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Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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spielen: Was wollte er herausfinden? „Haben Sie mit ihm über ‚Pure Energy‘ geredet?“, frage ich den Frankfurter Anwalt so freundlich wie möglich.
    „Würden Sie ihn das bitte selbst fragen?“ Er hält mich einfach für eine nervige Ehefrau. Na super.
    „Ja oder nein?“, sage ich jetzt einigermaßen scharf. Auch schon egal.
    „Er hat mich gefragt, was ich von denen halte. Ich habe ihm geraten, in ihr Anwaltskonsortium zu gehen. Gute Aufträge. Gut bezahlt. Und schnell bezahlt. – Zufrieden?“
    Ich bedanke mich ziemlich kurz angebunden und gehe unterdessen Richtung Informationsschalter. Dort frage ich, ob ein Herr Dr. Kellerfreund in Frankfurt die Maschine nach Wien verpasst hätte. Die Frau mustert mich. „Über so etwas darf ich keine Auskunft geben. Die Daten unserer Passagiere sind vertraulich.“
    „Ich bin seine Frau!“, fauche ich sie an.
    „Und er wollte sicher die Maschine nehmen, die um siebzehn Uhr fünfzig landet?“ Sie tippt in den Computer.
    „Scheint er gar nicht auf?“
    „Das darf ich Ihnen nicht sagen. – Haben Sie einen Ausweis?“
    Ich halte ihr meinen Personalausweis und den Presseausweis unter die Nase.
    „Sie heißen aber nicht Kellerfreund. Sie sind von der Presse“, sagt sie beinahe triumphierend. „Tut mir leid …“
    Was glaubt sie, dass ich eine Paparazza auf der Jagd nach den Fluggeheimnissen des Dr. Kellerfreund bin? Verdammt, ich hätte den dummen Presseausweis nicht herzeigen dürfen.
    Gruber. Auch er ist verschwunden. Spurlos. Wohl schwer mit Oskar zu vergleichen. Es gibt einen Schnittpunkt: „Pure Energy“. Der eine hat als Berater gearbeitet, der andere sollte ins Anwaltskonsortium. Vielleicht ist heute etwas passiert, von dem ich nichts weiß? Eine Entführungswelle … unwahrscheinlich, außerdem: Oskar lässt sich nicht so einfach entführen. Und was, wenn … Stopp, Mira. Ich versuche meinen Mann noch einmal anzurufen. Es ist jetzt eine Stunde nach der Ankunft der Maschine. So lange hat er sicher nicht mit jemandem bei der Gepäckausgabe geplaudert. – Und wenn er einen Kollaps gehabt hat? Einen Herzinfarkt? Die Frau am Informationsschalter würde es mir nur sagen, wenn ich die Hochzeitsurkunde mithabe. Das hat man nun davon, den eigenen Namen behalten zu haben. Ich gehe trotzdem noch einmal zum Infoschalter. Zwei Japaner wollen wissen, wo denn hier die U-Bahn weggehe. Haben wir nicht am Flughafen, dafür eine S-Bahn. Es dauert eine Zeit lang, ihnen das klarzumachen.
    Die Informationsfrau sieht mich wenig freundlich an.
    „Bitte sagen Sie mir wenigstens, ob es während des Flugs oder danach einen Krankheitsfall gegeben hat. Musste man jemanden ins Krankenhaus bringen?“
    Das muss so flehentlich geklungen haben, dass sie eine Nummer wählt, sich von mir abwendet und etwas ins Telefon flüstert. – Oder lassen die mich jetzt abholen? Sie sieht mich an und schüttelt den Kopf. „Nein, da war ganz sicher nichts.“
    Ich fahre heim. In Oskars Wohnung habe ich wenigstens einen vernünftigen Zugang zum Internet. Ich habe Vesna angerufen, sie hat versprochen zu kommen. Sie wartet bereits bei der Einfahrt zur Tiefgarage. Fran ist bei ihr.
    „Ist sicher nichts passiert“, versucht sie mich zu trösten, als ich die beiden einsteigen lasse und mit in die Tiefgarage nehme. Wir überprüfen Oskars Auto, kein Anzeichen auf irgendeine Veränderung. Ich leere das Hausbrieffach. Keinerlei Hinweis auf Oskars Verschwinden. Wir fahren mit dem Lift nach oben. Gismo maunzt hinter der Tür. Ich öffne. Da war keiner, der unter dem Türspalt eine Nachricht durchgeschoben hat.
    „Ich werde versuchen zu checken, ob Oskar nach Wien geflogen ist oder nicht. Kann ich an deinen Laptop?“, fragt Fran.
    „Du kannst nicht in Seite hacken“, meint Vesna erschrocken.
    Fran sieht uns erstaunt an. „Glaubt ihr wirklich, dass ich so einfach ins System der Lufthansa käme? Die sind mit Sicherheit sehr gut gerüstet.“
    „Totale Sicherheit gibt es nicht“, antworte ich und weiß selbst nicht, worauf ich das jetzt genau beziehe.
    „Nein, die gibt’s nicht“, murmelt Fran und gibt schon Befehle ein.
    „Und was du machst jetzt?“, fragt Vesna ihren Sohn misstrauisch.
    „Ich hab einen Studienfreund, der bei der Lufthansa arbeitet.“
    Vesna beginnt durch unseren riesigen Wohnraum zu streifen, wie ein Hund, der eine Spur sucht. Gismo brüllt. Sie hat Hunger. Ich seufze und öffne eines der kleinen Beutelchen mit dem besonders guten Futter.
    Was wollte Oskar herausfinden?

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