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Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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Bogner klingt aufgeregt.
    „Wohin?“
    „Zu einer Hochspannungsleitung etwas nördlich von Wien, bei Gerasdorf.“ Sie gibt mir die genauen Daten durch. „Ich möchte nicht mehr sagen am Telefon, inzwischen glaube ich alles, auch dass wir abgehört werden!“
    Ihre Stimme hat so geklungen, dass ich nicht nachfrage. Ich laufe die letzten paar Meter zu unserem Haus, fahre in die Tiefgarage, programmiere mein Navi.
    Es dauert keine dreißig Minuten und ich habe den Zielort erreicht. Ich parke dort, wo der Weg aufhört. Hundert, vielleicht auch hundertfünfzig Meter entfernt sehe ich in einem abgeernteten Feld den Mast einer mächtigen Hochspannungsleitung, darunter stehen einige Menschen. Ich steige aus, nehme meine Kamera, zoome und fotografiere. Am Mast hängt etwas. Das Zoom ist nicht stark genug. Ich stapfe über den Acker, braune trockene Erde. Zum Glück habe ich Sportschuhe an. Journalistinnen in High Heels würden hier scheitern. Tina Bogner steht neben zwei Männern. Einen von ihnen kenne ich. Zuckerbrot. Der Leiter der Wiener Mordkommission 1. Er wirft mir einen kurzen Blick zu, redet dann aber weiter mit der „PRO!“-Sprecherin. Spurensicherer in ihren weißen Overalls. Etwas abseits zwei jüngere Männer in Sonnen-Shirts. Auf das Gitter des Hochspannungsmasts ist ein Transparent gespannt. Rote Buchstaben auf weißem Grund: „So wird es allen Fossilen gehen!“
    Ganz langsam sehe ich nach oben. Da hängt jemand. Schwingt mit dem Herbstwind, den Kopf in der Schlinge. Ich habe den blauen Blazer mit den Goldknöpfen schon gesehen. Damals, im „Fabios“. An Gruber, dem ehemaligen Vizekanzler, der es nie zur Nummer eins gebracht hat. Dem Lobbyisten von „Pure Energy“. Dem, der gegen „PRO!“ und Ökos Stimmung gemacht hat. Ich zwinge mich, ein Foto zu machen. Seltsamerweise hält mich keiner davon ab. Gruber hängt so, dass ich sein Gesicht von hier aus nicht sehen kann. Ich habe keine Lust, mir eine bessere Perspektive zu suchen. Ich kann mir vorstellen, wie es aussieht: bläulich angelaufen, die Zunge herausgestreckt, tote Augen. Das reicht. Wer hat ihn da hingehängt? Dass es Selbstmord war, kann man wohl ausschließen.
    Jetzt hat mich auch Tina Bogner bemerkt. „Ist das nicht eine unglaubliche Sauerei!“, ruft sie mir zu.
    So hätte ich das nicht bezeichnet.
    „Das da raufzuhängen! Natürlich nur um uns zu schaden!“, fährt sie fort.
    Zuckerbrot wirkt nicht, als wäre er sonderlich begeistert, mich hier zu sehen. War er allerdings in solchen Fällen auch noch selten. Eigenartig, dass sie den Tatort gar nicht abgesperrt haben. Oder sind sie erst kurz vor mir gekommen? Andere Medien sind jedenfalls keine in Sicht. Der Mann neben ihm, offenbar ein Kollege, geht zu den Spurensicherern.
    „Wer hat ihn gefunden?“, frage ich den Chef der Mordkommission 1. Besser, nicht mit ihm zu diskutieren, ob ich überhaupt hier sein darf.
    „Ihn? Wie es aussieht, Frau Bogner.“
    Die nickt. „Man hat mir eine Nachricht geschickt, dass ich herkommen soll. Hier gäbe es ein Geschenk für uns. Ich habe mir gleich gedacht, dass das seltsam ist, deswegen habe ich zwei unserer Mitarbeiter mitgebracht, für alle Fälle. Und dann das!“
    Eine Spur mehr Trauer und Pietät täten ihr gut.
    „Selbstmord war das keiner. Wer klettert schon auf einen Hochspannungsmast, um sich zu erhängen, selbst wenn er für ein Energieunternehmen arbeitet“, meine ich zu Zuckerbrot.
    Er sieht mich erstaunt an, fängt an zu schmunzeln. „Selbstmord war das keiner, das haben Sie klug erkannt. Sie sollten genauer hinschauen.“
    Was soll das? Ich spähe nach oben, zwinge mich, auf Details zu achten. Die Schultern hängen etwas, aber das hat wohl mit dem Fall in den Strick zu tun. Ich gehe ein Stück um den Mast herum. Sein Gesicht … schweinchenrosa mit vollen roten Lippen und riesigen blauen Augen. Eine Puppe. So eine lebensgroße aufblasbare Puppe, die man in Sexshops kriegt. Aber die Jacke, der Blazer mit den großen Goldknöpfen: der ist von Gruber. Oder zumindest täuschend ähnlich.
    Tina Bogner sieht mich an. „Man denkt sofort an Gruber, nicht wahr? Der Typ rennt ja dauernd in diesen absurden Sakkos herum. Und irgendwie sieht ihm dieses luftgefüllte Dings auch sonst ähnlich. Aber ich bin von der anderen Seite gekommen und hab schneller bemerkt, dass da eine verkleidete Sexpuppe hängt.“
    „Warum? Warum ein Sexspielzeug?“, frage ich Zuckerbrot noch immer etwas fassungslos.
    „Bin nicht ich es, der im Allgemeinen die

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