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Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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brisanter?
    Die Sprecherin von „PRO!“ deutet Richtung Wien. Sie scheint sich in ihrer Rolle sehr wohlzufühlen, ihre halblangen Haare wehen im Wind, die locker geschnittene Leinenbluse sieht leger, aber nicht schmuddelig aus. „Ich kann heute nur so viel dazu sagen: Wir sind dabei, gemeinsam mit der Stadt Wien einen Zukunftsenergieplan zu entwickeln. Energieversorgung, die nicht von internationalen Konzernen abhängig ist, sondern die in der eigenen Umgebung Arbeitsplätze schafft, ist auch in einer Millionenstadt machbar.“
    „Wien heißt also schon bald ‚Sonnenstadt‘?“, spöttelt die ARD-Reporterin. „Ist das nicht etwas mühsam für alle Kartografen, Statistiker und Schüler?“
    Tina Bogner wirft ihr einen aufmerksamen Blick zu. Dann lächelt sie. „Wien könnte Sonnenstadt werden, dafür muss es nicht so heißen. Es gibt riesige ungenutzte Dachflächen. Wir haben Wasserkraft, die man intelligenter nutzen kann. In den Außenbezirken sind Windparks angedacht. Und alle öffentlichen Parkplätze und alle neu gebauten Tiefgaragen könnten zu Stromtankstellen werden. Solange herkömmliche Tankstellen von den Ölkonzernen abhängig sind, werden wir Batteriewechselstellen für Elektroautos bei anderen Betrieben unterbringen müssen. Wir denken an Supermarktketten oder Postfilialen. Es gibt übrigens auch in Deutschland, den Niederlanden und Italien erste Projekte. Die europäische Zukunft …“
    Eine Sirene heult. Gehört das zum Festprogramm? Ich bin, was ländliche Bräuche angeht, nicht eben up to date. Auch Tina Bogner scheint irritiert zu sein. Ein Mann, den ich für einen der Reporter gehalten habe, geht auf sie zu. Sie flüstern kurz miteinander, er schüttelt den Kopf.
    „Was ist das?“, will die ARD-Journalistin wissen.
    Die „PRO!“-Sprecherin lächelt. „Keine Ahnung, scheint wohl etwas mit der Feuerwehr zu tun zu haben. Vielleicht führen sie die Sirene vor.“
    Telefon. Vesna ist dran. „Es brennt!“, ruft sie. „Man sieht von oben, dass es brennt!“
    „In Sonnendorf?“
    „Nein, weiter weg. Sind sicher einige Kilometer. Irgendwo mitten in Feldern, so sieht es aus! Große Flamme. Fast so hoch wie Windrad. Feuerwehr hat auch schon geheult. Ich sehe, dass Auto vor Feuerwehr steht. Regina fotografiert.“
    „Vielleicht verheizt jemand altes Holz“, überlege ich.
    „Mit solcher Flamme?“
    „Du meinst, das hat mit dem Fest in Sonnendorf zu tun?“ Ich sehe mich nach den Windkraftgegnern um. Aber auch die stehen wie die meisten Menschen etwas verwirrt da.
    „Wie soll ich wissen?“
    Tina Bogner versucht weiter, über die sonnige Energiezukunft zu reden. Noch eine Sirene. Diesmal weniger laut. Offenbar aus einem Nachbardorf. Wie eine Antwort darauf ertönt das Folgetonhorn des hiesigen Feuerwehrautos. Der Bürgermeister eilt herbei, sucht jemanden, geht zu dem Mann, mit dem Tina Bogner getuschelt hat. Rund vierzig Jahre alt, braune Haare, mittelgroß, schlank, braunes Leinensakko, schwarze Jeans. Ein Durchschnittstyp, ein Gemeindemitarbeiter?
    „Ist ein Unfall passiert?“ „Gehört das zum Programm?“ „Wohin ist die Feuerwehr unterwegs?“ „Hat das mit dem Dorffest zu tun?“ Die versammelten Redakteurinnen und Journalisten bestürmen den Bürgermeister.
    „Ich kann nicht viel sagen“, beginnt er. „Nur dass es offenbar eine Explosion gegeben hat, aber einige Kilometer entfernt. Bei der Überlandgasleitung.“
    „Hat die mit ‚PRO!‘ zu tun?“, will die ARD-Reporterin wissen.
    „Natürlich nicht“, antwortet Tina Bogner an der Stelle des Bürgermeisters. „Wir betreiben keine Gasleitungen.“
    „Was kann da geschehen sein? Ein Gasgebrechen?“ Jetzt fragt die Journalistin den Bürgermeister.
    „Ich weiß nicht. Auf alle Fälle kann Ihnen hier nichts geschehen.“
    Ein Kameramann schwenkt vom Bürgermeister aufs freie Feld hinaus. Und jetzt sehen wir sie alle: eine gewaltige Flamme, die kerzengerade in die Luft lodert.
    „Daran sieht man, wie gefährdet Gasdruckleitungen sind!“, ruft Tina Bogner und versucht, die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken. Es gelingt ihr nur teilweise. „Gas durchströmt sie mit mehr als siebzig Bar. Solche Pipelines sind ein perfektes Ziel für Terroristen. Man kann sie nie lückenlos überwachen. Es wird so viel über Sicherheitspolitik geredet, höchste Zeit, dass man sich mit dem enormen Risiko solcher Gasleitungen beschäftigt.“
    „Warum glauben Sie, dass es Terroristen waren?“, wird sie gefragt.
    Sie hat einiges von

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