Unter rauschenden Palmen
wissen, dass wir die Stimmung dieser Woche wieder lebendig werden lassen können, wenn wir es nur wollen."
"Natürlich."
"Das klingt nicht sehr überzeugt."
"Du hast also nichts dagegen, wenn ich weiterhin arbeite?"
"Nein, es wird dir sogar gut tun. Aber nur, wenn du nicht übertreibst und dich nicht unter Druck setzt."
Was Jerome gesagt hatte, klang durchaus vernünftig. Wahrscheinlich wäre sie zu einem ähnlichen Schluss gekommen, wenn sie sich die Sache gründlich überlegt hätte. Warum blieb trotzdem ein kleiner Stachel zurück? Weil der Vorschlag von ihm gekommen war?
Das ist Jerome gegenüber ungerecht, schalt sie sich selbst, und kein guter Anfang für eine Ehe. Wieder einmal fragte sie sich: Wieso habe ich Jerome eigentlich geheiratet? Aus reinen Vernunftgründen? Nein. Sie hatte ihn von Anfang an geliebt. In dieser Woche jedoch hatte ihre Zuneigung zu ihm eine Intensität erreicht, dass sie sich beherrschen musste, ihm ihre Liebe nicht einzugestehen.
Obwohl sie beide diese Woche ganz ihren Gefühlen gelebt hatten und dabei unendlich glücklich gewesen waren, hatte keiner von beiden ihn bisher ausgesprochen, diesen kurzen Satz "Ich liebe dich".
Vielleicht musste sie ihm vorher beweisen, dass sie nicht nur eine Karrierefrau, sondern auch eine Ehefrau sein konnte.
Da spürte sie es. Diesmal ganz deutlich, eine Täuschung war nicht länger möglich. Nicht nur eine Bewegung, sondern eine ganze Reihe davon. Clarissa legte die Hände auf den Bauch und konnte zum ersten Mal ihre Kinder spüren.
Diese wunderbare Erfahrung ließ alle Probleme plötzlich unerheblich werden. Nur das Leben, das sich in ihr regte, war wichtig. Ein tiefer innerer Friede erfüllte sie und zauberte ein versonnenes Lächeln auf ihre Lippen.
"Ich weiß, wo meine Verantwortung liegt, Jerome", sagte sie ruhig.
6. KAPITEL
Am folgenden Morgen flogen Jerome und Clarissa zurück nach Brisbane und holten das Auto aus dem Parkhaus. Anstatt die drei Stunden nach Rosemont direkt durchzufahren, schlug Jerome vor, unterwegs zu Mittag zu essen und anschließend in Lennox Head vorbeizuschauen.
Obwohl es ein Samstagnachmittag war, trafen sie Sue noch in der Kanzlei. Sue umarmte Clarissa herzlich und machte ihr Komplimente wegen ihres Aussehens.
"Bei Sue vorbeizusehen war eine gute Idee von dir, Jerome. Vielen Dank. Sue scheint alles fest im Griff zu haben", sagte Clarissa etwas wehmütig, als sie ihre Fahrt nach Rosemont fortsetzten.
"Kommst du dir überflüssig vor?" Jerome lächelte verständnisvoll.
"Ein bisschen schon", gab sie zu.
"Sieh es als Erfolg. Du hast dein Büro derart gut organisiert und dir deine Vertretung so optimal gewählt, dass du persönlich gar nicht anwesend sein musst."
"Danke für das Trostpflaster. Aber da wir gerade beim Thema sind, sitzt du nicht schon wie auf glühenden Kohlen? Willst du nicht endlich wissen, wie viel Nüsse in deiner Abwesenheit von den Bäumen gefallen sind?" fragte sie und lächelte schalkhaft.
"Du hast es schon richtig erkannt, Clarissa, ich möchte natürlich gern über die Plantage gehen."
"Meinen Segen hast du", erklärte sie fröhlich. "Ich muss die Koffer auspacken." Sie machte eine weit ausholende Geste. "Außerdem habe ich noch viel zu erledigen."
Er sah sie kurz von der Seite an. "Um die Wäsche brauchst du dich wirklich nicht zu kümmern, Clarissa."
"Ich weiß. Vielleicht tu ich es aber trotzdem."
Als sie in die Auffahrt zum Haus einbogen, stürmten ihnen Paddy und Flynn entgegen. "Kein Nez Perce", stellte Clarissa traurig fest.
"Nein." Jerorne runzelte die Stirn, als er den Wagen abstellte, denn vor dem Haus stand schon ein silberfarbenes Kabrio. Anscheinend wusste er genauso wenig wie sie, wem es gehörte.
Doch dann traten zwei Menschen auf die Terrasse, und Jerome fluchte leise.
Clarissa traute ihren Augen nicht. "Das ist doch nicht..."
"Doch. Serena und ihr neuer Freund."
"Du ... Wusstest du das schon gestern Abend?" fragte sie mit brüchiger Stimme.
"Natürlich nicht." Mit unbewegter Miene stieg er aus.
Inzwischen war auch May, die gar nicht glücklich wirkte, an der Tür erschienen. Aber Jerome nahm Clarissas Arm und führte sie die Stufen zur Veranda hoch.
"Was verschafft uns denn die Ehre dieses unverhofften Besuches, Serena?" fragte Jerome spöttisch.
Serena nahm sich Zeit. Ausgiebig betrachtete sie Clarissa von Kopf bis Fuß. Auch Clarissa konnte während des kurzen, peinlichen Schweigens einen Eindruck von Serena gewinnen.
Serena war noch immer umwerfend
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