Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter Verdacht

Unter Verdacht

Titel: Unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
Vom Netzwerk:
fügt sich von selbst, dachte sie kopfschüttelnd. Für die Mercura löste sich so auf wundervolle Art die prekäre Terminsituation. Es würde einen Änderungsauftrag geben, einen, in dem man keine Vertragsstrafe akzeptieren würde. Reeders Fröhlichkeit war mehr als verständlich.
    Doch wenn Sylvia genauer darüber nachdachte, so schlecht war das Ganze auch für sie nicht. Sie würde nun wieder intensiver an dem Projekt arbeiten – zusammen mit Karen. Vielleicht taute Karen dabei ja etwas auf. Sylvia hoffte es.

34.
    A uf dem Papier waren die Modifikationen am Kießling-Projekt relativ schnell gemacht. Karen und Sylvia saßen bereits eine Woche später im Flugzeug nach München, um die Pläne dem neuen Geschäftsführer vorzulegen.
    Karen las Zeitung. Sylvia schlief. Zumindest versuchte sie es.
    Die letzte Woche war für beide hektisch gewesen, voll mit Arbeit. Und obwohl ihr Umgang miteinander wieder vertrauter wurde, blieb das Verhältnis doch getrübt. Es waren feine Nuancen, die den Unterschied ausmachten, geschuldet dem Wissen über die Gefühle, die man voreinander verbarg. Während Sylvia wartete, dass Karen ihre Zurückhaltung aufgab, stand Karen zwischen Baum und Borke, weil sie spürte, dass sie einerseits genau das wollte, andererseits ihre Zweifel nicht überwinden konnte. Sie glaubte nicht, dass Sylvias Unsicherheit sich nun ins Gegenteil verkehrt haben sollte und sie bereit war, sich ihren Gefühlen auch in letzter Konsequenz hinzugeben. Sie sagte zwar, sie liebte sie, aber würde Sylvia bei einer körperlichen Annäherung nicht erneut einen Rückzieher machen? Da Karen nicht noch einmal zurückgestoßen werden wollte, beschloss sie, alles so zu belassen, wie es war.
    Karen weckte Sylvia, als das Flugzeug zur Landung ansetzte. Sylvia sah Karen benommen an. Sie war wohl doch etwas eingenickt. Entschuldigend sagte sie: »Ich bin heute nicht sehr unterhaltend.«
    Karen lächelte leicht. »Nein.«
    »Ich mache es auf dem Rückflug wieder gut«, versprach Sylvia.
    Vom Münchner Flughafen nahmen sie ein Taxi und fuhren direkt zu Kießling. Der neue Geschäftsführer, Schröder, nahm sie in Empfang. Schon auf den ersten Blick erkannte Sylvia, dass dieser hochgewachsene, drahtige Typ mit kohlrabenschwarzem, gestyltem Haar über und über von sich selbst überzeugt war.
    »Hatten Sie einen angenehmen Flug?« fragte Schröder, während er sie in den Besprechungsraum führte. Dort erwarteten sie drei weitere Herren. Zwei von ihnen kannten Karen und Sylvia aus dem letzten Meeting.
    Die bisherigen Baupläne waren an den Wänden ausgehängt. Ein Overheadprojektor stand, an einen PC angeschlossen, bereit für die Vorführung der neuen Pläne. Die Sekretärin brachte Kaffee und Gebäck herein, während man sich einander vorstellte. Nach einem einleitenden Geplänkel kam man schnell zur Sache.
    Bereits während Karens Präsentation der neuen Entwürfe stieß Sylvia Schröders Art und Weise mehrmals unangenehm auf. Er unterbrach Karen mitten im Satz und ohne Entschuldigung. Zwar waren seine Einwürfe präzise durchdacht, sein Ton jedoch ruppig, beinahe flegelhaft. Die Blicke, die Sylvia hin und wieder mit Karen austauschte, bestätigten ihren Eindruck. Karen fiel es sichtlich schwer, Schröders Art zu übergehen.
    Nach fast drei Stunden Präsentation, Erörterungen und Korrekturen unterbrach man schließlich die Besprechung und verschob die Fortführung auf den nächsten Tag.
    Schröder bedankte sich bei Karen und Sylvia. »Ich möchte Sie sehr gerne zu einem Abendessen einladen, wenn Sie nichts anderes vorhaben.«
    Karen sah Sylvia fragend an. Sylvia blickte wenig begeistert drein, nickte aber. Was half es. Schröder war der Auftraggeber, und er würde ziemlich sicher unfair reagieren, wenn sie ablehnten. Um wenigstens die Möglichkeit offenzuhalten, sich schnell und komplikationslos zu verabschieden, sagte Sylvia: »Aber weiter als bis in unser Hotelrestaurant schaffe ich es heute nicht mehr. Ich glaube, der Flug ist mir nicht bekommen.« Dämliche Ausrede! Aber Schröder schien das nicht aufzufallen.
    »Dann sehen wir uns um neunzehn Uhr?« fragte Schröder.
    »In Ordnung.«
    In ihrem Hotel angekommen, checkten Karen und Sylvia sich ein. »Zimmer 312 und 313.« Die Hotelangestellte reichte ihnen die Schlüssel. »Frühstück gibt es von sieben bis neun Uhr im Restaurant. Zu Ihren Zimmern geht es den Gang nach rechts und dann die Treppe hinauf.«
    »Ich werde erst mal duschen«, meinte Karen, während sie den Gang

Weitere Kostenlose Bücher