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Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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immerhin war er einmal Vizekanzler. Und er ist noch jetzt bei vielen Parteifreunden angesehen. Unsere erweiterte Familie hat Gruber gestern Abend dankenswerterweise geeint: in der Ablehnung gegen ihn. Ich bin unterwegs zum Juridikum, dort unterrichtet Frau Professor Wasserbauer Internationales Wirtschaftsrecht. Was ja gut passt. Da kann sie ihren Lebensgefährten wohl immer wieder beraten.
    Mit der aufgedonnerten Blonden bin ich extrem danebengelegen. Und sonst offenbar auch. Dass sich Gegensätze angeblich anziehen, scheint auf die Professorin und den verschwundenen Energielobbyisten zuzutreffen. Rita Wasserbauer ist eine kleine zarte Frau, die nicht wirkt, als wolle sie Eindruck schinden. Freundlich hat sie mich in ihr Büro gebeten.
    „Selbstverständlich mache ich mir Sorgen“, sagt sie. „Ich möchte auch nicht, dass das, was ich sage, im ‚Magazin‘ erscheint. Ich habe Ihnen einen Termin gegeben, weil ich hoffe, Sie wissen etwas, das mir weiterhilft. Wenn das für Sie nicht in Ordnung ist, dann können Sie auch wieder gehen.“
    Natürlich hatte ich gehofft, dass sie mir ein Interview gibt. Aber: Vielleicht bringt es auch etwas, wenn wir Informationen austauschen.
    „Er zieht Widerspruch geradezu an“, sagt sie, nachdem ich ihr in groben Zügen erzählt habe, was ich weiß. Die Sache mit dem You-Tube-Video habe ich weggelassen. „Er ist einfach schrecklich direkt.“
    „Haben Sie eine Idee, warum er seit drei Tagen verschwunden ist? Manche meinen, er …“ – wie sage ich das halbwegs vorsichtig – „… er trinke manchmal zu viel und tauche dann für eine gewisse Zeit unter.“
    Sie fährt sich durch die kurzen Haare mit den grauen Strähnen. „Das ist eines seiner Probleme: Er erkennt nicht, dass er alkoholkrank ist. Und solange er es nicht erkennt, ist es aussichtslos, ihn zu einem Entzug zu überreden. Aber: Er war noch nie länger als achtundvierzig Stunden verschwunden.“
    Was verbindet sie mit diesem Menschen? Das will ich eigentlich wissen. Doch ich frage: „Glauben Sie, dass sein Verschwinden mit den Drohungen gegen ihn zu tun haben könnte?“
    „Wer kann das wissen. Mir sind die Drohungen eher kindisch vorgekommen. Das mit der Puppe am Hochspannungsmast ist bösartig, offenbar gibt es Menschen, die ihn hassen. Aber … wissen Sie, ich bin mir gar nicht sicher, ob er überhaupt gekidnappt oder … gar noch Schlimmeres wurde. Er hat, vor allem unter Alkoholeinfluss, sehr viel geredet. Er hat es nicht leicht gehabt, als ihn die Partei nach der verlorenen Wahl fallen lassen hat. Bis zum Tag X bist du der Held, um den alle herumscharwenzeln, und sofort danach der Versager, mit dem niemand mehr etwas zu tun haben möchte. Das hat seinen Geltungsdrang, eine ständige Selbstbestätigungssucht, gefördert.“
    „In seiner Branche sollte man wahrscheinlich ziemlich genau wissen, was man sagt“, lächle ich. Ich finde die Frau recht sympathisch. Vielleicht hat sie ein Krankenschwesternsyndrom und bildet sich ein, dem armen Gruber helfen zu müssen.
    „Da haben Sie wohl recht. Und an welchem Ort man es sagt. Ich überlege, ob die ihn nicht selbst aus dem Verkehr gezogen haben …“
    Ich sehe die Professorin erstaunt an. „Sie meinen ‚Pure Energy‘? Die wären dazu imstande?“
    „Aber nein, nicht was Sie offenbar vermuten. Sie könnten ihn einfach auf eine entlegene Insel, irgendwo in Asien oder in der Karibik, geschickt haben. Bis sich die Wogen glätten. In den letzten Tagen gab es ja einiges an Aufruhr. Wahrscheinlich hat er sich wieder alles andere als geschickt verhalten.“
    „Würde er Sie da nicht verständigen?“
    „Wenn die es nicht wollten … wahrscheinlich nicht.“
    „Was ist das für eine Beziehung?“ Das ist mir einfach so herausgerutscht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass mir irgendwer vom „Magazin“ verbieten könnte, Oskar zu sagen, wo ich bin. – Wie ist das eigentlich im Fall von hohen Militärbeamten? Dürfen die immer erzählen, wo sie sind und was sie tun?
    Die Universitätsprofessorin schweigt.
    „Entschuldigen Sie, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten. Es ist nur …“
    „Ich habe bloß nachgedacht. Sie haben schon recht, die Frage stellt sich. Aber: Es verbinden uns einige schwierige Jahre. Ich kenne ihn auch ganz anders. Und: Ich will ihn nicht ausgerechnet jetzt im Stich lassen.“
    Wieder in der Redaktion, sehe ich ins Internet. „Cybersolar“ hat seine Message auf Facebook ergänzt:
„Wir stehlen nicht – wir schenken jenen

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