. Der Geburtstag ließ ihm keine Ruhe. Das war seine Chance, seine Bewährungsprobe, die Krönung seines Praktikums. Von Laine und Bill kannte er die Geburtstage schon. Sie hatten zweimal am Strand mit ihm gefeiert. Es gab besonderes Essen und der Geburtstaghabende bekam Geschenke überreicht. Die Größe und Besonderheit des Geschenkes drückte die Liebe und Anerkennung für denjenigen aus, der Geburtstag hatte. Ihm blieb noch ein Tag, um diese fast unmögliche Aufgabe zu lösen, George seine ganze Liebe und Anerkennung durch ein besonderes Geschenk auszudrücken. Am liebsten hätte er die Flosse aufs Wasser klatschen lasen. Das tat er immer, wenn er Spannung abbauen wollte, aber dann spritzte Wasser auf den Boden und den Menschen gefiel es nicht, wenn alles nass war, auch wenn Sam das nicht ganz nachvollziehen konnte. Er beschränkte sich darauf, mit der hohlen Fluke Wasser zu schöpfen und es dann langsam ins Becken zurück fließen zu lassen. Auch das unterstützte seine Konzentration. Was konnte er tun? Er war der einzige Geschenke-Überbringer, der in der Lage war, ein Geschenk aus dem Meer zu organisieren. In großer Tiefe traf man praktisch gar keine Menschen mehr an. Wenn er etwas Seltenes dort finden könnte ... etwas, das George gut gebrauchen konnte ...
Sam schöpfte aufgeregt Wasser. Das war eine recht gute Startidee. Der einzige Schönheitsfehler bestand darin, dass er keine Ahnung hatte, wie er zum Meer und wieder zurück gelangen sollte, ohne dass George ihn mit dem Auto fuhr. Das ging natürlich gar nicht. Dann war es keine Überraschung mehr. Auch konnte er nicht darum bitten, eine Nacht im Meer verbringen zu dürfen. George war sehr schlau und würde sofort etwas ahnen. Sam grübelte, schöpfte Wasser und drehte sich unruhig in dem kleinen Schlafbecken hin und her. Bill schied als Fahrer auch aus, denn er würde George alles verraten. Laine konnte nicht Autofahren, Vivian konnte es, aber sie würde das aus Sorge verweigern. Sam sirrte. Es war so schwierig! Wenn er nur mehr Zeit gehabt hätte. Die Menschen hatten ihn schonen wollen, indem sie ihm nichts von dem Geburtstag sagten, aber das half ihm jetzt gar nicht.
Sam grübelte noch bis in die frühen Morgenstunden, dann fiel er in einen unruhigen Schlaf, in dem er von nicht vorhandenen Geschenken träumte.
Als George am nächsten Morgen kam, um ihn zu wecken, war Sam fast nicht wachzubekommen und George ahnte, woran das lag. Wegen Neill konnte er den Jungen nicht schlafen lassen und es tat ihm richtig leid, als er Sam an die Oberfläche zog, damit er vom Husten erwachte. Sam blinzelte ihn an, dann schloss er die Augen wieder und ließ sich gegen Georges Schulter sinken.
„Das geht nicht, Sam. Du musst aufstehen und dich verwandeln. Sonst merkt Neill etwas.“
„Kann nicht“, flüsterte Sam.
„Du hast die ganze Nacht über Geschenke nachgedacht, nicht wahr? Genau das wollte ich verhindern. Ich kenne dich jetzt schon ein wenig.“ George strich ihm über die Stirn. „Du bist ein guter Junge, Sam. Meine Meinung von dir ändert sich nicht, wenn du kein Geschenk für mich hast.“
Sam blinzelte wieder.
„Das Problem ist, dass sich meine Meinung von mir aber ändert, wenn ich keins habe.“
„Auf Geschenke kommt es nicht an. Wichtig ist, dass wir alle zusammen sind, wenn möglich, ohne Mrs. Mason. Wir werden Kuchen essen und einen schönen Tag haben. Das genügt völlig. Glaub mir.“
Sam glaubte das nicht. Noch blieb ihm ein ganzer Tag, um an ein Geschenk zu kommen, das würdig war, am Geburtstag seines Ziehvaters überreicht zu werden.
George sah ihn besorgt an.
„Praktikant, mach keine Dummheiten. Ich sehe deine Augen glühen.“
„Ich komme gleich hoch zu
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