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Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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ich habe keine guten Kontakte zu Branchen wie dieser. Ist einfach zu groß. ‚Pure‘ steckt bei vielen Firmen drinnen. Bin nicht einmal sicher, ob nicht auch bei Öko-Firmen.“
    „Bei ‚PRO!‘?“
    „Kann ich nicht sagen, man muss nachsehen, aber ich weiß nicht, ob das bringt etwas.“
    Ich bleibe stehen. Ich habe Seitenstechen. Und ich muss erst zu Atem kommen, bevor ich Vesna fragen kann, was ich eigentlich von ihr wissen wollte. Meine Freundin sieht mich strafend an und läuft im Stand weiter. „Man darf nicht aufhören, davon kommt Muskelkater.“
    „Ich muss dich etwas fragen!“
    „Wenn du willst Antwort, du musst laufen!“ Und schon ist sie ein Stück vor mir. Ich kann mir das nicht gefallen lassen. Was will sie von mir? Dass ich bei den Olympischen Spielen den Marathon gewinne? Na gut, da bin ich noch weit davon entfernt. Vesna sieht sich um und deutet mir, dass ich endlich nachkommen soll. Sie läuft betont langsam. Ich hole tief Luft und setze mich in Bewegung. Dampflok gegen Sportwagen. Dabei ist Vesna ein paar Jahre älter als ich.
    „Also“, sagt sie, „jetzt du kannst fragen, wir laufen nur ganz langsam.“
    Schnell genug für mich. Aber solange ich noch etwas Luft habe, bitte ich: „Kannst du herausfinden, wer der Freund von Carmen bei ‚Pure Energy‘ ist?“
    „Es wird mir sein ein Vergnügen“, antwortet Vesna und gibt wieder ein bisschen mehr Gas. Ich will bei der halbwegs erträglichen Geschwindigkeit bleiben. Aber Vesna dreht um, rennt zurück zu mir, um mich herum und befiehlt: „Und jetzt wieder Tempo, nicht das für achtzigalte Fußkranke!“
    Die nächsten Tage verbringe ich großteils in der Redaktion. Ich bereite meine Energie-Serie vor und komme dahinter, dass Vertreter der Öl-Multis und der großen Strom- und Gasanbieter nur sagen, was ohnehin in ihren Imagebroschüren steht – Papier gibt es bei allen von ihnen mehr als genug –, während Ökoenergiefirmen gar nicht aufhören können, über ihre Konzepte zu reden. „Pure Energy“ steht irgendwo dazwischen, sie bemühen sich um Kommunikation, ich habe allerdings den Verdacht, dass auch sie nur erzählen, was ihnen in den Kram passt. Das Unternehmen scheint einfach überall mit dabei zu sein. Carmen ist leider schon in der Türkei, Vesna hat so viel mit ihrer Putzfirma „Sauber! Reinigungsarbeiten aller Art“ zu tun, dass sie mich nicht einmal zum Joggen verschleppen konnte. Natürlich könnte ich auch ohne sie laufen. Aber ich sage mir wieder einmal, dass es für Muskel- und Konditionsaufbau ohnehin besser ist, Trainingspausen einzulegen. Habe ich irgendwo gelesen. Was ich selbst herausgefunden habe: Reinhard Hohenfels, der General Manager von „Pure Energy“, befindet sich momentan auf einer Dienstreise. – In der Türkei. Natürlich wird eine ganze Delegation der Firma dorthin gefahren sein. Dennoch habe ich mir diesen Hohenfels im Internet näher angesehen: fünfundfünfzig Jahre alt, aus einer österreichischen Adelsfamilie, war lange im Ölgeschäft in den USA tätig, Studium an der Montanuniversität in Leoben, geschieden von Eleonore Rosen, einer einigermaßen bekannten Sopranistin, die vor allem unter Operettenliebhabern und Gesellschaftsberichterstattern ihre Fans hat. Ich habe immer gefunden, sie quetscht die Töne, selbst wenn sie spricht. Kann ihr Ex tatsächlich der Freund von Carmen sein? Warum eigentlich nicht? Carmen ist neunundzwanzig. Sechsundzwanzig Jahre Altersunterschied. Sagt ja keiner, dass sie ihn gleich heiraten muss. Vielleicht will sie nur ein bisschen Spaß und Society-Flair. Ob Oskar diese Gedanken allerdings beruhigen würden, wage ich zu bezweifeln. Besser, ihm erst von Hohenfels zu erzählen, wenn ich mir sicher bin. Sechsundzwanzig Jahre Altersunterschied. Das wäre so, als wenn ich mir einen dreiundzwanzigjährigen Lover nehmen würde. Du liebe Güte. Er könnte aussehen wie ein junger Gott, klug sein wie Einstein, ich fände es trotzdem absurd. Und vor allem unnötig anstrengend. Brauchen ältere Männer Trophäen? Oder hoffen sie einfach auf Momente, in denen sie sich wieder jung fühlen können?
    Der Beginn der Energie-Serie im „Magazin“ lässt sich gut an. Daniel, der an der Fachhochschule für Journalismus studiert und momentan bei uns volontiert, hat Infos zum Energiesparen im Alltag zusammengetragen. Die Wirtschaftsredaktion hat Interessantes über Europas Abhängigkeit von Gaslieferungen aus Russland herausgefunden. In einem „Energiedialog Russland–EU“ habe

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