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Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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Ich lege die Fasanenbrüste auf die Linsen und belege sie mit einigen Scheiben kaltem Lardo, diesem ganz besonderen weißen Speck. Was hat Stepanovic bei diesem Sicherheitsdienst gelernt? Ausschließlich Selbstverteidigung?
    Am Tisch diskutiert man unterdessen über die Sinnhaftigkeit der Nabucco-Pipeline.
    „Natürlich ist es gut, mehrere transnationale Gasleitungen zu haben, aber man muss auch an die Wirtschaftlichkeit denken. South-Stream und North-Stream sind deutlich rentabler. Und sicherer“, meint Stepanovic. Zum ersten Mal habe ich wirklich den Eindruck, dass er sich für etwas interessiert.
    „Man muss abwarten“, sagt Hohenfels mit einem leichten Stirnrunzeln. Offenbar ist ihm Stepanovic zu weit nach vorne geprescht.
    Ich stelle die ersten beiden Teller ab.
    „Natürlich“, antwortet Stepanovic und versucht ein Lächeln.
    Als ich wieder bei ihnen am Tisch sitze, wechseln sie das Thema und reden über Kultursponsoring. So als ob Energiepolitik und Abendessen inkompatibel wären. – Oder als ob sie vor mir nicht über Berufliches sprechen möchten. Weil ich eine Frau bin? Weil ich Journalistin bin?
    Die Fasanenbrust habe ich gut hingekriegt. Sie ist zart und saftig, und das macht mich übermütig. Genug gesäuselt. Ich kann nicht bloß kochen. „Haben Sie schon etwas von Gruber gehört?“, frage ich die beiden Herren und ernte einen missbilligenden Blick von Oskar.
    Hohenfels schüttelt bedauernd den Kopf. „Nein, leider nicht. Ich hoffe sehr, dass ihm nichts passiert ist.“
    „Im Fernsehen haben Sie angedeutet, dass er nicht mehr leben könnte“, erwidere ich so beiläufig, als würde ich über Wetter oder Fasanenjagd reden.
    Ein feines Lächeln. „Ich wollte meine Kontrahentin aus der Reserve locken, vielleicht war ich naiv genug zu glauben, dass sie etwas erzählt. Aber sie ist ein Vollprofi.“
    „Sie nehmen an, dass Tina Bogner mit der Sache zu tun …“
    „Mira“, mischt sich Oskar ein, „das hört sich ja beinahe an wie ein Interview.“
    „Aber nein“, antworte ich ihm strahlend. „Es interessiert mich einfach.“ Und zu Hohenfels gewandt: „Sie nehmen also an, Tina Bogner könnte etwas über das Verschwinden Ihres Beraters wissen?“
    „‚Annehmen‘ ist zu viel gesagt. Ich habe es einfach gehofft. Man weiß, dass diese Umweltgruppierungen miteinander in Kontakt stehen.“
    „Der leicht gekühlte Cabernet passt ausgezeichnet zur Fasanenbrust“, mischt sich Stepanovic ein. „Woher haben Sie ihn? Ich sollte mir welchen besorgen.“
    „Sie meinen also, dass Umweltaktivisten hinter seinem Verschwinden stecken“, fahre ich unbeirrt fort.
    Hohenfels lächelt. „Natürlich erzähle ich das nur unter uns. Es ist einfach das Wahrscheinlichste. Ich hoffe, es wird gründlich ermittelt.“
    „Und was, wenn er jemandem im eigenen Umfeld gefährlich geworden ist? Er hat ziemlich viel geredet. Und er hatte ziemlich viele Kontakte. Bis hin zu Zemlinsky.“
    „Natürlich. Er ist Vorsitzender des Energieausschusses. Gruber kennt ihn seit langem. Daran ist nichts Verwerfliches“, sagt Hohenfels und sieht dabei auf seine roten Linsen.
    „Viele Menschen verschwinden und werden nie mehr wiedergefunden“, ergänzt Stepanovic rasch. „Gruber war nicht eben glücklich, er hat auch viel zu viel getrunken. Aber ich denke, solche Spekulationen passen nicht zu einem so feinen Abendessen.“
    Also wechsle ich brav das Thema. „Ich habe gehört, Sie haben in Moskau eine Sicherheitsausbildung gemacht?“, frage ich Stepanovic. Dem bleibt beinahe die Gabel im Mund stecken. „Sicherheit wird ja heutzutage immer wichtiger“, füge ich hinzu.
    „Ja, da haben Sie recht. Und es ist gut, wenn man sich selbst verteidigen kann.“
    „Noch etwas rote Linsen?“, lächle ich.
    Offenbar hat mein Ausflug in die gar nicht virtuelle Welt ihres Energiekonzerns den beiden Managern den Appetit verdorben. Apfelpalatschinken lehnen sie wenig später dankend ab. Man isst noch etwas Käse, plaudert über Golf, Hohenfels findet es entspannend, Stepanovic bezeichnet es als Herausforderung und Oskar stellt fest, man könne doch auch ohne Schläger spazieren gehen, wenn man denn wolle. Gegen halb elf sieht Hohenfels auf die Uhr und meint bedauernd, er müsse morgen früh zeitig zum Flughafen. – Oder wartet Carmen irgendwo auf ihn?
    Im Vorzimmer frage ich Stepanovic: „Was ist eigentlich ein ‚Connecting Manager‘?“ Ich bekomme die Antwort von Hohenfels: „Er passt auf, dass Teilunternehmen das machen, was

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