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Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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Menge Fotos vom Fest in Sonnendorf online gestellt haben. Auf die Vermutungen der heutigen Zeitungen, „PRO!“ könnte mit dem Anschlag auf die Gasleitung zu tun haben, wird mit keinem Wort eingegangen.
    Startseite der Homepage von „AE“: Auch dort scheint alles normal zu sein.
    Ich kenne mich mit so etwas ja nicht besonders gut aus, aber für mich wirkt es, als hätte sich eine Organisation namens „Cybersolar“ in die Seiten von „Pure Energy“ gehackt.
    Ich wähle Grubers Nummer und komme nur bis zur Vermittlung. Nein, Dr. Gruber sei nicht im Haus, seine Sekretärin auch nicht. Dann bitte das Büro von General Manager Hohenfels. Der sei im Ausland. Und sein Büro auch? Leider, momentan sei niemand zu erreichen. Ich verlange die Presseabteilung. Ich werde durchgestellt. Ich höre zehn Mal das Freizeichen und lege auf, wähle wieder. Dieselbe Stimme, einigermaßen genervt. Nein, sie könne da jetzt nichts tun, es seien eben alle beschäftigt.
    Könnte es sein, dass die Damen und Herren von „Pure Energy“ wegen der Aktion von „Cybersolar“ abgetaucht sind? Stille, dann ein Klicken in der Leitung. „Moment“, sagt die Vermittlerin. Ich warte. Ich will schon auflegen.
    „Stepanovic?“
    „Mira Valensky vom ‚Magazin‘. Ihre Homepage ist offenbar gehackt worden. Wissen Sie schon davon?“
    Ein Seufzer. „Wir wissen davon und arbeiten an der Behebung des Schadens.“
    „Gibt es Hinweise, wer es war, wie das geschehen konnte?“, will ich wissen.
    „Ja. Aber es gibt nichts, das ich momentan dazu sagen könnte. Außer: dass man die verfolgen muss, die das Eigentum anderer beschädigen. Hacker sind Einbrecher, das können Sie schreiben.“
    „Die Sonnen, die über Ihre Bildschirme wandern: Erinnern Sie die an etwas?“
    „Liebe Frau Valensky, seien Sie mir nicht böse, aber für ein Quiz habe ich momentan keine Zeit.“
    „‚PRO!‘?“
    „Wenn Sie es selbst sagen … Ich fürchte, in deren Umfeld sind Kriminelle unterwegs.“
    „Und das darf ich auch schreiben?“
    „Selbstverständlich.“
    „Sind eigentlich Daten gestohlen worden oder wurde sonst etwas in Ihrem Computersystem verändert?“
    „Das wird sich erst weisen. Jedenfalls nehmen wir den Angriff ernst. Schönen Tag noch.“
    Ich sollte mit Fran über die Sonnen-Attacke reden. Wenn sich jemand mit so etwas auskennt, dann Vesnas genialer Sohn. Er hat Informatik studiert und arbeitet gerade an seinem Master in Computational Logic. Was immer das genau ist. Nebenbei jobbt er bei Firmen, die ihre Software auf den neuesten Stand bringen wollen. Ich schicke ihm eine E-Mail samt Homepage-Links, ich weiß, er ist ständig online. Sieht so aus, als ob meine Reportage noch eine zusätzliche Facette bekommen könnte. „Cybersolar“.
    Ich will nicht warten, bis sich Fran zurückmeldet. Ich gehe hinüber zu Drochs Büro und erreiche ihn gerade noch in der Tür. Hintergrundgespräch beim Bundespräsidenten, eine Ehre, nur eine handverlesene Schar von Journalisten darf dabei sein. Droch runzelt dennoch die Stirn. „Dumm ist nur, dass ich jede seiner Antworten schon im Vorhinein weiß.“
    „Das macht ihn so beliebt. Er ist verlässlich. Er überrascht keinen“, witzle ich.
    „Zemlinsky?“, sagt er, nachdem ich ein wenig über meine Recherchen erzählt habe. „Ich halte den eher für eine lächerliche Figur. Der hat nicht das Zeug zum großen Schurken.“
    „Um Geld zu nehmen, muss man nicht besonders viel draufhaben“, gebe ich zu bedenken.
    „Um es gut zu verstecken, schon“, erwidert mein Lieblingskollege. Mit ihm sollte ich einmal in das kleine zypriotische Lokal gehen. Aber ihm von gestern Abend zu erzählen, hieße, mich seinem Spott auszusetzen. Außerdem habe ich momentan ohnehin keine Zeit dafür. „Wenn du ihn brauchst, ich kann Zemlinsky anrufen“, sagt er jetzt.
    „Oh, du und deine konservativen Verbindungen.“ Jetzt spotte ich.
    „Meine Verbindungen. Das reicht. Mit mir spricht man eben, während man für dich …“
    „… keine Zeit hat“, ergänze ich und lache. „Bitte, lieber mächtiger Onkel Droch, frag ihn, ob ich mit ihm reden darf!“
    „So ist es schon besser“, antwortet er würdevoll und rollt zurück in sein Büro. Droch gehört zu den wenigen Menschen, die Telefonnummern und Termine noch nicht digitalisiert haben. Er blättert in seinem abgegriffenen schwarzen Büchlein und wählt am Festnetz eine Nummer. „Droch“, sagt er bloß. „Herrn Abgeordneten Zemlinsky bitte.“
    Und fünf Minuten später

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