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Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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Jedes Dorf hat eine Jagdgemeinschaft.“
    „Wer war es? Was glauben Sie? Die Windkraftgegner?“
    „Kann ich mir nicht vorstellen“, murmelt er. „Wir kommen ganz gut mit ihnen zurande. Alle sind eben nicht zu überzeugen. Aber an sich sind sie harmlos, davon bin ich überzeugt.“
    „Die haben sogar einen Privatdetektiv angeheuert. Und sie haben offenbar allen Geld geboten, die gegen die Umbenennung des Orts stimmen.“
    Novak nickt. „Ich weiß, so etwas lässt sich in einem kleinen Dorf sowieso nicht geheim halten. Aber warum das weiter aufschaukeln? Ich glaube, es gab niemanden, der sich hat bestechen lassen. Und wenn es doch ein paar waren: Es waren nicht genug, die Abstimmung ist mit großer Mehrheit für uns ausgegangen. Sollen sie mit dem bisschen Geld Freude haben. Wahrscheinlich überwiegt ohnehin das schlechte Gewissen.“
    „Aber Schüsse auf Windräder: Das ist nicht mehr so harmlos.“
    „Harmlos … wohl nicht. Deswegen schaue ich mir jetzt auch alle Windräder genau an. Wenn das mit den Schüssen weitergeht, müssen wir uns wohl etwas einfallen lassen. Ich weiß bloß nicht, was, wir können sie nicht rund um die Uhr bewachen. Und eine Alarmanlage auf freiem Feld? Die hört keiner. Überwachungskameras? Auf die kann man auch schießen. Vielleicht helfen ja meine Inspektionsrunden. Außerdem bin ich gern hier draußen bei meinen Windrädern. So habe ich begonnen: als Techniker, der sich für etwas damals noch ganz Neues interessiert hat. – Und jetzt? Die Stimmung ist fürchterlich aufgeheizt. Alle vermuten überall Verräter, Saboteure, wenn nicht gar Terroristen. Und wir haben mit Schuld.“
    Ich sehe ihn aufmerksam an. Ein kalter Wind weht, das Eigengeräusch der mächtigen Windräder wirkt wie eine Stimme im Luftkonzert. Licht und Schatten wechseln in regelmäßigem Takt. „Wie meinen Sie das?“
    „Ich hätte mich nie zu der Mega-Kampagne überreden lassen dürfen. Tina Bogner ist großartig, sie ist fast schon etwas zu großartig für uns. Wir sind ein kleines Unternehmen. Wir können nicht von heute auf morgen die Welt revolutionieren.“
    „Aber es ist ein schöner Gedanke, oder?“
    „Natürlich. Wir waren ja auch begeistert. Endlich nimmt ein Vollprofi die Sache in die Hand. Endlich verteilen wir nicht bloß an irgendwelchen Ecken Flugzettel und werben bei Versammlungen in Gasthaussälen für nachhaltige Energiepolitik. Es ist ja wirklich höchste Zeit, dass etwas passiert.“ Er deutet hinauf zu den Rotorblättern, die sich ruhig und beständig im Kreis drehen. „Wissen Sie, dass allein dieser Windpark Strom für rund achttausend Menschen liefert?“
    Ich sollte mich nicht einlullen lassen. „Sie sind verhaftet worden, als Sie gegen den Transport von Atombrennstäben nach Gorleben protestiert und Schienen abgegraben haben.“
    Novak nickt. „Das ist ja in den letzten Tagen ausführlich in allen möglichen Zeitungen zu lesen gewesen. Klar habe ich protestiert, immer wieder. Niemand war dadurch gefährdet. Als wir die Schienen gelockert haben, ist ohnehin nur der Castor-Transport unterwegs gewesen. – Was sonst sollte man gegen Atomkraftwerke tun?“
    „Bessere Alternativen aufzeigen. Wie es Tina Bogner mit der Kampagne versucht.“
    Er sieht mich erschrocken an. „Natürlich. Glauben Sie nicht, ich wollte in Zweifel ziehen, was sie macht. Es ist großartig. Ich glaube nur, es ist für uns zu groß geworden.“
    „Apropos ‚zu groß‘: Es gibt an der Börse Gerüchte, dass ‚Pure Energy‘ versucht, ‚AE‘ und zwei deutsche Energieanbieter zu übernehmen.“
    Novak scheint das nicht besonders aufzuregen. „Das wundert mich nicht. Die wollen wachsen. Es geht um maximale Machtkonzentration. Und wer am meisten Macht und Geld hat, der kann sich am leichtesten Parteien und Personen an wichtigen Schaltstellen kaufen. Das ist der Kern. Mit welchen Energieformen man das schafft, ist übrigens zweitrangig und auch, ob man so am effizientesten arbeiten kann. Es geht darum, den anderen diktieren zu können. Und das kannst du, wenn du der Herr über die Energieversorgung bist.“
    „Bis zu einem Monopol ist es allemal noch weit. Da gibt es ja auch die internationalen Wettbewerbsbehörden“, widerspreche ich vorsichtig.
    „Klar“, kommt es müde zurück. „Aber wenn dir ein wesentlicher Teil der Energieversorgung gehört, und du zumindest mitbestimmen kannst, wer wann wo den Gashahn auf- und zudreht, dann reicht das. – Wissen Sie, worüber Putin seine Doktorarbeit

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