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Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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es nicht ausschließen, dass sich jemand aus seinem eigenen Umfeld gegen ihn gewandt hat. Vielleicht hat er zu viel gewusst.“ Was, wenn einer, den Gruber bestochen hat, in Panik geraten ist? Üblicherweise wird bei uns in der breiten Öffentlichkeit nicht viel über Energiepolitik geredet. Plötzlich ist das anders. Und dass sich Gruber nicht immer unter Kontrolle hat, ist spätestens seit dem YouTube-Video klar. Jana wird übrigens nach Tirol fahren, dorthin, wo die Energiegespräche stattgefunden haben. Sie will versuchen herauszufinden, wer dieser Kellner war. Wenn es ihr gelingt: Hoffentlich erzählt sie es mir und nicht denen von „Cybersolar“.
    Die Sache mit Erdäpfel & Salat ist mir erst heute in der Redaktion eingefallen, besser, ich probiere meine Idee aus. Ich koche einen großen mehligen Bioerdapfel ganz weich, dann nehme ich viel knackigen Eisbergsalat, schneide ihn grob und gebe ihn in eine Schüssel. Einen Spritzer ganz gewöhnlichen Tafelessig, etwas mehr neutrales Öl. Jetzt schäle ich den Erdapfel und drücke ihn durch eine Presse auf den Salat, salze, gebe Wasabipaste dazu und mische alles gut durch. Ich koste. Noch ein Spritzer Essig. Ich habe recht gehabt: Die Masse lässt sich ähnlich wie Sushireis formen. Ich schnappe mir ein Löffelchen Lachstartar aus dem Kühlschrank und setze es auf die lauwarme Erdäpfel-Salat-Masse. Sieht gut aus. Und schmeckt auch so. Sollen die Manager kommen.
    Oskar und ich haben uns ausnahmsweise eine Choreografie überlegt. Er lässt die beiden ein, erst danach sollen sie mich sehen. Ob er glaube, dass sie sonst schon in der Tür umdrehen und davonlaufen würden, habe ich ihn gefragt. Wenn ihnen danach sei, werde man es früh genug merken, hat er geantwortet. Ich bin gespannt. Zumindest Hohenfels hat im Fernsehen auf mich gewirkt, als hätte er seine Gefühle gut im Griff. Ganz abgesehen davon: Wer sagt, dass sie nicht ohnehin längst von unserer Verbindung wissen und entsprechend vorbereitet sind.
    Ich stecke Spießchen in eingelegte Karfiolrosen, in marinierte Apfelstücke, in große grüne Oliven. Als ob ich sie erstechen wollte. Tina Bogner hat so viel Energie. Hat sie sich immer unter Kontrolle? Na gut. Aufgespießt wird sie Gruber schon nicht haben. Ich trage die Appetithappen zum Tisch. Saures Gemüse: Das gehört in Russland traditionell zum Aperitif. Vielleicht kann man so locker über die Verbindungen zwischen „Pure Energy“ und Moskau plaudern? Ich hätte auch etwas chinesisch Angehauchtes machen sollen … Windräder aus China. Dabei hätte ich vor wenigen Wochen noch an die bunten Plastikdinger für Kinder gedacht, die sich drehen, wenn man hineinbläst. Es läutet. Oskar gibt mir einen raschen Kuss, dann geht er zur Tür. Freundliche Begrüßungsworte, Komplimente für das schöne Altbauwohnhaus. Ich trage einen Korb mit Brot zum Tisch und versuche, unbefangen zu wirken.
    „Das ist meine Frau, Mira Valensky“, sagt Oskar.
    Zwei Männer in dezentem Anzug mit Krawatte. Businesslike. Zum Glück habe ich meine Jeans noch gegen eine Leinenhose getauscht. Ich strecke Hohenfels die Hand hin, lächle. Oskar stellt ihn formvollendet vor, so etwas muss ein Wirtschaftsanwalt auch können. Ich kann absolut nicht erkennen, ob Hohenfels weiß, oder auch schon vorher wusste, wer ich bin.
    Stepanovic hingegen sagt nach einer weiteren kurzen Vorstellungszeremonie: „Nein, so eine Überraschung. Wir haben ja bereits telefoniert, Frau Valensky. Ich hatte keine Ahnung, dass die Chefreporterin des ‚Magazin‘ gleichzeitig die Frau von Dr. Kellerfreund ist. Das ist aber eine Freude!“ – Ist es?
    Wir sitzen beim Tisch, ich habe ihn wieder mit kleinen Vasen voll frischer Kräuter dekoriert. Kerzenleuchter wären mir irgendwie seltsam erschienen. Oskar schenkt Weinviertel DAC ein und Hohenfels lobt diesen ganz besonderen Grünen Veltliner.
    „Die Äpfel habe ich selbst sauer eingelegt“, sage ich, ganz biedere Hausfrau. „Ich habe es von einer Freundin in Moskau gelernt.“
    „Moskau ist eine spannende Stadt. Voller Gegensätze. Und immer wach“, antwortet Stepanovic. Er hat nicht den Hauch eines Akzents. – Warum auch? Er wird hier aufgewachsen sein. Wie Fran und Jana.
    „Sie haben dort gelebt?“, frage ich unschuldig und nehme mir ein Stück Apfel.
    „Ja. Und wir haben gute Geschäftsverbindungen nach Moskau.“
    Warum sollte er es auch abstreiten?
    Hohenfels wechselt das Thema und erzählt von seiner Kindheit auf dem Land. Dort habe es unzählige

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