Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
Vom Netzwerk:
Internetfreunde verbreitest, dann bist du dran“, faucht ihn Carmen an.
    „Sind das die typischen Methoden von ‚Pure Energy‘? Drohen? Was habt ihr mit Oskar getan?“, kontert Fran wütend.
    „Bist du verrückt? Er ist mein Vater!“ Carmen rinnen zwei Tränen über die Wange. Ich muss mich beherrschen, um nicht sofort mit ihr zu weinen. Aber das bringt nichts. Nachdenken bringt etwas. Handeln bringt etwas. Hoffentlich.
    „Sorry“, sagt Fran. „He, tut mir leid. Und ich vergesse das gleich wieder mit Hohenfels.“
    Ich hole tief Luft. „Du hast gesagt, du traust Stepanovic nicht über den Weg.“ Ich streichle Carmens Unterarm.
    Sie sieht mich an. „Ja. Aber das hat nichts mit Oskar oder mit dem zu tun, was in der letzten Zeit passiert ist. Ich habe den Verdacht, Stepanovic ist wirklich nur da, um Reinhard zu kontrollieren. Geredet wird bei uns schon länger darüber, aber inzwischen wird immer deutlicher: Der ist ein Spion der Konzernzentrale, und wenn er alles gut macht, dann bekommt er den Job von Reinhard.“
    „Und wie kommst du darauf?“, frage ich nicht besonders interessiert. Momentan ist mir anderes einfach wichtiger.
    „Reinhard wurde mehr oder weniger nach Frankfurt beordert. Er muss berichten, was bei uns los ist. Er hat das Gefühl, die trauen ihm nicht zu, mit den Ereignissen der letzten Wochen klarzukommen. Es hat ihn wohl jemand angeschwärzt: Stepanovic. Der Superehrgeizling mit seinen Ostmafiafreunden.“
    „Es ist nicht normal, wenn man Zentrale berichtet, wenn Besonderes passiert? Dieser Stepanovic ist Verbindungsmanager, das ist sein Job“, gibt Vesna zurück.
    „Was heißt Ostmafia?“, fragt Fran. „Meinst du damit wieder einmal alle, die nicht die Ehre hatten, in Österreich geboren zu werden, oder was meinst du sonst?“
    Könnten wir bitte wieder über Oskar reden?
    „Reinhard findet es nicht normal. Und er hat den Eindruck, dass Stepanovic dahintersteckt. Ich bin heute übrigens auf eine Mitteilung gestoßen, die das bestätigt. Ich hätte sie nicht sehen dürfen, aber es gibt bei uns eben so einige, die ihn nicht ausstehen können.“
    „Weil seine Eltern aus Serbien stammen“, ergänzt Fran.
    „Unsinn. Weil er ist, wie er ist. Und das mit der Ostmafia kannst du mir glauben. Wer geht schon auf eine Nahkampfschule in Moskau? Und: Wer hat dauernd irgendwelche Boten aus der Slowakei da, die wirken, als könnten sie zwar nicht bis drei zählen, aber dafür ziemlich gut zuschlagen?“
    „Könnten wir darüber nachdenken, was mit Oskar passiert sein könnte?“, rufe ich.
    Vesna kommt her und umarmt mich. Es tut gut, sehr gut. Aber sie ist nicht mein Oskar … „Ich weiß nicht, was wir noch denken sollen, da ist Ablenkung nicht schlecht“, versucht sie mich zu beruhigen. „Was ist das für Mitteilung, von der du redest, Carmen?“
    Carmen zieht einen Zettel aus ihrer Tasche. „Ich hab sie für Reinhard ausgedruckt. Es ist eine interne Mitteilung der Konzernzentrale, direkt von ganz oben, aus dem Büro des General Managers, sie haben sie Stepanovic als E-Mail geschickt.“
    „Sehr geheim ist das dann aber nicht“, gibt Fran zu bedenken.
    „Ich übersetze. Der Kernsatz lautet:
‚Deswegen sind Sie dringend aufgefordert, auf die außerordentliche Situation in Österreich zu reagieren und sich neuen Konkurrenten gegenüber durchzusetzen, bevor es international zu einem Unruhezustand kommt. Sie haben uns erstens informiert zu halten und zweitens vollen Handlungsspielraum auch gegenüber der österreichischen Geschäftsleitung.‘
– Na, wie würdet ihr das einschätzen?“
    „Er hat nicht geschafft, dein Stepanovic. Es gibt Unruhe schon international“, analysiert Vesna.
    „Die interne Mitteilung ist schon älter, sie kam noch vor ‚Cybersolar‘ und den Anschlägen“, präzisiert Carmen.
    „Dann kann sie sich nur auf ‚PRO!‘ und ihre Kampagne bezogen haben“, sage ich. „Nichts, das mit Oskar zu tun hat.“
    Alle nicken.
    „Fahrt heim“, sage ich müde. „Danke, ihr könnt nichts mehr tun.“
    Wütender Protest. Man werde bei mir bleiben, bis man etwas wisse.
    Und wenn das nie der Fall sein wird? Zum ersten Mal habe ich eine Ahnung, wie es sein könnte, wenn ich Oskar nie mehr wiedersehen würde. Nie mehr. Nie erfahren würde, wo er geblieben ist. Immer auf der Suche nach ihm. Allein.
    Lautes Rumpeln. Nicht nur ich lausche. War da etwas im Vorzimmer? Ich renne hinaus. Nichts. Ich öffne die Tür. Nichts. Wieder Rumpeln.
    „Ein Gewitter“, sagt Vesna.

Weitere Kostenlose Bücher