Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter Verdacht

Unter Verdacht

Titel: Unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
Vom Netzwerk:
Ihnen die Wahl. Es gibt Pizza.«
    »Klingt gut.«
    Dreißig Minuten später stand Torsten vor der Tür – einen Strauß duftender Blumen in der einen, eine Flasche Rotwein in der anderen Hand.
    »Verführungsblumen und Willensbrecher«, grinste er jungenhaft und folgte Sylvia in die Küche, wo der Tisch schon gedeckt war.
    »Die Pizza müsste jeden Augenblick fertig sein.«
    »Dann öffne ich schon mal die Weinflasche.«
    Sylvia reichte ihm einen Korkenzieher und nahm Gläser aus dem Schrank.
    »Ach übrigens – danke für die Einladung«, sagte er.
    »Probieren Sie erst das Essen, bevor Sie sich überschwänglich bedanken. Möglich, dass es ungenießbar ist«, gab Sylvia zu bedenken.
    »Glaub’ ich zwar nicht, aber falls doch, verspreche ich, tapfer zu sein.«
    Fünf Minuten später saßen sie beim Essen. Mozart kam, vom Duft angelockt, neugierig in die Küche getapst. Traurig-sehnsüchtig blickte er nach oben.
    »Sehen Sie einfach nicht hin«, sagte Sylvia, die dieses Spiel bestens kannte. »Er testet nur, ob er seinen Willen bekommt. An der Pizza ist er nicht im geringsten interessiert.«
    »Es sieht aber so aus, als wäre er sehr interessiert.«
    »Das ist ja sein Trick.«
    Torsten lachte. »Sind Sie auch Tierpsychologin?«
    »Ein wenig. Jedenfalls was Katzen und speziell diesen Kater betrifft«, erwiderte Sylvia leichthin. »Ansonsten bin ich keine große Psychologin.« Besonders nicht in letzter Zeit . Sylvia dachte an ihre verwirrenden Gefühle für Karen und ihr eigenes Unvermögen, sich diese zu erklären. Es gelang ihr weder mittels Mahnungen an die Vernunft, diese Gefühle zu unterdrücken, noch überzeugte sie sich selbst mit der lahmen Begründung, es handele sich bei alldem lediglich um eine Sympathie für Karen, die sich eben sehr schnell und deshalb für sie ungewohnt entwickelte. Das alles beunruhigte sie, und gleichzeitig genoss sie es auch.
    »Sylvia?«
    Sie sah in Torstens fragendes Gesicht. »Äh . . . ja?«
    »Sagen Sie nicht, Sie haben keine!«
    »Keine . . . was?«
    Torsten grinste. Ganz offenbar hing Sylvia ihren Gedanken nach. Und, das musste er zugeben, er hätte nichts dagegen, wenn diese Gedanken etwas mit ihm zu tun hätten.
    »Die berühmten drei Wünsche, wenn Sie sie hätten, was würden Sie sich wünschen?« wiederholte Torsten seine Frage.
    »Mit Wünschen soll man ja bekanntlich sehr vorsichtig sein. Eigentlich bin ich ganz zufrieden, so wie es ist.«
    »Eigentlich. Und uneigentlich? Gibt es da gar nichts?« Torsten blieb hartnäckig.
    »Einen Lottogewinn«, scherzte Sylvia.
    Doch die Frage löste bei ihr eine Gedankenflut aus. Wenn sie diese Frage ernsthaft beantworten sollte, was würde sie erwidern? Was wünschte sie sich? Sie hatte eine interessante, abwechslungsreiche Arbeit, eine Wohnung, in der sie sich sehr wohlfühlte, nicht viele, aber verlässliche Freunde. Gelegentlich vermisste sie die Nähe zu einem Menschen, mit dem sie alles teilen konnte. Aber nur vorübergehend. Soweit sie sich an ihre bisherigen Beziehungen zurückerinnerte, wich das wage Gefühl der Sehnsucht bald der Gewissheit, dass alles eine Illusion war. Das viel gepriesene Verständnis füreinander, die Bereitschaft, der anderen etwas von sich selbst zu opfern, das Einssein – sie hatte es nie gefühlt. Und ohne das wollte sie sich nicht tiefer einlassen, geschweige denn binden. War sie immer an die falschen Männer geraten, oder waren ihre Ansprüche zu hoch? So hatte sie beinahe aufgegeben, den richtigen Partner zu finden. Trotzdem fand Sylvia die Aussicht, ihr Leben auf Dauer nur mit einem Kater zu verbringen, nicht gerade rosig.
    Sie waren fertig mit dem Essen, und Sylvia schlug deshalb vor, die Unterhaltung im Wohnzimmer fortzusetzen.
    »So, so, ein Lottogewinn«, knüpfte Torsten an ihr Gespräch von eben an. »Mir scheint, Sie sind nicht unbedingt die Frau, die in so einem Fall ihren Lebensstil ändern würde.«
    »Sie meinen Shopping, Friseure, Maniküre, Polo, Golf, eine Yacht – das alles passt nicht zu mir?«
    »Nicht ausschließlich. Sie sind nicht gemacht für ein solches Dolce vita.«
    »Da wissen Sie aber mehr als ich.«
    »Glauben Sie mir. Die Herausforderung, welche die Wahl eines Abendkleides oder die Verbesserung Ihres Handicaps stellt, würde Ihnen auf Dauer nicht genügen.«
    »Danke, dass Sie so eine hohe Meinung von mir haben. Ich muss gestehen, ich weiß nicht, ob ich ein solches Leben wirklich so scheußlich fände.«
    Sie lachten beide.
    Gegen zehn stand Torsten

Weitere Kostenlose Bücher