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Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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als ich.
    „Die scheinen die Ortseinfahrt gesperrt zu haben“, murmle ich und kneife die Augen zusammen.
    „Du sollst Brille tragen oder nicht Auto fahren“, antwortet Vesna. „Da ist Fest. Direkt bei Ortstafel.“
    „Also doch gesperrt“, erwidere ich.
    Wir werden von einem Feuerwehrmann in ein Feld gewunken, in dem schon zahlreiche Autos parken. Ich überlege, mein Presseschild aus der Ablage zu holen, um direkt bei der Festversammlung stehen bleiben zu dürfen, aber so weit ist der Weg zur dörflichen Umbenennungsversammlung auch wieder nicht. Eine laue Brise weht, Windräder drehen sich. Der Bürgermeister steht bereits auf einer Bühne, redet, hinter ihm die örtliche Blasmusik. Wir drängen uns nach vorne, ich will sehen, wer sonst noch gekommen ist. Tina Bogner winkt mir zu. Sieh an, der Landeshauptmann ist auch da, neben ihm steht der Wirtschaftsminister. Er trägt einen dunkelgrauen Trachtenanzug. Offenbar ist das am Land noch immer angesagt. Neben ihm ein Typ in hellem Sakko mit blauem Stecktuch. Einfach affig. Wahrscheinlich ein Sekretär, der auch einmal ganz nach oben will. Jung ist er allerdings nicht mehr. Drei Kamerateams, einige Fotografen, Journalisten, die ich nicht kenne. Die „PRO!“-Sprecherin scheint einiges in Bewegung gesetzt zu haben. Die Ortstafel ist verhüllt.
    „… und so bin ich heute stolz, ab nun aussprechen zu können, dass ich in Sonnendorf lebe und dass ich meinen Einsatz und meine eigene Energie weiter in die lebenswerte Zukunft von unserem schönen Fleckchen in Österreich stecken werde.“
    Warum bietet man nicht den einen oder anderen Rhetorikkurs für Bürgermeister an? Oder tut man das ohnehin und es nützt bloß nichts?
    „Sehr geehrter Herr Landeshauptmann, lieber Freund. Ich darf dich nun bitten, unseren neuen Namen feierlich zu enthüllen!“
    Der Landeshauptmann kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Oder lächelt er bloß, weil er sein Glück über Landsleute, lokale Energieversorgung und Medienöffentlichkeit zeigen muss? Seine Rede jedenfalls ist kurz, grammatikalisch fehlerfrei und inhaltlich nicht so bedeutsam, dass ich sie mitschreiben muss. Am Ende spielt die Blasmusik einen Tusch, die Kirchenglocken beginnen zu läuten und zwei kleine Mädchen im Dirndlkleid reichen dem demokratisch gewählten Landesfürsten eine Schnur, die mit der Umhüllung der Tafel verbunden ist. Er zieht routiniert daran, Kameraleute filmen, Fotografen knipsen und das neue Ortsschild ist sichtbar: „Sonnendorf“. Alles klatscht und in das Klatschen hinein intoniert die Blasmusik einen Marsch.
    „Sieht nicht besonders nach Zukunft aus, alles da, ist eher wie Heimatfilm aus Sechzigerjahren“, wispert mir Vesna zu.
    „Den Leuten gefällt es“, murmle ich. Die „Magazin“-Fotografin steht neben der neuen Ortstafel und versucht, sie mit Blasmusikanten und Honoratioren und Dirndlkindern auf ein Bild zu kriegen.
    „Ökos sind gute Populisten, ich glaube“, ergänzt Vesna.
    „Das müssen wir auch sein“, antwortet eine laute Stimme hinter uns. Tina Bogner.
    Vesna ist nicht im Geringsten verlegen.
    „Hat von ‚PRO!‘ keiner geredet oder hab ich die Rede nur versäumt?“, frage ich.
    „Die Auftritte überlassen wir den Politikern. Wenn sie ihr neues Dorf loben, bringt uns das mehr, als wenn wir es tun“, lächelt die Werbeexpertin. „Aber ich werde Ihnen gleich unseren Geschäftsführer vorstellen. Karl Novak muss da irgendwo sein …“ Sie stellt sich auf die Zehenspitzen. „Ich finde ihn im Moment nicht … Oder soll ich schauen, dass Sie mit dem Wirtschaftsminister reden können?“
    Ich schüttle den Kopf. Was wird er schon Besonderes sagen? Ich deute auf den Stecktuchtypen, der nicht von der Seite seines Ministers weicht. „Die machen sicher eine Presseaussendung. Ich kann ja seinen Sekretär bitten, dass er sie mir schickt.“
    Tina Bogner lacht. „Sekretär? Das ist der Vorsitzende des parlamentarischen Energieausschusses, Anton Zemlinsky.“
    Du liebe Güte, da wäre ich ganz schön ins Fettnäpfchen getreten, wenn ich ihn um die Wortspende seines Chefs gebeten hätte. „Er unterstützt Ihr Projekt?“
    „Noch viel weniger als der Wirtschaftsminister. Aber die tauchen überall auf, wo sie eine Kamera wittern. Erneuerbare Energie ist ja momentan ganz schick. Solange es keine großen Veränderungen gibt. Wobei Zemlinsky auch von seinen Gönnern geschickt worden sein kann, um zu berichten.“
    „Wie soll ich das verstehen?“
    „Der steckt ganz tief drin

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