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Unter Verdacht

Unter Verdacht

Titel: Unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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entkräften.«
    »Wie sollte sie auch gegenüber völlig haltlosen Vorwürfen argumentieren?«
    Wütend ging Sylvia in ihr Büro, knallte die Tür hinter sich zu und ließ Keller damit einfach draußen stehen. Was bildete sich der Mann ein? Erst spielt er den guten Onkel und dann droht er ihr praktisch. Das Ganze war nichts anderes als ein Versuch sie einzuschüchtern und an Informationen zu gelangen. Ziemlich link, meine Herren! Und leicht zu durchschauen!
    Wütend auf Keller und darüber, dass ihre Pause vertan war, machte Sylvia sich fünf Minuten später auf den Weg zur nächsten Vorlesung.
    Als Sylvia gegen zwanzig Uhr nach Hause kam, wartete Mozart bereits ungeduldig auf sein Futter. Wie gewohnt lief er schnurrend zwischen ihren Beinen in Richtung Küche, wo sein Futternapf stand. Sylvia füllte die andere Hälfte der Büchse vom Morgen in den Napf. Mozart fraß gierig.
    Ein schnell zubereitetes Rührei mit Toast beseitigte dann auch Sylvias leeres Gefühl im Magen.
    Anschließend genehmigte sie sich ein Glas Weißwein, nahm es mit ins Wohnzimmer, wo sie sich auf die Couch legte, um die Zeitung zu lesen. Mozart kam und machte es sich auf ihrem Bauch bequem. Während Sylvia ihn mit einer Hand hinter den Ohren kraulte, hielt sie mit der anderen die Zeitung und las die Schlagzeilen. Nach etwa fünf Minuten stellte sie jedoch fest, dass sie das Gelesene nicht aufnahm. Ihre Gedanken schweiften immer wieder ab. Sie beschäftigten sich mit den Ereignissen der letzten Tage, und ihre Gedanken endeten stets bei Karen.
    Sylvia strich gedankenverloren über Mozarts weiches Fell. Karen faszinierte sie! Ihr Humor, ihr Lächeln, ihre Angriffslust im Fachstreit. Zudem überraschte Karen immer wieder mit verblüffender Offenheit – und Warmherzigkeit. Sie wollte Karen unbedingt aus ihrer vertrackten Situation heraushelfen. Dass sie dabei ihren Job aufs Spiel setzte, war ihr zwar nicht egal, aber sie würde dieses Risiko tragen. Natürlich war das die blanke Unvernunft, doch diese Erkenntnis ignorierte Sylvia bewusst. Und an der Stelle musste sie sich fragen, warum sie das tat. »Weil ich Sie mag«, hatte sie Karen auf die diesbezügliche Frage geantwortet. Eine harmlose Antwort, abgesehen von ihrem Herzklopfen, das überhaupt nicht harmlos war.
    Heute Vormittag war sie dieser Miriam in Karens Büro begegnet. Und die ließ unmissverständlich durchblicken, dass sie und Karen ein Paar waren. Sylvia erinnerte sich an ihre Verwirrung und ihre Abneigung gegenüber Miriams Arroganz. Und wie erklärst du deine Enttäuschung? Ja, sie war enttäuscht. Aber worüber eigentlich? Darüber, dass Karen ihr gegenüber bisher kein Wort von Miriam erwähnt hatte. Aber war es nicht Karens Entscheidung, inwieweit sie Einblick in ihr Privatleben gewährte? Oder war Sylvia enttäuscht, weil sie davon ausgegangen war, dass Karen allein war? Weil sie gehofft hatte, dass sich eine Freundschaft zwischen ihnen entwickelte? Aber dem stand doch nichts entgegen. Warum sollte Karen deshalb keine Lebensgefährtin haben? Sie selbst traf sich mit Thomas, einem humorvollen, sympathischen Mann. Zwar lief nichts zwischen ihnen, aber was nicht war, konnte ja noch werden.
    Sylvia musste sich eingestehen, dass sie nichts mit dem Durcheinander ihrer Gedanken und Gefühle anfangen konnte. Nur eines war sicher: Die Ereignisse der letzten Tage hatten Hektik und Unruhe in ihr Leben gebracht.

12.
    K aren verbrachte den Samstag Vormittag damit, liegengebliebene Post zu bearbeiten. Sie kam zügig voran. Gegen halb eins hatte sie das letzte Fax per E-Mail beantwortet und schaltete den Computer aus.
    Als hätte er genau auf diesen Moment gewartet, meldete sich knurrend ihr Magen und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die Tatsache, dass sie bis jetzt nur einen mageres Frühstückstoast und Kaffee zu sich genommen hatte. Kurz entschlossen griff sie zum Telefon und rief bei Ellen an.
    »Kann ich mich bei dir zum Mittag einladen?«
    »Wenn du mit Hühnerfrikassee und Reis zufrieden bist.«
    »Hört sich himmlisch an.«
    »Dann sei in einer halben Stunde da.«
    »Bis gleich.« Karen legte auf.
    Bereits fünfzehn Minuten später klingelte Karen bei ihrer Schwester an der Tür. Ellen öffnete kurz darauf.
    »Komm rein. Du kannst schon mal den Tisch decken.«
    Karen folgte Ellen in die Küche, nahm Teller und Besteck aus dem Schrank und stellte alles auf den Tisch.
    »Wie läuft es bei dir?« erkundigte sich Ellen währenddessen. »Habt ihr, du und Reimann, schon etwas gefunden, wo

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