Unter rauschenden Palmen
Ist dir nicht aufgefallen, wie traurig die allein stehenden Mütter wirken? Und eine Frau, mit der ich mich unterhalten habe, erwartet ihr viertes Kind innerhalb von sechs Jahren -
dabei hatte sie nie mehr als zwei gewollt. Ihr Mann ist arbeitslos, und ihre Eltern leben in Übersee. Ich habe vorher nie so richtig zu schätzen gewusst, wie glücklich ich eigentlich bin."
"Weil... Vielleicht, weil du mich hast?"
"Weil ich dich habe, weil ich keine finanziellen Probleme habe, weil meine Eltern ganz in der Nähe wohnen - und weil ich diese beiden Babys unbedingt haben will."
Jerome parkte den Wagen vorm Haus, konnte die Unterhaltung aber nicht fortsetzen, da Sean auf sie zugestürmt kam.
Später, im Schlafzimmer, antwortete er dann auf seine Weise. Der Winter kam mit Macht, und im Kamin prasselte ein gemütliches Feuer. Jerome hatte Öl in einer Schale erwärmt und massierte Clarissa mit langsamen, zärtlichen Bewegungen. Er lachte leise, als seine Babys dabei strampelten.
Anschließend streifte er ihr ein warmes Nachthemd über und half ihr in den Hausmantel.
Dann setzten sie sich vors Feuer und rösteten Kastanien.
Schließlich trug er sie ins Bett und liebte sie so einfühlsam und zärtlich, als wäre sie kostbar und zerbrechlich. Den gemeinsamen Höhepunkt erlebten sie diesmal ganz anders, viel inniger und intensiver.
Als Clarissa am nächsten Morgen aufwachte, kuschelte sie sich an Jeromes Brust. "Danke", sagte sie. "Das war gestern Abend genau das, was ich nach dem anstrengenden Tag brauchte."
"Meinst du, das hätte ich nicht gewusst?"
Sie legte den Kopf zurück und sah ihn an. "Und woher?"
"Es gibt Zeiten, da muss man medizinisch nüchtern über Babys sprechen, und es gibt Zeiten, da muss man so nah und zärtlich zusammen sein, wie wir es waren."
"Das stimmt. Und von jetzt an wird der Kursus mich nicht mehr schrecken können."
Jerome lachte und gab ihr einen Kuss. "Was macht übrigens die Kanzlei?"
"Sue wird bald meine Teilhaberin sein. Sie hat einige bedeutende Klienten gewinnen können, und wir überlegen, noch einen zweiten Anwalt einzustellen. Dann wären wir vier. Ich frage mich nur, ob das nicht zu viele sind. Lennox Head ist schließlich im Moment noch eine Kleinstadt."
"Hast du noch nicht daran gedacht, eine zweite Kanzlei zu eröffnen? In Ballina oder Alstonville?"
Clarissa wurde ganz aufgeregt. "Das würde dir nichts ausmachen?"
"Natürlich solltest du erst die Zwillinge zur Welt bringen. Aber wenn sie aus dem Gröbsten heraus sind - warum nicht?"
"Ich werde darüber nachdenken."
Die Schwangerschaft wurde beschwerlicher, und Clarissa litt unter all den Symptomen, die ihr Jerome "in der Hitze unseres Wortgefechts" geschildert hatte.
Herzrasen, mehrmals die Nacht zur Toilette müssen, keine bequeme Schlaf Stellung finden -
all das stellte sich ein, als ihr Umfang immer größer wurde. Und noch mehr: Ihr Rücken schmerzte, und sie hatte Schwierigkeiten, hinter das Steuer ihres flachen Kabrios zu kommen.
Es wurden weitere Ultraschallaufnahmen gemacht, und obwohl Valerie und der Gynäkologe sagten, mit den Babys sei alles in Ordnung, hatte Clarissa das Gefühl, dass sie ihr etwas verheimlichten.
"Es sind doch keine Komplikationen zu erwarten, oder?" fragte Clarissa Valerie, als diese bei ihr im Büro vorbeischaute und es noch etwa sechs Wochen bis zum errechneten Termin waren.
Valerie betrachtete ihre Freundin eingehend, sah die braunen Pigmentflecken im Gesicht, sah, wie müde und durchscheinend und zart Clarissa trotz ihre Umfangs wirkte. "Du solltest zu Hause sein und die Beine hoch legen", meinte sie.
"Das würde ich ja auch tun - wenn es was bringen würde. Selbst im Sessel kann ich nicht bequem sitzen."
Clarissa ahnte nicht, dass Jerome Valerie bei ihr vorbeigeschickt hatte. Zurück in ihrer Praxis, rief Valerie ihn sofort an. Das Ergebnis war, dass Jane Montrose am nächsten Morgen bei ihrer Tochter vor der Tür stand und erklärte, sie wolle bleiben.
"Aber was ist mit Dad? Ich meine, ich freue mich über deinen Besuch, aber kommt er denn allein zurecht?"
"Es geht ihm gut, der Arzt ist sehr zufrieden mit ihm - die Bypassoperation war erfolgreicher, als wir zu hoffen gewagt hatten. Er wird bei Freunden essen und uns an den Wochenenden besuchen. Wenn du mich fragst, wird er seine Freiheit in vollen Zügen genießen und den ganzen Tag auf dem Bowlingplatz zubringen. Und wir können in Ruhe dem Kinderzimmer den letzten Schliff geben und uns um die Erstausstattung
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