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Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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ich auch keine Vorurteile gegenüber den Chinesen erwartet. Ein sehr tüchtiges Volk.“
    Ich hasse es, wenn mich Politiker als Kollegin bezeichnen. „Sie werden also die Bemühungen Ihres Bekannten Heinrich Gruber unterstützen.“
    Sein Kopf schiebt sich vor, ein etwas zu dicker Hals wird über dem Hemdkragen sichtbar. „Das hat so einen Unterton, was Sie sagen. Seien Sie vorsichtig.“
    „Sie waren mit ‚Pure Energy‘ und Ihrem Parteifreund Gruber in der Türkei und in Rumänien, nicht wahr?“, bohre ich weiter.
    „Die Reise wurde korrekt abgerechnet. Ich habe mich nicht einladen lassen. Es war eine Fact Finding Mission, um die Energiesysteme der Länder besser kennenzulernen. Das gehört zu meinen Aufgaben.“
    Ich nicke und lächle. „Und der Vertrag zwischen ‚Pure Energy‘ und der Werbefirma ‚A-Z‘ gehört zu den Aufgaben Ihrer Frau, nicht wahr?“ Ich habe bloß ins Blaue geschossen, aber der Schuss hat getroffen. Zemlinsky ist bleich geworden. Er steht langsam auf. Seine Mitarbeiterin weiß nicht, was sie tun soll. Ich jedenfalls bleibe sitzen. „Ist doch alles ganz legal, oder?“, lächle ich. Wir werden keine Freunde werden. Mein Blick fällt auf ein Foto, auf dem ein großer schwarzer Wagen zu sehen ist, daneben unser aller Arnold Schwarzenegger. Ich stehe auf, sehe mir das Bild näher an. „Ist das einer seiner Hummer?“, frage ich.
    „Nein, das ist meiner. Und bevor Sie fragen: Er ist mit Hybridantrieb ausgestattet und auch sonst mit hochmoderner umweltschonender Technologie. Wir müssen etwas für unsere Umwelt tun, da bin ich mir mit Arnie einig. Ich kenne ihn gut, wir schätzen einander sehr.“
    Wer hätte sich das gedacht. „Er setzt sich für dezentrale Energieversorgung ein und fordert weniger Abhängigkeit von internationalen Konzernen.“
    „Dafür sind wir doch alle, oder?“, sagt Zemlinsky mit schmalen Lippen.
    Als ich aus dem Parlament gehe, schalte ich mein Mobiltelefon wieder ein. Fran wartet beim Türken um die Ecke der Redaktion. Wenn er die Sonnen für interessant genug hält, um mich zu treffen, sollte ich mich beeilen. U 2, U 1. In der U-Bahn-Zeitung steht auf Seite eins: „Zickenkrieg in Hollywood!“ Hier, im Wiener Untergrund, ist die Welt wenigstens noch in Ordnung.
    Fran findet das mit den Sonnen nicht so schlimm. „Pure Energy“ sei einer der Energie-Multis, gegen die man sich legal sehr schlecht wehren könne, die hätten einfach zu viel Einfluss.
    „Die Sonnen sind harmlos. Natürlich weiß ich nicht, wie sie sich ins System von ‚Pure Energy‘ gehackt haben, aber ich sehe keinen Hinweis, dass sie etwas zerstören wollten. Stören, das wollten sie.“
    „Hacking ist an sich schon illegal“, gebe ich dem Sohn von Vesna zu bedenken.
    „Klar. Aber leider ist es nicht illegal, unsere Umwelt zu verpesten. Also brauchen wir so etwas wie zivilen Ungehorsam.“ Fran sieht mich unschuldig an. Ein kluger Dreiundzwanzigjähriger, der seine Zukunft besser nicht mit Ideen wie dieser aufs Spiel setzen sollte.
    „Du siehst drein wie meine Großtante in Bosnien, wenn ich mir vor der Mahlzeit etwas zu essen nehme“, lacht er. „‚Cybersolar‘ ist übrigens sehr klug organisiert: Es gibt sie nur auf Facebook und Twitter. Wenn es eng wird, wissen sie, wie sie die Adressen wechseln. Sie dürften ziemlich gute Computerexperten dabeihaben.“ Das klingt richtig hochachtungsvoll.
    „Sie rufen auch zu Treffen auf. ‚Sonnenpicknicks‘ nennen sie die. Morgen gibt es eines bei einem Kraftwerksprojekt in Salzburg. Dort wollen sie den Oberlauf der Mur so aufstauen, dass von ihm gar nichts mehr übrig bleibt. In Wien ruft man zu einem Picknick vor der ‚AE‘-Zentrale auf. Da gehe ich sicher hin.“
    „Und was soll dort passieren?“, frage ich misstrauisch.
    „Sie wollen einfach zeigen, dass es mit der Umwelt- und Energiepolitik so nicht weitergehen kann. Jana geht auch mit, ich hab ihr die Facebookseite geschickt. Sie ist total begeistert, sie hat gerade nach einem Thema für eine Arbeit in Psychologie gesucht. Jetzt macht sie etwas über neue Protestbewegungen im Internet.“
    „Und was sagt eure Mutter dazu?“ Ich höre mich wirklich schon an wie Frans Großtante, ich fühle es, auch wenn ich die gute Frau gar nicht kenne.
    Fran lacht. „Mira, bitte! Ich weiß von der Sache erst seit zwei Stunden. Wir haben sie tatsächlich noch nicht um Erlaubnis gefragt!“
    „Ja klar, ihr seid erwachsen“, murmle ich und kann mich so gut daran erinnern, wie Vesna mit den

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