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Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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Atomkraftwerke abdrehen würde, bräche die Energieversorgung zusammen. Das haben unsere Leute dort gemeint.“
    „Aber Ausstieg überall?“
    „Sobald er machbar ist.“
    Na entzückend.
    Er scheint immerhin mitzukriegen, was ich von dem halte, das er da sagt. „Wir haben vor, Windenergie im großen Stil zu nutzen. Das ist zwar noch nicht ganz offiziell, aber das können Sie schreiben.“
    „Unser Bundesheer macht Übungen bei Gasstationen – man will auf mögliche Terrorangriffe vorbereitet sein. Gasdruckleitungen wären wunderbare Ziele.“
    „Natürlich müssen wir unsere Energieversorgung schützen. Eine ausgesprochen zukunftsorientierte Aufgabe für unsere allumfassende Landesverteidigung.“
    Es klingt wie eine Parteirede. Ich habe seine Truppe nie gewählt. „Haben Sie eine Ahnung, um welche Terrorangriffe es da gehen könnte?“
    Ex-Vizekanzler und Energiekonzernberater Gruber sieht mich an. „Na, wer macht den Terror auf der Welt? Die Islamisten. Aber es gibt leider auch linke Gruppen, die unser System destabilisieren wollen. Wir werden uns genauso gegen Ökoterroristen wappnen müssen.“
    Schön langsam wird das Gespräch doch noch interessant. Ich sehe mein Visavis so harmlos wie möglich an. „Sie meinen zum Beispiel Leute von ‚PRO!‘?“
    Sein viertes Glas Wein ist leer. „Aber nein, die sind genauso sehr Ökoterroristen wie wir Freunde islamistischer Revolutionen! Doch …“ – ein betroffener Blick – „bei Ökologiebewegungen kann sich ein radikales Umfeld bilden, eines, das sie selbst nicht mehr im Griff haben.“
    „Sie haben dafür konkrete Anzeichen?“
    Er nickt und kramt in seinem Krokodillederaktenkoffer. Das Geschenk eines befreundeten Energielieferanten für besondere Dienste? Oder hat er sich das Ding selbst ausgesucht?
    „Ich werde seit einiger Zeit bedroht“, murmelt er. Er zieht den Ausdruck einer E-Mail aus der Tasche und schiebt mir das Blatt Papier herüber.
    „Kapitalistendrecksau, du wirst unsere Umwelt nicht vernichten!“ Keine Unterschrift, eine Hotmail-Adresse mit Fantasienamen: Oekoli Erden.
    Er beobachtet mich, kramt wieder in der Tasche, zieht ein nächstes Blatt heraus, schiebt es mir wieder hin. „Wir haben natürlich die Polizei eingeschaltet. Die Adresse wurde in einem Internetcafé in Innsbruck angelegt. Mehr war nicht herauszufinden.“
    Ein weiterer elektronischer Liebesbrief: „Wir werden die Umwelt von Verschmutzern wie dir befreien.“ Eine andere Hotmail-Adresse mit einem ähnlichen Fantasienamen.
    „Klingt irgendwie kindisch.“
    Er sieht mich empört an. „Kindisch? Das sind versteckte Morddrohungen! Die Polizei sieht das auch so! Wir haben unseren privaten Sicherheitsdienst eingeschaltet.“
    „Und was macht der? Ökos überwachen?“
    „Personenschutz. Zumindest bei größeren Veranstaltungen. Ich kenne das ja noch aus meiner Zeit in der Regierung. Ich bin eben eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens. Wer im Mittelpunkt steht, macht sich angreifbar. Damit muss ich leben.“
    Es sieht so aus, als ob ihm das ganz gut gelingen würde.
    „Und was, wenn er die E-Mails selbst geschrieben hat?“, keuche ich am nächsten Morgen. Vesna hat mich viel zu früh von daheim abgeholt. Andererseits ganz gut so. Auf diese Weise konnte ich Oskar aus dem Weg gehen, hatte nahezu keine Chance, ihm von Carmens älterem Freund aus dem Management zu erzählen. Den gestrigen Abend hat Oskar traditionellerweise mit seiner Mutter verbracht. Hochzeitstag der Eltern. Herr Hofrat ist schon vor längerem verblichen. Seither konzentriert sich Schwiegermutters Liebe ausschließlich auf ihren Sohn. Ich kann damit leben, dass sie findet, bei gewissen Anlässen sei sie lieber allein mit ihm. Ich habe mir drei Serienkrimis angesehen und bin vor dem Fernseher eingeschlafen. Es ist besser, ich finde erst einmal heraus, wer Carmens Freund sein könnte. Und ob an der Sache überhaupt etwas dran ist.
    Diesmal sind wir beim Donaukanal unterwegs. Wo wir laufen, macht keinen Unterschied: Ich keuche, Vesna trabt locker neben mir her und bemüht sich um Geduld.
    „Ich habe etwas über Gruber gefunden. Waren Vorerhebungen wegen Bestechung. Soll er Menschen von ‚Austria Energie‘ Geld angeboten haben. Dann man hat ihn nach Rumänien geschickt. Dort hat ‚Pure Energy‘ Teile von staatlicher Energiefirma gekauft“, erzählt Vesna, als würden wir auf einer Parkbank sitzen.
    „Die kaufen viel“, ächze ich. Lange Sätze gehen sich bei mir einfach nicht aus.
    „Leider

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