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Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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Fragen stellt?“, entgegnet er. „Was machen Sie hier?“
    „Ich habe sie angerufen“, sagt Tina Bogner an meiner Stelle. „Ich brauche jemanden, der halbwegs neutral ist. Was momentan mit uns gespielt wird, ist der pure Wahnsinn.“
    „Und was machen Sie hier eigentlich?“, frage ich Zuckerbrot zurück. „Mord an Puppen ist üblicherweise nicht Ihr Thema.“
    „Morddrohungen wie diese aber schon“, murmelt Zuckerbrot und fügt lauter hinzu: „Darf ich Sie jetzt bitten, das Gelände zu verlassen?“
    Ich sehe ihn freundlich an. „Das ist kein Tatort.“
    „Ein Lausbubenstreich ist das da aber auch nicht. Die können nicht tun, was sie wollen, und alle anderen in Geiselhaft nehmen.“
    „Wer sind ‚die‘?“, will ich wissen.
    „Was weiß ich“, poltert Zuckerbrot.
    „‚Die‘? Ich kann Ihnen sagen, was er unter ‚die‘ versteht! Leute aus der Umweltschutzbewegung! Hat er vorher deutlich gesagt!“, mischt sich Tina Bogner ein.
    „Seien Sie vorsichtig mit Ihren Interpretationen“, antwortet Zuckerbrot.
    „Ich werde doch nicht herkommen und diesen … Gruber-Verschnitt finden und die Polizei anrufen, wenn wir damit selbst zu tun haben!“
    „Und wenn es die von ‚Cybersolar‘ waren?“, überlege ich laut.
    „Wer bitte ist ‚Cybersolar‘?“, fragt Zuckerbrot. Tina Bogner scheint es schon zu wissen.
    Ich erkläre es meinem alten Bekannten und erzähle ihm auch ein wenig über Gruber. Natürlich rechtfertigt nichts diese anschauliche Drohung mit dem Erhängen, aber er sollte doch wissen, was Gruber für ein Typ ist: Lobbyist, mit genug Geld in der Tasche, um sich das Wohlwollen derer zu kaufen, die „Pure Energy“ gut brauchen kann. Und einer, der Umweltschützer denunziert.
    „Na entzückend“, sagt Zuckerbrot. „Dann wissen Sie doch sicher auch, dass er verschwunden ist?“
    „Seit wann?“, frage ich reflexartig.
    „Offenbar seit vorgestern.“
    Ich überlege kurz, wann ich ihn zum letzten Mal gesehen habe. Vorgestern. In der Früh. Da ist er – rein zufällig – bei unserem Redaktionsgebäude vorbeigekommen und musste mir erzählen, dass hinter der Explosion der Gasleitung linke Umweltterroristen stecken. Inzwischen ist ziemlich klar, dass er nicht nur mir diese Geschichte aufgetischt haben dürfte. Als gestern auf der Homepage von „Pure Energy“ die Sonnen aufgetaucht sind, hab ich ihn angerufen. Er war nicht zu erreichen. Sonst allerdings auch niemand. Außer dann dieser Stepanovic.
    Es gelingt mir nicht, mit Tina Bogner unter vier Augen zu reden. Zuckerbrot besteht darauf: Sie muss dableiben, bis die Spurensicherung abgeschlossen ist. Eigentlich ungewöhnlich. Ich habe den Verdacht, dass Zuckerbrot nicht besonders viel über die aufgeheizte Stimmung zwischen Umweltbewegten und Energielobby weiß. Wahrscheinlich will er sich auf das, was ich ihm erzählt habe, nicht verlassen. Also behält er die Sprecherin von „PRO!“ hier, bis ihm seine Leute mehr Informationen liefern und er ihr genauere Fragen stellen kann.
    Sonnendorf liegt vielleicht zwanzig Minuten von dem Hochspannungsmast entfernt. Es wäre eine gute Idee, mit Novak zu reden, bevor die Polizei ihn befragt. – Wie ernst werden die den Puppenmord nehmen? Jedenfalls ernst genug, um Zuckerbrot damit zu beschäftigen. Warum ist Gruber verschwunden? Hat er vielleicht gar selbst seinen Pseudo-Abgang inszeniert? Mit einer Sexpuppe? Unwahrscheinlich.
    Zuckerbrot scheint damit leben zu können, dass ich mich verabschiede. Einige Kilometer später biege ich ab und parke meinen Wagen in einem Feldweg. Vor mir Wald. Wie war das damals mit dem Waldsterben? Ewig ist darüber geredet worden und dann war es doch nicht so schlimm. Für mich jedenfalls sehen die Bäume prächtig aus. Ja, hier, aber als ich vor Jahren über die tschechisch-ehemals ostdeutsche Grenze gefahren bin, gab es dort bloß Baumgerippe. In dieser Gegend waren Kohlekraftwerke, Schwerindustrie. – Es wäre gut zu wissen, ob „Cybersolar“ etwas zum Gruberpuppenmord online gestellt hat. Oder sich sogar dazu bekennt. Würde ganz gut zu dem Grundsatztext auf Facebook passen. Woher haben die Täter Grubers Jacke? Hat jemand, der in fremde Computerseiten eindringt, auch kein Problem, einen Blazer vom Balkon oder aus einer Putzerei zu klauen? Oder ist das einfach protzige Konfektionsware vom Herrenausstatter? Ärgerlich, dass ich meinen Laptop nicht mithabe. Aber ich kann auch mit meinem Smartphone ins Internet. Ich brauche bloß auf Facebook zu gehen und dann

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