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Unter Verdacht

Unter Verdacht

Titel: Unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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grinste natürlich nur. Na toll. Ellen hatte Sylvia eingeladen. Hierher!
    Sylvia sah sich um. »Gut besucht, das Lokal.« Dann fiel ihr auf, dass an den meisten Tischen Männer zusammen saßen, zu zweit, dritt oder auch mehr, gepflegt und modisch schick, manche auch auffallend exotisch gekleidet. Viele besaßen eine ganz eigene Ausstrahlung.
    »Interessante Männer, nicht wahr?« sagte Ellen, die Sylvia beobachtete.
    »Leons Markt, vermute ich.« Sylvia grinste.
    »Ja, leider.« Ellen seufzte.
    »Wollen wir nun endlich das Büfett erstürmen?« schlug Karen unwirsch vor. »Ich habe nämlich einen Bärenhunger.«
    »Ach, deshalb brummst du so«, sagte Ellen mit einem Lächeln.
    Der Vorschlag wurde angenommen. Ein paar Minuten später saßen sie – gut versorgt mit Brötchen, Wurst, Käse, Buletten, Rührei und Schälchen gefüllt mit Obstsalat, Müsli, Pudding oder ähnlichem – wieder am Tisch. Der Kellner kam und brachte die Getränke. Ellen und Sylvia hatten Orangensaft bestellt und Karen einen Milchkaffee.
    »Darf ich Sie etwas fragen, Sylvia?« Ellen schnitt sich ein Brötchen auf.
    »Nur zu«, ermunterte Sylvia.
    »Wie lange sind Sie schon an der Uni?«
    »Meine Studienzeit mit eingerechnet?«
    »Wie Sie möchten.«
    »Dann sind es fast zwanzig Jahre.«
    »Und es macht immer noch Spaß? Ich meine, den ganzen Tag Vorlesungen geben, jahraus, jahrein denselben Stoff?«
    »Sie teilen scheinbar die weitverbreitete falsche Vorstellung, dass Universitätsmitarbeiter nur mit trockener Grundlagentheorie kämpfen. Das ist aber nicht der Fall.«
    »Ich weiß, Sie sind öfter als Beraterin tätig. Aber Ihre Arbeit ist doch auch in diesen Fällen eher die am Schreibtisch. Drängt es Sie nie, einmal vor Ort zu gehen und dabei zu sein, wie das entsteht, was Sie geplant oder entworfen haben?« wollte Ellen wissen.
    »Sie irren sich, wenn Sie glauben, ich dirigiere alles vom Schreibtisch aus. Beratung heißt zu einem großen Teil auch Controlling. Je weiter ein Projekt fortschreitet, um so häufiger bin ich auch auf der Baustelle«, erklärte Sylvia.
    »Wie viele Projekte betreuen Sie im Schnitt pro Jahr?«
    »Zwei bis drei. Manchmal laufen sie parallel.«
    »Und das alles neben Ihrer Arbeit als Dozentin?«
    »Ja. Hin und wieder kommt auch noch eine Veröffentlichung in einer Fachzeitschrift hinzu.«
    »Und in ganz speziellen Fällen nehmen Sie sich dann auch noch den Problemen anderer an«, ergänzte Ellen.
    Sylvia lächelte leicht. »Wenn es sich so ergibt.« Dann fügte sie hinzu. »Aber im Grunde genommen habe ich ja nichts Besonderes getan.«
    Das konnte Karen so nicht stehenlassen. »Ihre Bescheidenheit in allen Ehren, Sylvia, aber ohne Sie würde ich jetzt wohl eher in einer Befragung bei der Polizei sitzen, als hier gemütlich mit Ihnen zu plaudern. Ihr Rat, die Buchprüfung zu verweigern, war Gold wert.«
    Sylvia winkte ab. »Gute Ratschläge sind umsonst. Inwieweit der Ihnen wirklich weiterhilft, wird sich erst zeigen, wenn die so gewonnene Zeit auch Nutzen bringt. Das heißt, es kommt hauptsächlich darauf an, ob Sie herausfinden, wer in Ihrer Firma die Unterschlagungen nun wirklich begangen hat und wie.«
    »Ich werde morgen mit Reimann zusammenkommen. Dann können wir endlich Nägel mit Köpfen machen.«
    »Stellen Sie sich das nicht so einfach vor«, warnte Sylvia. »Jeder einigermaßen clevere Betrüger legt falsche Spuren aus. Prüfen Sie deshalb eine Sache lieber dreimal, bevor Sie sie glauben. Und seien Sie immer auf Überraschungen gefasst.«
    »Sie machen mir ja Mut.« Karen musste diesen Dämpfer erst einmal verdauen.
    »Tut mir leid. Aber so ist das nun einmal.« Aus den Erzählungen ihres Vaters kannte Sylvia eine Vielzahl von Fällen, die eben noch klar und beinahe abgeschlossen schienen, dann doch eine plötzliche Wende genommen hatten. Sowohl mit positiven als auch mit negativen Folgen für die Mandanten ihres Vaters. »Oder glauben Sie, Deutschland ist die Ausnahme und das einzige Land, wo niemand unschuldig verurteilt wird?«
    Ellen und Karen sahen sich bedrückt an.
    »Ehrlich gesagt, darüber habe ich noch nie nachgedacht«, gestand Karen. »Aber es ist wohl eher unwahrscheinlich.«
    Sylvia nickte. »Und deshalb mache ich mir die größten Sorgen um Sie, Karen«, setzte sie eindringlich hinzu.
    »Aber ich habe keine andere Möglichkeiten zu handeln als die, die ich bereits in Gang gesetzt habe«, sagte Karen hilflos.
    »Das stimmt nicht ganz«, widersprach Sylvia. »Ich wüsste da noch

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