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Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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ich schwöre, ich habe ihn nicht bestochen. Sucht den Gruber und fragt den!“
    „Dieses Video auf YouTube,“ schaltet sich Oskar ein, „wir sollten es uns ansehen. Ist vielleicht auch für Miras Reportage interessant.“ Ganz offensichtlich ist er um Deeskalation bemüht.
    „Das ist eine gute Idee. Aber zuerst gibt es noch Roastbeef mit Ingwer auf scharfen Fisolen“, werfe ich ins Gespräch und stehe auf. Eigentlich habe ich heute keine Lust auf noch mehr „Pure Energy“. Während am Tisch darüber debattiert wird, welche Kompromisse man an einem Arbeitsplatz eingehen dürfe und wann man sich das YouTube-Video ansehen solle, habe ich Olivenöl in einer großen Pfanne erhitzt. Jetzt lege ich die Fisolen ein. Fleur de Sel, diese köstlichen Salzkristalle, drüberstreuen, einige Minuten braten. In der Zwischenzeit nehme ich das Roastbeef aus dem Ofen und schneide es in Scheiben. Schön rosa ist es innen, genau richtig.
    „Ich helfe dir lieber“, sagt Fran. Ich habe ihn gar nicht kommen gehört.
    „Carmen ist gar nicht so übel, was?“, murmle ich.
    „Na ja. Ich will jedenfalls nicht, dass Jana und sie sich in die Haare kriegen. Jana kann manchmal so etwas von stur sein.“
    „Aber du fährst doch genauso auf ‚Cybersolar‘ ab“, lächle ich.
    „Ich finde es einfach gut, dass endlich was passiert. Dieses Land schläft so tief, es liegt schon fast im Koma. Die Mächtigen halten zusammen und die anderen halten den Mund.“
    Ich gieße eine Menge Sweet & Hot Chilisauce über die Fisolen und schwenke sie in der Pfanne. Die Sauce soll leicht karamellisieren, aber natürlich nicht zu dunkel werden.
    „Wieso sagst du nichts?“, fragt Fran kämpferisch.
    „Weil ich gerade überlege, zu welcher der beiden Kategorien ich gehöre. Gehöre ich zu den Mächtigen, weil ich im ‚Magazin‘ schreibe, und halte ich es mit den anderen Mächtigen, oder gehöre ich zum Rest und mucke nicht auf.“
    „Das war doch nicht auf dich bezogen, Mira. Du bist eine echt gute Journalistin“, sagt Fran erschrocken.
    „Na ja. Wenn es bloß immer so wäre. Auf alle Fälle gibt es vielleicht doch mehr als deine zwei Kategorien an Menschen in diesem Land.“
    „Mag schon sein, aber vereinfacht gesagt …“
    „Vereinfacht gesagt, ist eben falsch“, falle ich ihm ins Wort. „Und jetzt gibt es endlich ein ordentliches Stück Fleisch.“
    „Yes“, grinst Fran. „Zum Vegetarier werde ich nicht.“
    Wir bringen Fisolen und Roastbeef zum Tisch.
    „Wisst ihr übrigens, dass China inzwischen der größte Windkrafterzeuger der Welt ist?“, erzählt Carmen. „In der Türkei waren zwei Manager von ‚Goldbreeze‘ dabei, das ist ein chinesisches Unternehmen, das sich auf erneuerbare Energie spezialisiert hat. Ich finde es schon spannend, wenn man sieht, was anderswo los ist.“
    „Ihr habt doch diesen Connecting Manager. Drago Stepanovic. Der ist zuständig für die Verbindung zwischen ‚Pure Energy‘ in Österreich und dem Konzern, nicht wahr?“, frage ich und schiebe das Roastbeef in die Richtung von Carmen.
    „Den hast du auch schon kennengelernt?“
    „Ich hab mit ihm telefoniert. Er war nach dem Hackerangriff auf die Homepage der Einzige vom Management, der erreichbar war.“
    Carmen nimmt sich eine dicke Scheibe und reicht die Platte weiter. „Das schaut ihm ähnlich. Der packt alles an. Es gibt welche in der Umweltabteilung, die halten ihn für einen Spion der Zentrale. Aber ich glaube, er ist nur extrem ehrgeizig. Eben ein Migrant der zweiten Generation, der sich unbedingt etwas beweisen muss.“ Gleich darauf sieht sie Vesna erschrocken an. „Das hab ich natürlich nicht negativ gemeint.“
    „Na danke“, erwidert Jana anstelle ihrer Mutter. „Unsereins ist also extrem ehrgeizig, weil wir ja was beweisen müssen.“
    „Fisolen?“, fragt Oskar und hält ihr die Schüssel hin.
    „Schau dir den Stepanovic an und du weißt, was ich meine. Die gibt’s eben, ich kenn solche Typen auch vom Studium“, gibt Carmen zurück.
    Jana nimmt Fisolen, deutet dann mit dem Vorlegebesteck auf Carmen und lässt nicht locker: „Also ist Fran nur deswegen so gut im Studium, weil er ein Migrant der zweiten Generation ist und was zu beweisen hat. Und wäre er arbeitslos und würde mit einigen Kumpels mit dicken Goldketten irgendwo rumhängen, dann wäre das auch typisch Migrantenkind, oder? Gar nicht so einfach für unsereins, nicht typisch zu sein.“
    Carmen seufzt. „Ich hab das doch nicht auf euch bezogen. Oder habt ihr etwa

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