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Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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sagt sie irritiert.
    „Vielleicht Karl Novak? Sie haben ihn auf dem Fest gesucht und nicht gefunden, oder?“
    „Er war beim Pressegespräch mit dabei, Sie haben ihn doch selbst gesehen.“
    „Ja, aber da hat die Gasleitung schon gebrannt.“
    Ich werde Novak selbst fragen. Er hat offenbar in Deutschland Eisenbahnschienen ausgebuddelt, damit der Transport von Atombrennstäben nach Gorleben verzögert wird. Stoppen konnten die Aktivisten ohnehin nie einen. Wie weit ist jemand bereit für die Umwelt zu gehen, wenn er das Gefühl hat, dass ganz andere Interessen zählen? Dass immer mehr kaputtgemacht wird? Ich sollte mich von der aufgeheizten Stimmung nicht anstecken lassen. Ruhig und vorurteilsfrei sollte ich recherchieren. Warum war ich eigentlich noch nie auf einer Anti-AKW-Demo? Ich bin gegen Atomstrom, war ich schon lange vor der Katastrophe in Fukushima. Zu bequem? Zu angepasst? Immerhin, ich schreibe. Diese Energie-Serie muss gut werden. Nicht bloß nett.
    Anton Zemlinsky, Vorsitzender des Energieausschusses: siebenundvierzig Jahre alt, war Besitzer der Werbefirma „A-Z“. Seit er im Nationalrat sitzt, gehört sie seiner Frau. Aber sicher. „A-Z“ betreut Werbekampagnen für seine Partei und für Ministerien, die von Parteifreunden geleitet werden. Immer wieder ist Zemlinsky vorgeworfen worden, dass Gelder aus Unternehmen, aber auch aus Ministerien über seine Firma hin zur Partei geflossen seien. Zu seinen besten Privatkunden zählen Energieanbieter. „AE“ genauso wie „Pure Energy“. Es war nicht weiter schwierig, das zu recherchieren. Die Grünen haben wiederholt kritisiert, dass einer, dessen Firma von der Energielobby Geld bekomme, Vorsitzender des Energieausschusses sei. Unsinn, hat er ihnen entgegengehalten, gerade wegen seiner Kunden beschäftige er sich seit langem mit Energiepolitik, und das sei ja wohl gut so. Außerdem gehöre die Firma jetzt seiner Frau und er habe damit nichts mehr zu tun. Hat es Sinn, ihn anzurufen und zu fragen, ob er von Gruber gekauft worden ist? Was wird er sagen? Ist ja wohl klar: Wieder so eine Verleumdung! Spannender könnte es schon sein, wie er zu den Gerüchten steht, dass die Gasleitung von verirrten Umweltbewegten in die Luft gejagt worden sei. Beim Fest in Sonnendorf ist er nach dem offiziellen Teil mit dem Wirtschaftsminister abgerauscht. Wohin? – Na, jedenfalls werden die beiden kaum die Pipeline gesprengt haben.
    Wenig später rufe ich doch im Parlament an, erreiche aber nur eine Mitarbeiterin des Ausschussvorsitzenden. Sie werde versuchen zu klären, ob der Herr Abgeordnete Zeit für mich habe.
    Wie lege ich meine nächste Reportage an? Es sollen wieder vier Seiten werden. Zwei will ich Sonnendorf widmen. Eine dem Interview mit Generalleutnant Unterberger. – Warum hat er sich heute nicht gemeldet? – Hätte er sollen? Ist wahrscheinlich in einer Kaserne, die Soldaten stehen vor ihm Habt Acht und er brüllt irgendwelche komischen Befehle. Sei nicht dumm, Mira, das macht einer in seiner Position nicht. Der lässt andere brüllen. Nett war es gestern, ich bringe den Mann im kleinen zypriotischen Lokal einfach nicht in Einklang mit dem Bild eines der ranghöchsten Bundesheeroffiziere im Land. Die vierte Seite muss sich mit der Explosion beschäftigen, mit den Gerüchten rundum. Oder soll ich über „Pure Energy“ schreiben, ihren Expansionsdrang, ihren Chefberater Gruber und seine Intrigen? Österreich-Manager ist Hohenfels. Der ist in der Türkei. Offenbar mit Carmen. Und es ist Gruber, der andeutet, dass die beiden ein Verhältnis haben. Sonst glaube ich Gruber allerdings auch nicht alles.
    Ich gehe auf die Homepage von „Pure Energy“. Sehr witzig! Eine Reihe von Sonnen, die dem „PRO!“-Logo ausgesprochen ähnlich sehen, wandern vom unteren zum oberen Bildschirmrand. Wenn sie oben angekommen sind, starten sie erneut von unten. Kaum mehr lesbar, was hier steht. Irgendeine gefinkelte Aktion gegen „PRO!“? Ich klicke auf „Medienberichte“. Auch auf dieser Seite sind die Sonnen unterwegs. Diesmal von links nach rechts. Sieht doch so aus, als hätten die Sonnen die Homepage von „Pure Energy“ okkupiert. In der einen Sonne steht etwas. Ich verfolge sie konzentriert über den Bildschirm, die Schrift ist ziemlich klein. „Cybersolar“. Was soll das? Ich suche eine Homepage mit dem Namen, finde keine. Eine mit der Adresse cybersolar.com ist zu verkaufen.
    Ich gehe auf die Seite von „PRO!“, da ist alles wie immer. Bloß dass sie eine

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