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Unterholz: Alpenkrimi (German Edition)

Unterholz: Alpenkrimi (German Edition)

Titel: Unterholz: Alpenkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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einfach auf den Boden geworfen. Kniehoch stand man hier in seinem Lebenswerk.
    »Das hast alles du gezeichnet?«
    Ostler hielt das nächstbeste Blatt hoch und betrachtete es. Für ihn war nicht zu erkennen, was die Zeichnung darstellte.
    »Was bedeuten die Kringel, Michl?«
    »Das ist lange her.«
    »Eine Skizze?«
    »Nein, das ist schon fertig. Ein Gefühl ist das. Wut. Kennst du das Gefühl, Ostler? Wenn du dir mit dem Hammer auf den Daumen geschlagen hast? Diese Wut schaut so aus.«
    Und tatsächlich, hier war die Wut pur gezeichnet. Der rasante Anstieg der Aggression, das Entstehen eines unentrinnbaren Gefühls aus dem Nichts heraus – alles war da zu sehen. Ostler war fasziniert.

54
Zwischen Berg und Unterg’hölz
liegt meine Heimat Werdenfels.
Gstanzl
    Jennerwein setzte sich unter einen kleinen, stämmigen Ahornbaum, um Atem zu schöpfen. Die kugelsichere Weste hatte nicht nur ein ziemliches Gewicht, sie behinderte auch beim Gehen in freiem Gelände. Jennerwein dachte bewundernd an die Jungs von der Zugriffstruppe, denen diese Schutzkleidung zu einer zweiten Haut geworden war. Aber diese Kollegen waren ja auch ein paar Jahre jünger als er. Bevor sich Jennerwein niedersetzte, hatte er einen schnellen prüfenden Blick nach oben in die Krone des Ahorns geworfen. Von dort drohte keine Gefahr. Zwischen den dünnen Zweigen des Baums saßen keine sprungbereiten Kampfmaschinen, um sich auf einen müden Wanderer zu stürzen. Jennerwein streckte die Beine aus und nahm die nähere Umgebung in Augenschein. Im Umkreis von zwanzig, dreißig Metern gab es lediglich leichte Bodenerhebungen, kleinere Felsen und niedriges Strauchwerk, hinter all dem konnte man sich kaum vollständig verbergen. Es war auch unmöglich, sich diskret anzuschleichen, ohne gesehen zu werden. Die einzige Angriffsmöglichkeit war ein direkter Beschuss aus dem dreißig Meter entfernten, blickdichten Bergwald. Er hoffte, dass es dazu nicht kommen würde. Ruhig war es hier oben. Keinerlei Zivilisationsgeräusche drangen an sein Ohr, nur das Summen der Bienen war zu hören. Trotzdem spürte es Jennerwein: Es lag etwas in der Luft. Er blickte um sich. Er musste sich südwestlich von der Wolzmüller-Alm befinden, vielleicht fünfzig Höhenmeter unterhalb und schätzungsweise eine halbe Stunde entfernt. Die halbe Stunde galt allerdings nur, wenn man sich strammen Schrittes und auf dem ausgewiesenen Weg dorthin bewegte. Wenn man jedoch schlendern und stocken musste, wenn man über unebenes Gelände klettern und daneben auch noch weitere Merkmale eines Idiot savant zum Besten zu geben hatte, dann würde es sicher eine gute Stunde dauern, bis er die Alm erreichte. Aber er war ja schließlich als Lockvogel hier. Jennerwein war sich mit dem Rest des Teams darüber einig gewesen, dass ein Angriff in der Nähe der Wolzmüller-Alm ziemlich unwahrscheinlich war. Das Gelände war dort viel zu übersichtlich, und die Äbtissin konnte sich nicht sicher sein, dass dort nicht schon Beamte postiert waren. Wenn der Angriff überhaupt zustande kam, dann war solch eine Stelle wie die jetzige viel geeigneter. Jennerwein versuchte, sich zu konzentrieren. Er fühlte sich äußert unbehaglich. Die Schutzweste schnürte ihn ein, der falsche Vollbart kratzte, und unter dem dicken Lodenmantel kochte die Luft. Wie hielt der Wolzmüller Michl das aus?
    »Was für die Kältn hilft, hilft auch für die Hitz’«, hatte der Michl auf die Frage geantwortet, warum er denn den Mantel im Sommer nicht auszog.
    Jennerwein sah sich noch einmal genau um, dann erst zog er unter dem Lodenmonstrum das Mobiltelefon aus der Hosentasche. Er wollte seinem Team mitteilen, wo er sich befand. Man hatte vereinbart, nur im allergrößten Notfall zu telefonieren, darum schrieb er eine SMS:
½ h SW von WÖ-Alm
ca. Pos. 16
alles ok
breche jetzt auf
g je
    Jennerwein stammte aus einer Generation, die nicht daran gewöhnt war, eine SMS blind abzusetzen. So ging das Touch Typing im Inneren des Lodenmantels nicht so schnell vonstatten, wie Jennerwein sich das vorgestellt hatte. Er war sich auch nicht sicher, ob er sich nicht grade eben verschrieben hatte.
    »Was solls«, murmelte er und steckte den Kopf schnell unter den Mantel. Er blickte auf das leuchtende Display, tippte die Nachricht schnell und fehlerfrei, schickte sie ab und steckte den Apparat wieder in die Hosentasche. Als er den Kopf aus dem Dunkel des Mantels ins Taghelle hob, wusste er: Hier stimmt etwas nicht. Aber da war es schon zu spät.

    Ein

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