Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi
die EU demütig zugegeben, dass „es für das russische Erdgas keine Alternative gibt und dass Russland sein zuverlässigster Lieferant ist“, berichtet zumindest die „Stimme Russlands“. Der Anteil von russischem Erdgas in Europa wird mit vierzig Prozent beziffert, Tendenz steigend. Außerdem gibt es in meiner Story nette Bilder von Windrädern und Gespräche mit Tina Bogner und Heinrich Gruber. Generalleutnant Unterberger und seine Bundesheerübung habe ich mir für die nächste Ausgabe aufgehoben.
Und ich habe in letzter Minute noch eine kleine Sensation geschafft: ein Kurzinterview mit Arnold Schwarzenegger. Ich kenne einen Mitorganisator der Klimakonferenz, bei der der Ex-Gouverneur und Ex-Terminator vor einiger Zeit als Mister Öko aufgetreten ist. Und von dem habe ich tatsächlich eine funktionierende, mehr oder weniger direkte E-Mail-Adresse von Arnie bekommen. Ich habe ihm geschrieben, dass ich für die auflagenstärkste Wochenzeitung Österreichs an einer Energie-Serie arbeite und dass meine Eltern aus der Steiermark stammen. Ich weiß nicht, was mehr gezogen hat. Auf alle Fälle hatte ich Schwarzenegger plötzlich am Telefon. Mein Herz hat einen wilden Sprung gemacht, ich gebe es zu. Warum reagiere selbst ich so auf irgendwelche Promis? Viel länger als drei Minuten hat unser Gespräch nicht gedauert, dann hat er sich höflich und mit besten Wünschen an meine Eltern in der Steiermark verabschiedet. Weiß er, dass mein Vater Politiker gewesen ist? Wohl kaum. Dürfte ihm auch ziemlich egal sein, so ein ehemaliger Landesrat. Um Schwarzenegger scharwenzeln Bundeskanzler herum, wenn er in Kitzbühel beim Hahnenkammrennen oder sonst wo in seiner „Heimat“ Hof hält. Der Arme kann es wahrscheinlich gar nicht verhindern. Jedenfalls macht sich das Interview nett im „Magazin“:
Valensky: „Warum setzen Sie sich für erneuerbare Energie ein?“
Schwarzenegger: „ Weil wir an unsere Zukunft denken müssen. Und ich meine, wir dürfen nicht alles nur technisch sehen. Wir brauchen Argumente, die die Menschen fühlen können. Nur dann sind sie mit dabei, unsere Umwelt zu schützen.“
Valensky: „Ökoenergiefirmen plädieren dafür, dass jeder Ort selbst die nötige Energie produziert. Was halten Sie davon?“
Schwarzenegger: „Ich finde das sehr gut, es gibt schon erste Beispiele dafür, dass alle benötigte Energie in einem Ort selber erzeugt wird. Ich kenne es von Güssing. Es schafft zahlreiche Jobs und spart Kosten, man muss keine Kilowattstunde mehr importieren und zukaufen. Können Sie sich das vorstellen, dieses Ausmaß von Energie-Freiheit? Es ist großartig!“
Valensky: „Sie haben viele Autos, unter anderem auch mehrere Hummer. Die sind ja nicht gerade besonders umweltschonend.“
Schwarzenegger: (lacht) „Ich habe schon seit 2004 einen Hummer, der mit Wasserstoffantrieb fährt und die Umwelt nicht im Geringsten belastet. Dabei wiegen Hummer-Geländewagen mehr als drei Tonnen. Wir müssen auch bei unseren Autos an den Umweltschutz denken. Zusammen können wir die Welt verändern. Ich werde die Botschaft um die Welt tragen, das verspreche ich.“
Ich bin nicht mehr dazu gekommen, ihn zu fragen, wie das denn mit seinen anderen Autos und der Umwelt sei. Oder war ich einfach nicht schnell genug? Nicht ausreichend kritisch? In der Chefredaktion werde ich für das Interview sehr gelobt. Und einen der Sager von Arnie haben wir zum Titel der Serie gemacht: „Energie-Freiheit!“ Wobei mir klar ist, dass man darunter sehr Verschiedenes verstehen kann. Eine Liebeserklärung an die klassischen Öl-Multis ist es aber jedenfalls nicht.
[ 4. ]
Am Sonntag mache ich mich gemeinsam mit Vesna auf nach Ravensbach, das gleich schon Sonnendorf heißen soll. Die Fotografin vom „Magazin“ ist vorausgefahren. Drei Personen, zwei Autos zur Anreise. Aber immerhin fährt keine von uns einen Hummer. Auf die heilige Messe, bei der die Umbenennung offenbar göttlichen Segen bekommen soll, haben wir verzichtet, wir sind allerdings so spät dran, dass auch nicht klar ist, ob wir es noch zum offiziellen politischen Akt schaffen werden. Es war meine Schuld. Ich habe zu lange getrödelt. Sonntagmorgensonne auf der Terrasse, wer weiß, wie lange sie noch so warm scheint.
„Wo ist Fest eigentlich?“, fragt Vesna, als wir die Wiener Stadtgrenze passieren.
„Wir werden es finden“, antworte ich. Groß ist Ravensbach ja nicht. Ich gebe Gas.
„Da!“, ruft Vesna einige Zeit später. Sie sieht deutlich besser
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