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Unter Tage

Unter Tage

Titel: Unter Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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an Schnupfen, Grippe, Keuchhusten? Natürlich der Film!«
    »Aber ich bitte Sie!«
    Trusk schüttelte nachsichtig lächelnd den Kopf. »Ein Sensifilm hat niemals psychosomatische Auswirkungen. Sie können im Film verbrannt werden, aber trotzdem sind Sie am Schluß der Vorstellung so lebendig und unversehrt wie alle anderen.«
    Cornings stöhnte. »Ja, ja, das weiß ich auch! Aber weiß es Mister Smith? Erinnert er sich an seine nassen Socken, wenn er mit Fieber im Bett liegt? Nein! Smith denkt sofort an den Film, an Harris, an die Kälte! Und sein Anwalt bestätigt ihn auch noch darin! Klagen in Millionenhöhe …«
    DeBorre lachte ärgerlich auf. »Frage mich, warum wir überhaupt einen Sensifilm produzieren, wenn Sie den Leuten nicht genügend Verstand zumuten, um zwischen Realität und simulierter Realität zu unterscheiden!«
    »Wir sollten sie vielleicht nicht gleich zu Beginn überfordern, Marcel«, riet Trusk beschwichtigend. »Mister Cornings’ Argumentation hat einiges für sich. Immerhin ist es der erste Sensifilm, der erste Film, der die Phantasie in den Köpfen der Zuschauer zur Realität werden läßt, der etwas wirklich Greifbares, Fühlbares bietet.«
    »Und aus diesen Gründen«, schloß Cornings selbstzufrieden, »bin ich dafür, die Möglichkeiten der supersensitiven Illusion vorerst noch nicht völlig auszunutzen. Schließlich müssen wir uns später auch noch steigern können, nicht wahr?«
    DeBorre und Trusk nickten folgsam. Cornings machte eine auffordernde Geste. »Meine Herren, an die Arbeit! Ändern Sie die erste Szene nach den soeben erarbeiteten Vorschlägen. Sie haben bis zur Premiere noch einen ganzen Monat Zeit. Wenn Sie mit den Änderungen fertig sind – wann wird das sein?«
    »In fünf Tagen«, erklärte Trusk.
    »Dann führen Sie Nat Fletcher den Spot vor. Er wird weiter entscheiden. Einverstanden?«
    Trusk und deBorre erhoben sich.
     
    *
     
    ORT: Washington; eine kühl eingerichtete Penthouse-Wohnung.
    ZEIT: 15. September; früher Vormittag.
    PERSONEN: Lyndon B. Wreckingworth (Pentagon Officer); Lloyd Orthwine (CIA).
     
    »Eine Schweinerei, Orthwine! Jawohl, Sie hören richtig, eine Schweinerei nenne ich das! Wer ist dafür verantwortlich? Reden Sie schon! Ich will wissen, wer dafür verantwortlich ist, daß sich das Sensiprinzip in den Händen von irgendwelchen dahergelaufenen Zivilisten befindet!«
    »Tut mir leid, Sir, aber die Panne ließ sich nicht vermeiden. Eine Verkettung unglücklicher Umstände! Die Wissenschaftler vom RAND-Institut haben das Prinzip der elektronisch simulierten Sinneswahrnehmung zufällig im Rahmen einer anderen Forschungsreihe entdeckt und nicht die richtigen Schlüsse gezogen: Personalmangel, Sie kennen das ja! Außerdem fand zu dieser Zeit gerade der Streik gegen die ersatzlose Streichung der Kaffeepause statt. Alles unkontrollierbare Faktoren. Darüber hinaus waren die Forschungen damals noch nicht abgeschlossen. Man dachte – soweit sich das aus den Laborprotokollen erkennen läßt – auch mehr an die Möglichkeit psychiatrischer Verwendung: Traumaufzeichnungen, Entschlüsselung von neurotischen Symbolen und so weiter.
    Nun ja, die Ergebnisse durchliefen anstandslos die Kontrollen im Pentagon, im State Department, beim OSI und auch bei uns. Danach wurden sie im Science Monitor veröffentlicht und erreichten so die Universitäten und die unabhängigen Institute. Wer hätte ahnen können …«
    »Manchmal habe ich den verdammten Eindruck, es nur mit Stümpern zu tun zu haben!«
    »Niemand konnte voraussehen, daß Preston aus den Formeln und Theorien einen betriebsfertigen Sensiprojektor baut, Sir; Sie erinnern sich an Preston?«
    »Dieser langhaarige, renitente Physiker vom Massachusetts Institute? Und ob ich mich an diesen Bastard erinnere! Ich habe selbst mit ihm gesprochen und ihn händeringend gebeten, den Projektor zu zerstören und die Baupläne dem Pentagon zu überlassen. Vergeblich. Selbst die Drohung, ihn einzuberufen und nach Brasilien zur Guerilla-Bekämpfung zu schicken, fruchtete nichts. Im Gegenteil! Der Kerl brüllte gleich nach dem Obersten Gerichtshof und faselte etwas von Erpressung. Sogar das Geld, das ich ihm anbot, hat er abgelehnt. Damals wußte ich noch nicht, warum, aber später habe ich erfahren, daß dieser … dieser aufgeblasene Wichtigtuer bereits einen Vertrag mit Warner, MGM und Cornings Cinema Ltd. abgeschlossen hatte. Jetzt lebt er in Saus und Braus irgendwo in Kalifornien und verpraßt seine Millionen auf den

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