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Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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bin ich auf dem Weg ins Parlament.
    Ich zeige meinen Presseausweis vor, hinterlege meinen Personalausweis und bekomme beim Portier einen Zugangspass. Eine junge Frau wartet bereits auf mich, wir hätten telefoniert, sagt sie. Ja, aber genutzt hat Drochs Anruf. Ich trabe durch die langen Parlamentsgänge, häufig habe ich hier nicht zu tun, aber hin und wieder doch. Hohe Türen. Hinter denen mit den Spiegeln sind Toiletten, das weiß ich. Der Vorsitzende des Energieausschusses ist eindeutig wichtig genug, um seinen Arbeitsbereich direkt im Parlament zu haben. Die meisten der Abgeordneten sind inzwischen in Büros in der Umgebung des Hohen Hauses untergebracht. Vielleicht gar nicht so schlecht, das Gebäude ist ganz schön desolat und müsste seit Jahren generalsaniert werden. Ich habe den Namen von Zemlinskys Mitarbeiterin nicht verstanden, sie spricht sehr leise und wirkt eher wie eine schüchterne Studentin. Jetzt klopft sie an eine eindrucksvolle dunkle Holztür. Ein „Ja“ von drinnen, sie öffnet die Tür und wir sind in einem nicht besonders großen Raum mit einem Schreibtisch, der schon seit den ersten Parlamentstagen hier stehen dürfte.
    Zemlinsky kommt uns entgegen. Er gibt mir die Hand, ohne richtig hinzufassen, es ist, wie wenn ich einen lauwarmen Topflappen festhielte, dann führt er mich in die Besprechungsecke. Auch die hat er von seinen Vorgängern geerbt, vermute ich. Man möchte Staub wegblasen, dabei ist alles blitzsauber. Seine Mitarbeiterin setzt sich zu uns. Offenbar mag er keine Gespräche unter vier Augen. Vielleicht ist er auch einfach extrem vorsichtig, zumindest Journalistinnen wie mir gegenüber.
    An der Wand einige Fotos, die ihn mit prominenten Persönlichkeiten zeigen oder solchen, die er dafür hält.
    „Alle Unterstellungen, die Firma meiner Frau hätte irgendwelche Vorteile aus meiner parlamentarischen Tätigkeit, sind haltlos“, sagt er wenig später. Heute trägt er ein beiges Sakko mit einem rot gemusterten Stecktuch. Seine Haare sind derart schwarz, dass ich vermute, er färbt sie. Dafür gibt es ja in der internationalen Politik einige Vorbilder. Meine Mutter würde ihn adrett finden, ich finde ihn affig.
    „Aber es ist doch nichts dabei, wenn Sie mit dem ehemaligen Vizekanzler Geschäfte machen.“ Ich klimpere mit den Wimpern. „Immerhin sind Sie Parteifreunde.“
    „Natürlich ist der Heini Gruber ein guter Bekannter von mir, aber eben nur ein guter Bekannter. Und die Werbefirma gehört nicht mir, sondern meiner Frau. Das ist alles ganz korrekt abgewickelt, samt Notariatsakt.“
    Er soll aufpassen, dass seine Frau nicht mit der Firma durchgeht. – Würde mir irgendwie ganz gut gefallen. „Wie sehen Sie den Anschlag auf die Gasleitung?“, frage ich. Dieses Gespräch, das spüre ich schon, ist überflüssig wie selten etwas. Ich würde viel lieber wissen, woher die Sonnen auf der „Pure Energy“-Seite kommen. Und in welcher Verbindung er zu dem Energie-Multi steht. Und ob mir Fran schon geantwortet hat.
    „Es war ein feiger Angriff auf unser Energiesystem und damit auf die Menschen dieses Landes. Das sollten sich auch alle klarmachen, die mit solchen Tätern sympathisieren“, antwortet er. „Ich habe das heute schon in einer Aussendung festgestellt. Meine Assistentin wird sie Ihnen mitgeben.“ Die Assistentin nickt.
    „Reden Sie da auch von ‚PRO!‘?“
    „Ich rate keiner Gruppe, sich zu radikalisieren. Das würde unserer gemeinsamen Umweltsache großen Schaden zufügen. Wenn sie derartigen Tendenzen, mit Gewalt unser System verändern zu wollen, Vorschub leisten …“
    „Glauben Sie, dass sie das tun?“
    Er spielt mit seinem Kugelschreiber, einem dunkelgrünen wuchtigen Ding, das aussieht, als könnte es auch schießen. „Wir müssen uns vor Terroristen aller Art schützen. Es wird von großer Wichtigkeit sein, unsere Überlandleitungen zu sichern. Österreich ist ein wichtiger Knotenpunkt bei der internationalen Verteilung von Gas. Es geht um unseren Ruf in Europa. Um unsere Verlässlichkeit.“
    „Soviel ich höre, will sich ‚Pure Energy‘ bei den Leitungsnetzen stärker engagieren.“ Ich sehe ihn aufmerksam an.
    Er lässt den Kugelschreiber fallen. „‚Pure Energy‘ ist ein sehr potentes Unternehmen mit hervorragenden internationalen Beziehungen.“
    „Vor allem zu Russland und China, was man so hört“, ergänze ich.
    „Wer im Energiehandel ist, kommt an Russland nicht vorbei. Und gerade von jemandem wie Ihnen, geschätzte Kollegin, hätte

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